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Wirtschaft: Die Bankgesellschaft verdient besser

Sanierung abgeschlossen – Beim Verkauf von Weberbank und Berliner Bank lässt sich der Konzern Zeit

Berlin – Die Bankgesellschaft Berlin ist mit mehr Gewinn ins Jahr 2005 gestartet. Das Ergebnis vor Steuern stieg im ersten Quartal auf 46 Millionen Euro, dies waren 29 Millionen Euro mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, wie der Konzern, der zu rund 81 Prozent dem Land Berlin und zu etwa zehn Prozent der Norddeutschen Landesbank (NordLB) gehört, am Donnerstag mitteilte. Unter dem Strich stand ein Plus von 29 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr strebt der Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter trotz anhaltend schwacher Marktlage eine „weitere Verbesserung“ des Vorsteuerergebnisses an. Im vergangenen Jahr waren 119 Millionen erreicht worden. Die Risiken gelten als abgedeckt. Bei Risikoaktiva von 41,7 Milliarden. Euro hat das Institut eine Risikovorsorge von insgesamt 4,8 Milliarden Euro gebildet.

Schon heute sei die Bankgesellschaft Berlin mit ihren Marken Sparkasse und Berliner Bank der größte Anbieter von Bankleistungen in der Region. Die Sparkasse bringt es auf einen Marktanteil von rund 43 Prozent, die Berliner Bank mit etwa 360000 Kunden auf rund sieben Prozent. Dies sei jedoch nicht genug, so Vetter, die Marktposition solle gestärkt werden. Nachdem der Aufwärtstrend bisher vor allem auf Kosteneinsparungen und eine geringere Risikovorsorge zurückzuführen war, sollen nun auch die Erträge gesteigert werden.

Besonders hob Vetter hervor, dass es dem Bankkonzern gelungen sei, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Als Beispiel nannte er, dass der Absatz an Sofia-Zertifikaten (strukturierte Wertpapier-Anlageprodukte für Privatkunden) im vergangenen Jahr auf 338 Millionen Euro gesteigert und damit fast verdreifacht werden konnte. Im Versicherungsgeschäft stieg die Netto-Beitragssumme 2004 um 73 Prozent auf rund 461 Millionen Euro. Ein Projekt, das vor wenigen Wochen beschlossen wurde: Nachdem die Bankgesellschaft ihren Anteil an der Fondsgesellschaft BB-Invest von 50 Prozent auf 100 Prozent erhöht hat, soll nun die Sparkasse eine Vertriebsoffensive mit Produkten von BB-Invest starten.

„Die strategische Neuausrichtung ist weitgehend und erfolgreich abgeschlossen, der größte Teil des Personalabbaus ist erledigt, die Sanierung ist bis auf Restarbeiten erledigt“, sagte Vetter weiter. Zu diesen Restarbeiten – unter anderem der von der EU verlangte Verkauf der Weberbank und der Berliner Bank (bis Anfang 2007) äußerte sich Vetter nicht näher.

Der Verkauf der Tochter Weberbank soll bis zum Sommer perfekt sein. Derzeit wird intensiv mit der Westdeutschen Landesbank verhandelt, ein Ende ist aber noch nicht absehbar. Thomas R. Fischer, Vorstandschef der WestLB, erklärte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz des Bundesverbandes öffentlicher Banken in Frankfurt (Main) zur Weberbank: „Die Verhandlungen laufen. Wir gehen davon aus, dass wir sie zu einem guten Ende bringen. Wann das sein wird, ist schwer zu sagen. Es handelt sich um komplexe Gespräche. So etwas zieht sich hin. Wir sind Kaufleute und schauen uns alles sehr genau an."

Bei der Suche nach einem geeigneten Investor für die Berliner Bank werde man sich die gebührende Zeit nehmen, sagte Vetter. Die Bankgesellschaft wolle nicht nur einen guten Preis erzielen, sondern trage auch Verantwortung für die Kunden sowie für die Mitarbeiter – und was aus ihnen werde. Den Wert der Berliner Bank hat die Bankgesellschaft in ihren Büchern auf einen Euro abgeschrieben. Großes Interesse für die Berliner Bank zeigen die Berliner Volksbank und die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam. Vetter stellte noch einmal klar, dass Erlöse aus einen Verkauf der Berliner Bank an die Bankgesellschaft und nicht direkt an das Land Berlin fließen. Letzteres wäre nur im Rahmen einer Sonderausschüttung möglich und „dies übersteigt meine Vorstellungskraft“. Die Immobilien-Dienstleistungsgesellschaften sollen zum Jahresende abgewickelt oder verkauft werden.

Die Bankgesellschaft war 2001 durch riskante Kredit- und Immobilien-Geschäfte an den Rand des Zusammenbruchs geraten und konnte nur mit Milliardenhilfen des Landes Berlin gerettet werden. Die EU genehmigte die Hilfen nur unter Bedingungen. Eine lautet: Der Konzern muss bis Ende 2007 privatisiert werden. Von einst 16000 Beschäftigten sind noch 9530 im Konzern tätig.

Daniel Rhee-Piening

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