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Wirtschaft: Die Commerzbank verschärft den Sparkurs

450 Stellen werden gestrichen/Bis zu 3000 weitere Arbeitsplätze in Gefahr/Hoher Verlust im dritten Quartal

Frankfurt (Main) (ro). Wegen der hohen Verluste im dritten Quartal und wegen des weiter schwierigen Umfelds wird die Commerzbank mindestens 450 weitere Arbeitsplätze streichen und damit rund 150 Millionen Euro einsparen. Zudem kündigte Vorstandssprecher KlausPeter Müller am Dienstag ein neues Sparprogramm an, das vermutlich zu einem weiteren Stellenabbau führen wird. Die Bank schließe nicht aus, in den kommenden zwei Jahren bis zu 3000 Arbeitsplätze zusätzlich zu streichen, sagte das für das Investment-Banking zuständige Vorstandsmitglied Mehmet Dalman. Details zum Sparprogramm sollen Anfang März kommenden Jahres feststehen.

Im dritten Quartal des laufenden Jahres hat die Commerzbank einen Verlust vor Steuern von 133 Millionen Euro verbucht. In den ersten neun Monaten ergab sich insgesamt ein Gewinn vor Steuern von 45 Millionen Euro, knapp 85 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Eine Prognose für das gesamte Geschäftsjahr wagte Müller „angesichts der volatilen Märkte“ nicht. Die Bank tue aber gut daran, die Erwartungen auch für 2003 bescheiden zu formulieren. Müller äußerte sich nicht zu einer möglichen Dividende.

Ohne die Ausgliederung der Hypothekenbank-Tochter Rheinhyp in die Eurohyp – die gemeinsame Hypothekenbank-Tochter von Deutscher, Dresdner und Commerzbank – und den dadurch entstandenen Ertrag von 721 Millionen Euro sähe es für die Bank noch erheblich schlechter aus. „Allerdings wollten wir nicht den falschen Eindruck erwecken, das wir das Ergebnis schönen“, sagte Müller. Deshalb hat die Bank den Ertrag für Abschreibungen auf Beteiligungen im Volumen von 545 Millionen Euro genutzt, der weitaus überwiegende Teil davon entfiel auf die Bewertung des Zwei-Prozent-Anteils an T-Online. Zudem hat die Bank ihre Risikovorsorge für das Kreditgeschäft um 436 Millionen Euro aufgestockt. Für die ersten neun Monate hat die Commerzbank damit fast eine Milliarde Euro zurückgelegt. Trotzdem wehrt sich Müller gegen den Eindruck, die meisten Kredite bei der Commerzbank seien mit hohen Risiken verbunden. „Die Ausfälle sind nicht nur absolut, sondern auch relativ zum Kreditvolumen kleiner als bei anderen Großunternehmen.“ Gerade das Mittelstandsgeschäft mit einer Rendite von 22,7 Prozent sei besonders ertragreich, fügte Müller hinzu. Insgesamt bringe das Firmenkundengeschäft eine Rendite von 9,3 Prozent.

Große Probleme gibt es allerdings im Investment-Banking. Von Januar bis September diesen Jahres verbuchte die Bank einen Verlust vor Steuern von 244 Millionen Euro. Deshalb werden mindestens 300 der 1300 Stellen gestrichen und die Aktivitäten in Tokio, New York, Prag und Singapur ganz oder fast völlig eingestellt.

Daneben werden rund 150 Arbeitsplätze in Abwicklungsbereichen in Frankfurt wegfallen. Damit hat die Bank bislang rund 4750 Arbeitsplätze gestrichen. Ende September beschäftigte das Institut weltweit noch knapp 37200 Mitarbeiter, rund 3200 weniger als ein Jahr zuvor. Das Filialnetz in Deutschland will die Bank allerdings nicht weiter kappen. Es soll bei 727 Filialen bleiben. 200 Ableger hat die Commerzbank in den vergangenen beiden Jahren bereits dichtgemacht.

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