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Wirtschaft: Die beiden Bosse der Genossen schwören Eintracht

BERLIN (uwe).Ulrich Misgeld und Karl Kauermann - unterschiedlicher als die beiden, die bei der Volksbank nun die Doppelspitze geben, können Banker kaum sein.

BERLIN (uwe).Ulrich Misgeld und Karl Kauermann - unterschiedlicher als die beiden, die bei der Volksbank nun die Doppelspitze geben, können Banker kaum sein.Ulrich Misgeld kommt aus Berlin und ist mit dieser Stadt verwoben.Ambitioniert, ehrgeizig und ein bißchen verbissen hat er seine Karriere gebaut - und die drohende Fusion mit der Grundkreditbank so lange hingezogen, wie es nur eben ging.Die Volksbank brauche die Fusion nicht, hatte Misgeld noch im Sommer betont.Bestenfalls in zwei oder drei Jahren werde man zusammengehen und dann auch nicht zu den Bedingungen der Grundkreditbank, sondern zu denen der Volksbank.

Misgeld zog seine Mitarbeiter in dem Haus der Volksbank am Kaiserdamm wie in einer Wagenburg zusammen - bereit, die Abwehrschlacht gegen die unverschämten Genossen aus der Innenstadt auch gegen das Verlangen der DG Bank und des Einlagensicherungsfonds der Genossenschaftsbanken zu verteidigen.Stattdessen trimmte er das eigene Institut auf internes Wachstum - in einem Markt, dessen Tücken wohl auch die Volksbanker gründlich unterschätzt haben.

Ganz anders Karl Kauermann.Der Chef der maroden Grundkreditbank wollte die Fusion.Er wollte sie schnell.Daß Kauermann sich lange mit dem Chefposten bei der Grundkreditbank begnügen würde, hatte ohnehin niemand in der Berliner Bankerszene geglaubt.Karl Kauermann, der Sanierer der Hessischen Landesbank (Helaba) gilt als Fachmann für Fusionen - und als sehr ehrgeizig.Immer wieder ist er auch für einen Vorstandsposten der Berliner Bankgesellschaft im Gespräch gewesen.Und immer ungeduldiger betrieb der Mann das Zusammengehen der maroden Grundkreditbank mit der anderen Genossenschaftsbank in Berlin.Die Volksbank ist zwar lange nicht so fein wie Kauermanns Haus an der Budapester Straße - dafür aber einigermaßen gesund.

Schützenhilfe bekam Kauermann vom genossenschaftlichen Spitzeninstitut, der DG Bank.Und vom Einlagensicherungsfonds der Genossenschaftsbanken.Beide hatten es nämlich gründlich satt, dem Unternehmen ständig wieder mit frischem Geld aushelfen zu müssen.Und zu beiden unterhält Kauermann freundschaftliche Beziehungen.Kauermann, der Fonds und die DG Bank: Das gemeinsame Ziel hieß Fusion, das Opfer hieß Volksbank.

Der Widerstand der Volksbanker brach zusammen, als Ulrich Misgeld im vergangenen Sommer von der Berliner Staatsanwaltschaft vorgeworfen wurde, die Anleger in zwei geschlossenen Immobilienfonds geprellt zu haben.Zwar soll nur ein handschriftlicher Vermerk auf einem Brief das Indiz dafür sein, daß Misgeld persönlich verwickelt ist.Der Staatsanwaltschaft reichte das aber aus, um Misgeld in Untersuchungshaft zu nehmen.Und Kauermann reichte die geschwächte Position des zögerlichen Widersachers, um die Fusion zu bekommen.Schnell.

Jetzt wollen die beiden eine gemeinsame Doppelspitze werden - Kauermann, der Mann mit dem robusten Gespür fürs Grobe, der Neigung zum vertrauensbildenden Golfspiel.Und Misgeld, der sich auf die Solidarität der Berliner Gesellschaft genau so verlassen kann wie auf sein Durchhaltevermögen als Marathonläufer.Für eine dauerhaft kollegiale Lösung spricht, daß beide so unterschiedlich sind.Dagegen spricht, daß beide so unterschiedlich sind.

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