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Wirtschaft: Die Börse bestraft Porsche

Enttäuschte Reaktion auf die Beteiligung an VW: Die Aktie fällt um über zehn Prozent

Berlin - Die Börse hat enttäuscht auf den angekündigten Einstieg von Porsche bei Volkswagen reagiert. Die Porsche-Aktie verlor am Montag bis zu elf Prozent. Im Verlauf des Nachmittags besserte sich die Stimmung nur leicht und, Porsche notierte zum Handelsschluss bei 607, 42 Euro um 10,39 Prozent unter dem Kurs vom Freitag. „Das Papier ist an der Börse regelrecht zerrissen worden“, sagte ein Händler. Auch VW-Aktien konnten nicht profitieren und verloren 0,60 Prozent auf 51,55 Euro.

Analysten urteilten sehr unterschiedlich über die Ankündigung von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, wonach die Stuttgarter 20 Prozent von VW übernehmen wollen. Arndt Ellinghorst vom Investmenthaus Dresdner Kleinwort Wasserstein verwies darauf, dass Porsche jüngst eine Dividendenerhöhung abgelehnt habe, weil der Sportwagenhersteller die freien Mittel von einigen Milliarden Euro in das eigene Unternehmen investieren wollte. „Jetzt werden sie in VW investiert“, zeigte sich Ellinghorst enttäuscht.

Auch Marc-André Tonn von der Investmentbank M.M. Warburg erklärte die Kursverluste mit „enttäuschten Erwartungen“. Die Porsche-Aktie, so Tonn, werde durch das Engagement bei VW etwas „verwässert“ und nicht mehr als Aktie eines Exklusivherstellers wahrgenommen. Wegen der Kooperationen und „engen Lieferbeziehung“ zwischen Porsche und VW habe die Beteiligung aber dennoch „eine gewisse industrielle Logik“, sagte Tonn auf Anfrage. Wiedeking hatte am Sonntag erklärt, „unser geplantes Investment ist die strategische Antwort“ auf das Risiko einer feindlichen Übernahme von VW. Die von Porsche angestrebte „deutsche Lösung“ sei eine „wesentliche Voraussetzung für eine stabile Entwicklung der Volkswagen AG und damit auch für die Fortführung der im Interesse beider Unternehmen liegenden Zusammenarbeit“.

Wie Porsche an die 20 Prozent kommen will, blieb am Montag offen. Nach eigenen Angaben haben die Stuttgarter bislang knapp fünf Prozent der VW-Aktien übernommen. Die restlichen 15 Prozent könnten nach und nach an der Börse gekauft werden, was aber den Kurs nach oben treiben würde. Deshalb wäre für Porsche eine Übernahme der 13 Prozent, die sich im Besitz von Volkswagen selbst befinden, der günstigste Weg. Nach VW-Angaben wäre dafür aber ein Beschluss der Hauptversammlung erforderlich; die nächste Hauptversammlung ist im Frühjahr. Wie auch immer Porsche und VW vorgehen werden – es muss im Einvernehmen mit den anderen Großaktionären, dem Land Niedersachsen (18,2 Prozent) und den US-Fondsgesellschaften Brandes (10,7 Prozent) und Capital Group (5,1 Prozent) geschehen.

Aktionärsschützer äußerten sich überwiegend positiv. „Es kommt etwas zusammen, das irgendwie auch zusammengehört“, sagte Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Preis von drei Milliarden Euro klinge zwar hoch, sei aber berechtigt. Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, kritisierte den Preis als zu hoch. „Porsche zahlt zu viel und ich bin im Zweifel, ob eine derart massive Kapitalbeteiligung wirklich notwendig ist, um die künftige Kooperation abzusichern“, sagt Keitel.

Keitel wie auch Kurz sehen zudem Probleme in der Doppelfunktion von Ferdinand Piëch als Aufsichtsratsvorsitzender bei VW und Miteigentümer von Porsche. Piëch kann künftig darüber bestimmen, wie viel Dividende Porsche erhält. „Da ist viel Transparenz notwendig“, sagten die Aktionärsschützer.

Am späten Nachmittag begannen in Wolfsburg die Verhandlungen über den künftigen Produktionsstandort des neuen Geländewagens. Wenn sich die Arbeitnehmer nicht auf umfangreiche Einsparungen einlassen, wird das Auto in Portugal und nicht in Wolfsburg gebaut (siehe unten stehenden Kasten). Das Unternehmen hatte den 26. September als Ultimatum gesetzt. Anders als in den bisherigen Verhandlungsrunden waren am Montag auch Vertreter der IG Metall zugegen. Wie es aus Verhandlungskreisen hieß, haben sich die Betriebsparteien nicht auf einen Kompromiss einigen können. Offenkundig wird nunmehr auch der Tarifvertrag, auf den sich IG Metall und VW erst im vergangenen Herbst geeinigt hatten, von einer Vereinbarung berührt. In diesem Fall sitzt die IG Metall mit am Tisch. Ergebnisse der Verhandlung wollen Management und Arbeitnehmerseite am heutigen Dienstag bekannt geben.

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