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Wirtschaft: Die Deutsche Telekom schafft die Wende

Trotz guter Zahlen will sich Konzernchef Ricke von 20 000 Mitarbeitern trennen / Aktionäre gehen leer aus

Bonn (vis). Die Deutsche Telekom hat ihre selbst gesteckten Ziele übertroffen. Vor allem die Schuldenlast konnte stärker reduziert werden als erwartet. Auch das Ziel, unter dem Strich eine „schwarze Null“ zu schreiben wurde übertroffen. Der Jahresüberschuss erreichte 1,3 Milliarden Euro. TelekomChef Kai-Uwe Ricke sagte, die Wende sei geschafft. 2002 hatte der Konzern noch einen Rekordverlust von 24,6 Milliarden Euro verbucht. Doch eine der größten Aufgaben hat der Telekom-Chef noch vor sich: 2004 und 2005 will er jeweils 10 000 weitere Arbeitsplätze im Konzern abbauen.

Ricke sagte am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in Bonn, das vergangene Jahr sei „sehr zufrieden stellend“ verlaufen. „Unsere Doppelstrategie aus Schuldenreduzierung einerseits und Förderung des profitablen Wachstums andererseits ist aufgegangen.“ Der Konzern konnte die Verbindlichkeiten auf 46,6 Milliarden Euro verringern. Der hohe Überschuss resultiert jedoch zum überwiegenden Teil aus Verkaufserlösen – unter anderem des Fernsehkabelgeschäftes. Ohne diese Verkäufe hätte der Überschuss nur bei 200 Millionen Euro gelegen. Das Maut-Debakel hat das Ergebnis der Telekom mit 442 Millionen Euro belastet (siehe Kasten). Die Telekom-Aktionäre werden mal wieder leer ausgehen. Eine Dividende will der Konzern erst für das Jahr 2004 zahlen.

Für 2004 kündigte Finanzchef Karl-Gerhard Eick einen operativen Gewinn (Ebitda) von 19,2 Milliarden Euro an (2003: 18,5 Milliarden Euro), die Schulden sollen um weitere sechs Milliarden Euro reduziert werden. Die T-Aktie reagierte am Mittwoch mit einem Abschlag auf die Vorlage der Bilanz. Bis zum Nachmittag verlor das Papier in einem schwachen Markt zwei Prozent auf 15,60 Euro.

Analysten sagten, die Bilanz sei weitgehend wie erwartet ausgefallen. „Ein ordentliches Ergebnis“, sagte Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim, „aber nicht sehr inspirierend.“ Positiv seien die stark gesunkenen Schulden. Hier seien die positiven Wechselkurseffekte offenbar größer als erwartet gewesen. Zu einem großen Teil ist die Telekom in Dollar verschuldet. Doch während die schwache US-Währung sich beim Schuldenstand positiv bemerkbar machte, wirkte sie negativ auf den Umsatz: Der lag 2003 bei 55,8 Milliarden Euro, eine Steigerung von vier Prozent gegenüber 2002. Zu konstanten Wechselkursen und ohne Berücksichtigung von Anteilsveränderungen hat er acht Prozent zugelegt. Wachstumstreiber im Konzern bleibt der Mobilfunk. T-Mobile steigerte den Umsatz um 15,4 Prozent auf 22,78 Milliarden Euro. Größter Umsatzträger bleibt aber die Festnetzsparte T-Com. Deren Umsatz ging um 4,4 Prozent auf 29,2 Milliarden Euro zurück. Im vierten Quartal konnte T-Com – im traditionell starken Schlussquartal – den Umsatzrückgang allerdings bremsen.

Eine neue Strategie gab Konzern-Chef Ricke dem Unternehmen nicht vor. Allerdings sollen gemäß seiner „Agenda 2004“ die vier Sparten des Konzerns – Festnetz (T-Com), Mobilfunk (T-Mobile), Internet (T-Online) und Großkundengeschäft (T-Systems) – künftig intensiver kooperieren. Mit seinem Amtsantritt Ende 2002 hatte Ricke den vier Bereichen dagegen mehr Eigenständigkeit gegeben. Ein weiterer, wichtiger Punkt in der Agenda ist „Personal“. Die Telekom hat viel zu viele Mitarbeiter aus alten Monopolzeiten an Bord. Um besser für den Wettbewerb gerüstet zu sein, will Ricke die Strukturen im Konzern weiter verschlanken.

In den vergangenen zehn Jahren hat die Telekom bereits 100 000 Arbeitsplätze abgebaut. Zwischen 2001 und 2005 müssen weitere 55 000 Mitarbeiter gehen, 40 000 davon im Inland, davon wiederum 30 000 bei der T-Com. Bei T-Com arbeiten immer noch etwa 50 000 Beamte aus Postzeiten. Um Personal abbauen zu können, ist unter anderem die interne Personalvermittlungsagentur Vivento eingerichtet worden, die frei werdende Mitarbeiter intern und extern vermitteln soll. Bisher mit wenig Erfolg. Ende 2003 waren mehr als 19 000 Mitarbeiter bei Vivento, aber nur 3700 haben eine neue Stelle gefunden. Weitere 4000 haben befristet im Konzern einen neuen Job erhalten. Derzeit verhandelt die Telekom mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi über einen neuen Tarifvertrag für T-Com. Die Telekom hat dabei einen Beschäftigungspakt vorgeschlagen: Die Arbeitszeit für 100 000 Mitarbeiter soll um zehn Prozent sinken – bei zehn Prozent weniger Lohn. Das soll etwa 10 000 zusätzliche Stellen im Konzern schaffen.

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