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Wirtschaft: Die Bahn wird langsamer

Konzern plant 3000 große Baumaßnahmen in diesem Jahr. Strecken werden teilweise komplett gesperrt

Berlin - Bahnkunden müssen sich auf vielen Strecken auf längere Fahrzeiten einstellen. Die Deutsche Bahn veröffentlichte am Freitag in Berlin ihre Planungen für das Schienennetz. Allein in diesem Jahr sind über 3000 große Baumaßnahmen vorgesehen, die sich auf 28 Streckenkorridore konzentrieren (siehe Karte). Bahnvorstand Stefan Garber wehrte sich jedoch gegen Kritiker: „Wir haben kein marodes Schienennetz.“ Der Konzern habe zudem immer das für die Instandhaltung des Netzes nötige Geld ausgegeben, sagte Garber mit Blick auf einen Bericht des Rechnungshofs. Es gebe auch keine Sicherheitsprobleme.

Die Bahn kündigte an, dass die Kunden in den Regionen in den kommenden Wochen über die konkreten Auswirkungen der Bautätigkeiten informiert werden sollen. In Berlin und Brandenburg ist es Mitte nächster Woche so weit.

Auf einigen Strecken seien Teil- und Komplettsperrungen für mehrere Tage bis Wochen nötig. „Es wird im Fernverkehr aber nicht weniger Züge geben, nur längere Fahrzeiten“, sagte der Bahnvorstand. Bei Regionalzügen werde unter Umständen Ersatzverkehr eingerichtet werden. Die Bahn will außerdem Baufahrpläne erstellen mit den voraussehbaren Verzögerungen.

Seit mehreren Tagen wird spekuliert, die Bahn plane ein zusätzliches Sanierungsprogramm insbesondere für vernachlässigte Strecken in Westdeutschland. Von bis zu fünf Milliarden Euro für drei Jahre war die Rede. Der Konzern stellte nun klar, dass kaum zusätzliches Geld investiert werde. Die Mittel bewegten sich im Rahmen der vergangenen Jahre, nur der Schwerpunkt habe sich in Richtung Gleisanlagen verschoben. Das heißt, in den kommenden Jahren will der Konzern in die Instandhaltung der Infrastruktur jeweils etwas mehr als 1,6 Milliarden Euro stecken. Dafür muss das Unternehmen eigenes Geld aufwenden. Hinzu kommen 2,5 Milliarden Euro an Bundesmitteln für Ersatzinvestitionen, die die Bahn um weitere 500 Millionen aufstockt. Dass es vor allem um westdeutsche Strecken gehe, liege nur daran, dass diese zur gleichen Zeit ein Alter erreichen, in denen die Erneuerung notwendig werde, sagte Garber.

„Die Leistung, die wir fahren, könnten wir gar nicht auf einem maroden Schienennetz schaffen“, sagte Garber. Er verwies darauf, dass auf wichtigen Strecken mittlerweile mehr Züge fahren würden als eigentlich vorgesehen. Das werde nur dadurch möglich, dass auf Pufferzeiträume verzichtet würde, die eigentlich für Instandhaltungsmaßnahmen oder zur Abfederung von Verspätungen vorgesehen sind. Auf der Verbindung zwischen Karlsruhe und Basel liege die aktuelle Auslastung bei bis zu 133 Prozent, wobei bis 2014 eine Zunahme des Verkehrs von 20 Prozent prognostiziert werde. Durch die Beseitigung von Engpassstellen und neue Technik werde die Bahn dafür sorgen, dass auf dem bestehenden Netz mehr Züge als bisher fahren können. „Irgendwann werden wir aber auch neue Gleise brauchen“, sagte Garber.

Die Bahn betreibt ein Schienennetz von mehr als 34 000 Kilometern. Im vergangenen Jahr erlebte die Eisenbahn in Deutschland einen starken Aufschwung. Der Personenverkehr auf der Schiene wuchs um vier Prozent, während es im Autoverkehr ein Minus von zwei Prozent gab. Das Güteraufkommen legte um elf Prozent zu. Für den Zeitraum 2004 bis 2015 wird beim Personenverkehr ein Zuwachs von 17 Prozent und beim Güterverkehr von 41 Prozent erwartet.

Verkehrspolitiker erneuerten am Freitag allerdings ihre Kritik an der Bahn. Winfried Hermann von den Grünen sagte, das vorgestellte Konzept werde nicht ausreichen, das Netz zukunftsfähig zu machen. Zudem täusche die Bahn bei den Investitionszahlen. Horst Friedrich, Verkehrsexperte der FDP, sagte: „Die Erklärungsversuche der DB sind großenteils falsch und irreführend.“ Dirk Fischer (CDU) warf der Bahn vor, „das wertvolle Infrastruktureigentum des Bundes“ nicht sorgsam gepflegt zu haben.

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