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Wirtschaft: Die Briten leiden wirtschaftlich unter ihrem starken Pfund. Nachteile im Export kosten Investitionen und Arbeitsplätze

Die Schadenfreude der britischen "Euroskeptiker" über die anhaltende Talfahrt der gemeinsamen europäischen Währung gegenüber dem Pfund erhält durch die Finanz- und Wirtschaftsexperten der Insel einen starken Dämpfer: "Die gütererzeugende Industrie hat hier schon genügend Sorgen ohne ein aufgeblähtes Pfund gegenüber dem Euro", warnt Neil Parker, der Eurospezialist der Bank von Schottland.Spätestens seit dem BMW-Rover-Debakel dämmert es auch den Großteil der Briten, die in einem Volksentscheid gegen den Beitritt des Königreiches zur Währungsunion stimmen würden, dass sie nicht ohne Probleme auf einer eurofreien Insel der Seligen sitzen können.

Die Schadenfreude der britischen "Euroskeptiker" über die anhaltende Talfahrt der gemeinsamen europäischen Währung gegenüber dem Pfund erhält durch die Finanz- und Wirtschaftsexperten der Insel einen starken Dämpfer: "Die gütererzeugende Industrie hat hier schon genügend Sorgen ohne ein aufgeblähtes Pfund gegenüber dem Euro", warnt Neil Parker, der Eurospezialist der Bank von Schottland.

Spätestens seit dem BMW-Rover-Debakel dämmert es auch den Großteil der Briten, die in einem Volksentscheid gegen den Beitritt des Königreiches zur Währungsunion stimmen würden, dass sie nicht ohne Probleme auf einer eurofreien Insel der Seligen sitzen können. Nicht nur die Münchner erklärten der britischen Regierung, dass das überhöhte Pfund mit den damit verbundenen Exportschwierigkeiten ein Hauptgrund für die angestrebte Trennung von Rover sei. Ähnliche Argumente musste sich Premierminister Tony Blair wohl auch jetzt von Ford anhören, die ihre Produktion in Daggenham erheblich runterfahren wollen. Und der Chef der japanischen Nissan Werke in Großbritannien John Cushnaghan bezeichnete das hohe Pfund als eine "schwere Bürde" auf dem Rücken der Industrie, die unweigerlich zum Verlust weiterer Arbeitsplätze führen wird. "Die Würfel fallen gegen uns", erklärte Cushnaghan, und die Gefahren nehmen beängstigend zu.

Trotz der düsteren Prophezeiungen der britischen Industriekapitäne über eine Zukunft ohne Euro ist die Wirtschaft hinsichtlich eines Beitritts gespalten. Laut der jüngsten Umfrage der Industrie-und Handelskammern befürworten nur 38 Prozent den Beitritt. 24 Prozent verhalten sich abwartend. Das ist auch die Haltung der Labour-Regierung. Zwar haben sich Blair und seine Minister dafür stark gemacht, dass Großbritannien in der nächsten Regierungsperiode das Pfund gegen den Euro eintauschen soll, aber an den dafür notwendigen Volksentscheid können sie bei der allgemeinen Aversion der Briten im Augenblick nicht denken. Blairs Hoffnung, dass ein erfolgreicher Euro die Briten eines Besseren belehren könnte, wird natürlich durch das "starke Pfund" nicht gerade ermuntert.

Denn die meisten Briten wähnen sich hinsichtlich der Arbeitslosigkeit hier weitaus sicherer aufgehoben als im Euroland. Auf den ersten Blick stehen die allgemeinen Chancen auf einen neuen Job in Großbritannien wohl besser, als in den meisten europäischen Ländern. Die Arbeitskosten sind halb so hoch wie in Deutschland. Sozialabgaben und Betriebsrenten betragen nur 15 Prozent der Gesamtlohnkosten.

Die gegenüber Deutschland so blendende Arbeitslosenstatistik verschleiert jedoch, dass weniger als 40 Prozent der Briten eine gesicherte Vollzeitbeschäftigung und ein akzeptables Durchschnittseinkommen haben. Die Gesellschaft drittelt sich sozial gesehen beinahe. Während das obere Drittel über gewaltige Einnahmen verfügt und das untere Drittel ohne reale Chance auf Arbeit ist, ringt auch das mittlere Drittel um ein ordentliches Auskommen. Die durch das hohe Pfund verursachte Schwächung der gütererzeugenden Industrie bringt die Wirtschaft des Königreiches in eine gefährliche Schieflage. So trägt die "Curry Industrie" - billige indische Gaststätten - mehr zum britischen Bruttosozialprodukt bei als Stahl- und Schiffsbau zusammengenommen. Um mit dem hohen Pfund wettbewerbsfähig zu bleiben, kürzt die Textilindustrie mehr und mehr die Löhne und die Gewerkschaften stellten eine alarmierende Zunahme von "Schweißläden" fest, in denen die Arbeiterinnen für weniger als die Hälfte des Mindestlohns schuften.

Das Problem liegt deshalb weniger beim "schwachen Euro" als beim "starken Pfund" meinen britische Analytiker. Sie warnen davor, dass die Europäische Zentralbank deswegen in Panik gerät. Der Euro zeige keine reale sondern eher eine "psychologische" Schwäche, die vor allem die Deutschen mit ihrer Fixierung auf die "starke Mark" beunruhige.

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