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Wirtschaft: Die Bahn verdoppelt ihren Gewinn

Mehdorn: Konzern ist fit für die Börse / Derzeit keine Preiserhöhung geplant

Frankfurt am Main – Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr kräftig zugelegt und sieht sich bereit für einen Börsengang. „Das Unternehmen ist hervorragend unterwegs“, sagte Konzernchef Hartmut Mehdorn am Montag bei der Vorlage der Geschäftszahlen in Frankfurt am Main. Alle Geschäftsfelder hätten Gewinne verbucht. „Zum ersten Mal in ihrer Geschichte fährt die Deutsche Bahn AG von Jahresbeginn an in den schwarzen Zahlen“, sagte Mehdorn. „Wir melden das Unternehmen damit kapitalmarktfähig.“ Der Konzern profitiere von der anziehenden Konjunktur, steigenden Fahrgastzahlen und Impulsen durch die Fußball-WM. Wegen weiter steigender Energiekosten schloss der Bahnchef eine Erhöhung der Ticketpreise nicht aus. „Das Thema steht aber derzeit nicht auf dem Programm“, sagte Mehdorn.

Dass der Konzern die höheren Kosten gut wegsteckt, zeigt das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). Es kletterte im ersten Halbjahr auf 936 Millionen Euro. Das waren 480 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. Selbst die Schienengüterverkehrstochter Railion schaffte den Weg zurück in die schwarzen Zahlen. „Wir gehen bei Railion von einer dauerhaften Wende aus“, sagte Mehdorn. Ursprünglich hatte der Konzern bei seiner Tochter erst 2007 mit einem Gewinn gerechnet. Auch der Umsatz der Bahn legte stark zu. Er stieg fast um ein Fünftel auf rund 14,5 Milliarden Euro. Rechnet man Unternehmensverkäufe und -zukäufe heraus bleibt laut Mehdorn noch immer ein Wachstum von gut acht Prozent.

Wegen des guten ersten Halbjahres ist der Bahnchef auch optimistischer für das Gesamtjahr geworden. Die Prognose für das Ebit sei auf mindestens 1,9 Milliarden Euro angehoben worden, sagte Mehdorn. Im März lag die Prognose noch bei 1,55 bis 1,62 Milliarden Euro. Finanzvorstand Diethelm Sack hatte die Anhebung schon vor kurzem angedeutet. Beim Umsatz werden nun mindestens 28,5 Milliarden erwartet – eine halbe Milliarde mehr als bisher. 2005 hatte die Bahn noch einen Umsatz von gut 25 Milliarden und ein Ebit von 1,35 Milliarden Euro erzielt.

Mehdorns Ebit-Prognose von 1,9 Milliarden Euro hält Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) für unrealistisch: „Mit Kosteneinsparungen allein ist das nicht zu erreichen“, sagte Sarrazin, der von 2000 bis 2001 dem Bahn-Vorstand angehörte, dem Handelsblatt. Zugleich warnte er vor einer baldigen Festlegung der Regierung zum Börsengang: „Eine Entscheidung darüber, wann die Bahn an die Börse gehen soll, halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für völlig verfrüht.“

Bahnchef Mehdorn sieht die guten Zahlen als Bestätigung für seine Forderung, die Bahn als integrierten Konzern – also inklusive Schienennetz – an die Börse zu bringen. Ende September wollen Regierung, Bundestag und Bundesrat darüber entscheiden. In der Politik gibt es immer mehr Stimmen, die sich für ein Kompromissmodell aussprechen – das so genannte Eigentumsmodell. Der Bund behält dabei das Netz und beauftragt die Bahn mit der Bewirtschaftung. Mehdorn sagte jedoch: „Nur ein integrierter Konzern ist börsenfähig. Ein Netz sollte man nicht nur verwalten, es gehört in ein Gesamtsystem.“ Obwohl das Netz heute Teil des DB-Konzerns sei, funktioniere schließlich der Wettbewerb.

Betont gelassen gaben sich Mehdorn und Sack bei den Auswirkungen des Immobilienstreits mit der Bundesregierung. „Da soll wohl ein Sommerloch gefüllt werden“, sagte der Bahnchef. Sein Finanzvorstand verwies darauf, dass man sich mit dem Bund im Grundsatz über die richtige Verteilung von Immobilien zwischen der Holding und den für die Infrastruktur zuständigen Tochterfirmen (Netz, Energie, Bahnhöfe) geeinigt habe. Er rechne mit der Umbuchung von Vermögenswerten von insgesamt 400 Millionen Euro, die aber keinerlei Auswirkung auf die Bilanz des Konzerns habe, sagte Sack. Dem Steuerzahler sei kein Schaden entstanden.

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