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Wirtschaft: Die Bahn macht Druck

Lieferanten werden gezwungen, sich an Sanierung zu beteiligen

Düsseldorf (ek/HB). In einer beispiellosen Briefaktion hat die Deutsche Bahn AG rund 330 kleinere Lieferanten aufgefordert, zehn Prozent ihres aktuellen JahresUmsatzes mit dem staatlichen Schienenkonzern als „einmaligen Sanierungsbetrag“ zurückzuzahlen. Angesichts ihrer schwierigen wirtschaftlichen Lage müsse die Deutsche Bahn Beschaffungsprozesse optimieren und das „gegenwärtige Lieferantenportfolio einer umfassenden Überprüfung unterziehen“, heißt es in dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt.

Hunderte Hersteller von Schienenfahrzeug-Ersatzteilen sowie Ingenieurbüros sind aufgefordert worden sein, einen einmaligen Beitrag zur Sanierung des Unternehmens zu leisten. Mit den großen Lieferanten wie Bombardier, Siemens oder Alstom sowie den großen Bauunternehmen solle individuell über Preisnachlässe verhandelt werden. Der Einkaufschef der Deutschen Bahn, Stefan Garber, dementierte gleichwohl, dass das Unternehmen seine Lieferanten unter Druck setzt. Die Bahn appelliere lediglich an einen „Goodwill“, also an den guten Willen der Zulieferer, sagte Garber. Auf künftige Vergabe-Entscheidungen könne das Verhalten der Lieferanten aber keinen Einfluss haben, da diese weit überwiegend nach öffentlichem Vergaberecht gefällt würden und damit juristisch überprüfbar seien, sagte der Einkaufschef am Mittwoch.

Mit einem Sanierungsprogramm im Einkauf will die Bahn zwischen 2001 und 2005 insgesamt 1,9 Milliarden Euro einsparen. Schritte dazu seien neben der Briefaktion intensive Dialoge mit allen größeren Auftragnehmern, sagte Bahn-Einkaufschef Garber. Ziel sei es, Kostensenkungspotenziale insbesondere in der technischen Entwicklung zu realisieren.

Die Deutsche Bahn ist mit durchschnittlich 10 Milliarden Euro Bestellvolumen pro Jahr einer der größten Auftraggeber in Deutschland. Die Briefaktion hat beim Branchenverband der Bahnindustrie Unverständnis ausgelöst.

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