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Wirtschaft: Die Börse setzt auf Frieden

Der neue Blix-Bericht führte zunächst zu starken Kursgewinnen an den Aktienmärkten weltweit – aber der Euro verlor

Berlin (hop). Die Börsen reagierten am Freitagnachmittag mit einem Kurssprung auf den neuesten IrakBericht der UN-Waffeninspekteure. Chefinspekteur Hans Blix sagte vor dem Weltsicherheitsrat, es gebe keine Beweise für Massenvernichtungsmittel in dem Land. Innerhalb weniger Minuten gewann der Deutsche Aktienindex Dax mehr als hundert Punkte und gab nach dem raschen Anstieg nur leicht wieder nach. Gegenüber dem Vortagesstand verbuchte er bis Börsenschluss ein Plus von rund 4,6 Prozent auf 2674 Punkte.

Einen Dämpfer erhielten die Märkte jedoch durch das stark gesunkene Verbrauchervertrauen in den USA, das ebenfalls am Freitagnachmittag bekannt gegeben wurde. Der Index sank stärker als erwartet von 82,4 auf 79,2. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich die Konjunktur in den USA wieder abkühlt. Die Einschätzung, dass es nun möglicherweise keinen Krieg gegen den Irak geben wird, überwog jedoch zunächst. Schließlich belastete die Furcht vor dem Waffengang die Märkte seit mehr als einem halben Jahr.

Besonders euphorisch reagierten die Europäer auf die neue Entwicklung. Wesentlich zurückhaltender verhielten sich die Anleger an den US-Börsen. Sowohl der Dow Jones an der Wall Street als auch die Computerbörse Nasdaq kletterten nur um etwas mehr als ein Prozent, bevor sie wieder etwas zurückfielen. Schließlich ist der neue Blix-Bericht nur ein Zwischenstand der Untersuchungen. Die Krise ist damit also noch nicht endgültig beigelegt. Außerdem mehren sich die Zeichen dafür, dass die Erholung der Weltwirtschaft doch länger dauern könnte als bisher erwartet. In Deutschland ist die Arbeitslosigkeit im Januar auf ein neues Rekordniveau gestiegen.

Großer Verlierer an den Finanzmärkten war der Euro. Er geriet schon vor der Veröffentlichung des Blix-Berichts unter Druck. Die Gemeinschaftswährung kostete am Morgen noch rund 1,084 US-Dollar. Bis zum Abend sackte sie auf 1,078 Dollar. Der Euro hatte vor allem vor dem Hintergrund der Irak-Krise an Wert gewonnen. Allerdings gab es keine Nachrichten aus Europa, die die Gemeinschaftswährung gestärkt hätten. Vielmehr schwächte die Aussicht auf einen Krieg unter Führung der USA gegen den Irak den Dollar. Allgemein war daher damit gerechnet worden, dass der Euro nach einer Lösung der Irak-Frage wieder deutlich zurückfallen würde. Allerdings rechnen Finanzexperten nicht damit, dass der Euro wieder unter die Marke von einem Dollar sacken wird.

Neben dem Euro gaben auch die Preise für Rohöl und Gold etwas nach. Ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordsee-Sorte Brent kostete in London 32,53 Dollar. Die Feinunze Gold notierte am Freitag bei 350,40 Dollar – 4,10 Dollar niedriger als am Vortag. Beide Notierungen waren in den vergangenen Monaten aufgrund der Krise stark gestiegen. Bei Rohöl wurde befürchtet, dass es im Falle eines Irak-Kriegs zu einer generellen Gefährdung der Versorgung mit Öl kommen könne. Der Krisenzuschlag wird von Experten auf mittlerweile mehr als sechs Dollar geschätzt. Gold wiederum verteuerte sich zwischenzeitlich, weil es als sicherer Hafen für Geldanlagen angesehen wurde.

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