zum Hauptinhalt

Wirtschaft: "Die Börse Frankfurt muss unabhängig bleiben"

Die Deutsche Börse soll nach dem Willen der hessischen Börsenaufsicht auch nach ihrer Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) unabhängig in ihren Entscheidungen bleiben. Dies müsse in der Satzung der neuen Trägergesellschaft der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) sichergestellt werden, forderte der Chefaufseher, Landeswirtschaftsminister Dieter Posch (FDP), am Dienstag in Wiesbaden.

Die Deutsche Börse soll nach dem Willen der hessischen Börsenaufsicht auch nach ihrer Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) unabhängig in ihren Entscheidungen bleiben. Dies müsse in der Satzung der neuen Trägergesellschaft der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) sichergestellt werden, forderte der Chefaufseher, Landeswirtschaftsminister Dieter Posch (FDP), am Dienstag in Wiesbaden. Nur so könne die Erfüllung der börsenrechtlichen Anforderungen garantiert werden.

Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BAWe) rechnete mit einem erfolgreichen Abschluss der geplanten Börsenfusion Frankfurt/London. "Wir stellen uns darauf ein, dass es vorwärts geht", sagte BAWe-Präsident Georg Wittich in einem Pressegespräch in Frankfurt (Main). Allerdings gebe es noch viele ungeklärte Fragen und einige Widersprüche, die eine gezielte Vorbereitung der Aufsichtsbehörden auf die Fusion zurzeit erschweren. Die hessische Aufsichtsbehörde habe mit Recht darauf hingewiesen, dass der Standort für den Handel mit Wachstumstiteln noch ungeklärt sei. Es wird laut Wittich immer schwieriger, im Zeitalter des elektronischen Handels den Standort einer Börse zu bestimmen. "Die bloße Tatsache, daß hier der Computer steht, heißt nicht, das auch die Börse hier ist", sagte Wittich. In einem Brief an den Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, hatte der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch (CDU) Ende letzter Woche Auskunft darüber gefordert, ob der Markt für Wachstumswerte in Frankfurt bleiben oder ebenfalls von London aus betrieben werden soll. Für die Aufsichtsbehörden sei ein Börsenzusammenschluss eine große Herausforderung, sagte Wittich. Er äußerte sich jedoch optimistisch, dass das BAWe erfolgreich mit der britischen Aufsichtsbehörde Financial Services Authority (FSA) zusammen arbeiten werde. Im Falle eines Zusammenschlusses müssten zum Beispiel einheitliche Handelsregeln und Zulassungsbedingungen sowie neue Richtlinien für Ad-hoc Mitteilungen erarbeitet werden. Als Beispiel nannte Wittich auch Insidergeschäfte mit deutschen Aktien in London. Das BAWe habe bereits Kontakt mit der FSA in London gehabt.

Wittich äußerte sich insgesamt positiv über einen Zusammenschluss. Eine Konsolidierung in Europa sei notwendig. Es gehe darum, welche Position die Europäer in einem zukünftigen 24-stündigen Handel mit Wertpapieren einnehmen werden.

Vor diesem Hintergrund wurde mit Spannung das Ende der gestrigen Aufsichtsratssitzung der Deutschen Börse AG erwartet. Aus Börsenkreisen verlautete unmittelbar vorher zwar weiterhin, man sei zuversichtlich, dass der Aufsichtsrat dem Zusammenschluss zum größten Aktienmarkts Europas zustimmen werde. Noch am Montag hatten sich allerdings einige Aufsichtsratsmitglieder für eine Verschiebung der Entscheidung ausgesprochen, da noch wichtige Detailfragen zu klären seien. Nach der Sitzung der 21 Aufsichtsräte wollte die Deutsche Börse AG am Abend auf einer Pressekonferenz zum Ergebnis der AR-Sitzung und dem weiteren Vorgehen Stellung nehmen. Der Fusionsplan sieht vor, dass die großen Standardwerte ("Blue-Chips") beider Börsen in London und die Technologie- und Wachstumswerte in Frankfurt gehandelt werden. Bereits seit Mitte vergangener Woche waren sowohl in Frankfurt als auch in London die kritischen Stimmen über den geplanten Zusammenschluss der Börsen an Main und Themse lauter geworden. Auf beiden Seiten wird ein Bedeutungsverlust des jeweiligen heimischen Marktes befürchtet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false