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Wirtschaft: Die Bilanz ein Scherbenhaufen, dennoch gewagte Ambitionen für die Zukunft: Richtfest des landeseigenen Unternehmens

Scherben bringen Glück. Das wird sich vielleicht derjenige Kellner gedacht haben, der am Donnerstag beim Richtfest für das neue Gebäude der Königlichen Porzellan Manufaktur (KPM) ein Glas Sekt fallen ließ - direkt vor die Füße des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU).

Scherben bringen Glück. Das wird sich vielleicht derjenige Kellner gedacht haben, der am Donnerstag beim Richtfest für das neue Gebäude der Königlichen Porzellan Manufaktur (KPM) ein Glas Sekt fallen ließ - direkt vor die Füße des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU). Glück kann die KPM, die derzeit ihre Produktionsstätten in Charlottenburg umbaut, gut gebrauchen. Denn das dem Land gehörende Unternehmen fährt kontinuierlich Millionenverluste ein und musste seit 1991 seine Belegschaft halbieren. Kein Wunder, dass das Richtfest von der Umstrukturierung der Manufaktur und der Neugestaltung des umliegenden Areals zur "Charlottenburger Spreestadt" geprägt war.

Das Traditionsunternehmen, das im Jahre 1763 von Friedrich dem Großen für 225 000 Taler gekauft worden war, litt in den letzten Jahren unter sinkenden Absatzzahlen und einer ineffizienten Produktion. Im Jahre 1996 musste die Sparte "Technische Keramik" geschlossen werden. Der derzeitige Umbau der Manufaktur an der Wegelystraße soll der Startschuss für bessere Zeiten sein. Mit neuen Porzellanprodukten, unter anderem einem "Berlin-Service", sollen schwarze Zahlen geschrieben und die verbliebenen 240 Arbeitsplätze gesichert werden. Der Betrieb will zukünftig auch seiner Kundschaft seine Tore öffnen. Tägliche Rundgänge durch die denkmalgeschützten Produktionsstätten sollen Touristen anlocken, ebenso ein Besucherzentrum mit Restaurant und Café. Die Sanierungsarbeiten, die rund 60 Millionen Mark kosten, sollen bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.

Eberhard Diepgen lobte die Anstrengungen des ältesten Berliner Produktionsbetriebs zur Konsolidierung. Unter dem Beifall der Belegschaft bekannte er sich zur "besonderen Verantwortung" des Landes für die KPM. Einschränkend fügte er jedoch hinzu, dass sich Berlin keine Förderung einer "vierten Oper" leisten könne. KPM-Geschäftsführer Reiner Linhard bedankte sich für das Engagement der Stadt und wünschte seinem Betrieb eine "hoffentlich sichere Zukunft". Bei diesen Worten rührten sich wenig Hände zum Applaus.

So unsicher die Perspektive der Porzellanmanufaktur zu sein scheint, so sicher soll die Zukunft des ehemaligen Firmengeländes sein. Der Umbau des Areals zu einer "Spreestadt Charlottenburg" soll wieder Leben zwischen Straße des 17. Juni und Spreeufer bringen. Auf dem 36 000 Quadratmeter großen Grundstück, das zum großen Teil nicht mehr für die Produktion benötigt wird und zur Finanzierung der Sanierung verkauft werden soll, sollen Büros, Wohnungen sowie ein Hotel entstehen. Ein Architektenwettbewerb für das Großprojekt, für welches 400 Millionen Mark Investitionskosten veranschlagt sind, brachte im März dieses Jahres keinen Sieger hervor. Der Vorsitzende des Preisgerichts, der Frankfurter Architekt Albert Speer, bescheinigte den acht Bewerbern, keinen "wirklich überzeugenden städtebaulichen Entwurf" präsentieren zu können. Nun soll eine "Architektur-Werkstatt" bei der Senatsbauverwaltung die bisherigen Entwürfe weiterentwickeln. Die Arbeiten für den Umbau des Geländes zu einem lebendigen Stadtteil sollen im nächsten Jahr beginnen. Es scheint, als ob für die Zukunft des Quartiers noch eine Menge Glück gebraucht wird.

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