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Wirtschaft: Die Branche spielt den Blues

Von Henrik Mortsiefer „Die Musikindustrie ist ja nicht gerade ein Schlaraffenland, da kommen Sie gar nicht umhin, ständig unangenehme Wahrheiten hören zu müssen.“ BMGDeutschland-Chef Thomas Stein ahnte im November 2003 noch nicht, wie schnell es unangenehm für ihn werden könnte.

Von Henrik Mortsiefer

„Die Musikindustrie ist ja nicht gerade ein Schlaraffenland, da kommen Sie gar nicht umhin, ständig unangenehme Wahrheiten hören zu müssen.“ BMGDeutschland-Chef Thomas Stein ahnte im November 2003 noch nicht, wie schnell es unangenehm für ihn werden könnte. Sein Rücktritt, der – wie bei Universal-Chef Tim Renner – in Wirklichkeit eine Entlassung ist, zeigt, wie panisch die Konzerne inzwischen mit ihrer seit Jahren andauernden Krise umgehen. Die Logik dieser Personalentscheidungen erschließt sich allenfalls kühlen Betriebswirten: Wer Renditeziele verfehlt, der fliegt raus. Es zählt der globale Erfolg, Kunst kommt von Kommerz, sagen die Controller. Doch im Fall der Musikwirtschaft geht diese Rechnung nicht auf. So unterschiedlich die Philosophien von Renner und Stein sein mögen, eines haben beide gemeinsam: Sie haben sich auf dem schwierigen deutschen Markt gut geschlagen. Stein als Galionsfigur des Massengeschmacks, Renner als Promotor kreativer Nischen. Beide zusammen verkörpern sozusagen den Spagat, den die Branche schaffen muss, wenn sie ihr Geschäft nicht den Internet-Piraten oder CD-Raubkopierern überlassen will.

Die Industrie muss mit Daniel Küblböck und Madonna Millionen verdienen, um den Nachwuchs fördern und aufbauen zu können. Und sie muss sich auf neue Geschäftsmodelle einlassen. Der Haken: Mit einem Küblböck ist international kein Geld zu verdienen. Das aber fordern die US-Zentralen, in deren Kalkulation Stein und Renner nicht mehr hinein passen. Die Strategen in den Zentralen müssen jetzt allerdings zeigen, wie es anders gehen soll.

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