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Bahn-Chef Rüdiger Grube und Aufsichtsrats-Chef Utz-Hellmuth Felcht stehen sich in Potsdam gegenüber.

© dpa

Die Bahn und der Fall Pofalla: Neuer Chef-Lobbyist kommt im März

Seit Tagen liegt Bahn-Chef Grube mit seinem Aufsichtsrat über Kreuz - jetzt deutet sich ein Kompromiss beim Streit über einen Politik-Beauftragten an. Unklar ist, ob Pofalla noch eine Chance hat.

Die Erklärung aus dem Bahn- Tower hatte durchaus humoristisches Potenzial. Man arbeite „seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammen“ und wolle das auch in Zukunft tun, teilten Rüdiger Grube, Vorstandschef der Deutschen Bahn, und Utz-Hellmuth Felcht, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, am Dienstag mit. In den vergangenen Tagen war ein ganz anderer Eindruck entstanden: Grube hatte am Aufsichtsrat vorbei Ex-Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) als Cheflobbyist in den Bahn-Vorstand holen wollen. Felcht und große Teile des Kontrollgremiums fühlten sich übergangen und monierten, davon erst aus den Medien erfahren zu haben – obwohl sie es sind, die über solche Personalien zu entscheiden haben, nicht Grube. „Felcht ist einer vom alten Schlag, der achtet auf die Kleiderordnung“, sagt ein Aufsichtsrat.

Ein peinlicher Vorgang, der Felcht wie Grube dumm dastehen lässt. Nun aber überraschen der Chef und sein Kontrolleur mit dem Hinweis, der Aufsichtsrat habe Grube im Herbst 2013 darum gebeten, die Nachfolge des bisherigen Politik-Beauftragten Georg Brunnhuber zu regeln, der demnächst in Rente geht. Ein entsprechendes Konzept samt Personalvorschlag für den Bereich „Wirtschaft, Politik und Regulierung“ solle bis Ende März vorliegen, heißt es weiter. Pofalla wird in der Erklärung nicht namentlich erwähnt – und offen ist, ob der Politiker noch für die Stelle nach der heftigen Debatte überhaupt noch vermittelbar ist. Die Bahn hat seinen Namen bislang offiziell nicht genannt. Am Montag hatte allerdings die Bundesregierung bestätigt, dass Pofalla im November Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über einen möglichen Wechsel zu dem Konzern informiert habe. Die wiederum hatte SPD- Chef Sigmar Gabriel in Kenntnis gesetzt.

Unklar ist, ob damit alle Unstimmigkeiten zwischen Grube und Felcht ausgeräumt sind. Zuletzt war in Berlin kolportiert worden, Felcht sei längst in das Thema Pofalla eingeweiht gewesen – obwohl er noch am Sonntag mitgeteilt hatte, dass Veränderungen im Vorstand während der letzten Sitzungen des Aufsichtsrats kein Thema gewesen seien. Vertreter der Arbeitnehmer und der Politik hatten sich gegen eine weitere Erweiterung des Bahn-Vorstands gewandt, der schon jetzt aus acht Personen besteht. Ein Vertreter sagte, nun bestehe die Chance, das „Affentheater der vergangenen Tage“ zu beenden. Es habe dem Unternehmen sehr geschadet. „Wir haben weiß Gott andere Probleme.“

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