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Wirtschaft: Die Chemiewerte erleben eine Renaissance

Analysten setzen wieder auf fundamentale Unternehmensdaten / Chemie gilt als unterbewertetVON STEFAN KEIDEL (HB) FRANKFURT (MAIN).Die Unsicherheiten an der deutschen Börse sind gewachsen.

Analysten setzen wieder auf fundamentale Unternehmensdaten / Chemie gilt als unterbewertetVON STEFAN KEIDEL (HB)

FRANKFURT (MAIN).Die Unsicherheiten an der deutschen Börse sind gewachsen.Der Dollaranstieg ist abgebremst, und die Rentenmärkte beunruhigen die Anleger nach dem jüngsten Zinsschritt der Deutschen Bundesbank.In diesem Umfeld besinnen sich viele Investoren auf fundamental gesunde Werte.Ist dies das Comeback für die Großchemie? Seit dem Ende der Kursparty ist das Geldverdienen an der deutschen Börse nicht mehr ganz so einfach.Der Favoritenwechsel vollzieht sich seitdem an stürmischen Tagen fast im Stundentakt.Übernahmestories im Banken- und Versicherungssektor halten das Geschäft lebendig.Dennoch schauen aber viele Anleger nach wie vor auf fundamentale Daten, machen ihre Anlageentscheidungen nicht von Spekulationen sondern von Gewinnaussichten und der Qualität des Managements abhängig.Dies ist sicherlich ein Grund, warum die in diesem Jahr an der Börse vernachlässigten Chemiewerte Bayer, BASF und Hoechst erneut ganz oben auf der Tagesordnung der Analysten stehen. Nach ihrer Herabsetzung im Dezember des vergangenen Jahres stuft Salomon Brothers die deutsche Chemie nun wieder auf "übergewichten".Der Sektor profitiere mit am stärksten von der DM-Schwäche, was sich jetzt auf die Erträge niederschlage.Nach der unterdurchschnittlichen Performance von rund 30 Prozent verglichen mit dem Dax-Verlauf 1997, sei das gegenwärtige Kursniveau relativ attraktiv.Nach den enttäuschenden Zahlen zum ersten Halbjahr rechnet das amerikanische Investmenthaus für das zweite Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres zudem mit deutlich besseren Daten.Für Hoechst wird daher auf Zwölf-Monats-Sicht das Kursziel auf 90 DM festgelegt und für Bayer auf 82 DM.Diese beiden Werte empfiehlt Salomon daher zum Kauf.BASF dagegen ist für die Analysten mit einem Kursziel von 75 DM nur haltenswert.Weniger optimistisch ist Goldman Sachs für Bayer.Zwar wird das Ergebnis je Aktie für 1997 von 4 DM auf 4,20 DM hochgesetzt.Im Gesamtergebnis bleibt Goldman aber bei der alten Beurteilung, die Aktie sei nur "Marktperformer".Die weiteren Aussichten schätzt man dagegen etwas positiver ein, wobei das Kursziel von Bayer auf Jahressicht mit nur 76 DM angegeben wird. Zu einem ähnlichen Resultat gelangt die Privatbank Schröder, Münchmeyer, Hengst und Co (SMH).Für sie ist die Bayer-Aktie nur haltenswert, wobei negative und positive Elemente gegeneinander aufgewogen werden.1997 belastete noch das neu aufgebaute US-Vertriebssystem die Pharmamarge.Positiv schlage jedoch die Produktpipeline in dieser Sparte zu Buche.So erhöhten der Pharmabereich und die Landwirtschaft in den kommenden fünf Jahren den Umsatz um rund 5 Mrd.DM.Zusätzliches Umsatzpotential von 9 Mrd.DM sieht SMH durch die Ergebnisse der Bayer-Forschung.Die Personalersparnis belaufe sich im Jahr auf 300 Mill.DM.Haltenswert mit einem positiven Ausblick beurteilen die SMH-Banker BASF.Zwar belaste die Klage um das Schilddrüsenpräparat Synthroid das Unternehmen voraussichtlich noch in diesem Jahr mit 200 Mill.DM.Auf der anderen Seite erziele der Konzern aber mit seiner Verbundstruktur gute Ergebnisse.Im Öl- und Erdgasbereich verdoppele sich der Gewinn in den nächsten ein bis zwei Jahren, und die Kostenersparnis belaufe sich im Jahr auf eine Mrd.DM, wird geschätzt.Hoechst schneidet bei SMH dagegen schlecht ab.Die Aktie werde wegen zu hoher Kosten und geriner Produktinnovationen im Pharmabereich unterbewertet. Die Experten von der DG Bank weisen darauf hin, daß die Umsätze und Erträge der drei Chemieriesen in diesem Geschäftsjahr nicht mehr die Ausmaße erreichen wie im vorangegangenen Jahr.Dennoch empfehlen die Anlageexperten eine langfristige Übergewichtung von BASF.Insbesondere die Ludwigshafener profitierten von der Wirtschaftsbelebung in Deutschland, da sie noch einen hohen zyklischen Produktionsanteil besäßen.Zudem nehme der profitable Öl- und Erdgasbereich weiterhin mehr Raum ein.Eine ähnliche Einschätzung geben die Analysten für den Konkurrenten Bayer ab.Positiv sehe man die strikte Ausrichtung auf ihre Kernkompetenz.Die Analysten der DG Bank bewerten den Dritten im Bunde, Hoechst, dagegen nur mit der Note "neutral".

STEFAN KEIDEL (HB)

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