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Wirtschaft: Die Deutschen exportieren weniger

BERLIN (Tsp). Der schwache Export hat das deutsche Wirtschaftswachstum im ersten Quartal deutlich beeinträchtigt.

BERLIN (Tsp). Der schwache Export hat das deutsche Wirtschaftswachstum im ersten Quartal deutlich beeinträchtigt. Erstmals seit 1993 gingen die Ausfuhren in den ersten drei Monaten zurück (minus 0,8 Prozent). Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich im ersten Quartal um real 0,7 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Die Bundesregierung meinte in einer Stellungnahme, es geben Signale für eine Konjunkturstabilisierung. Das schwache Quartalsergebnis hänge mit Sonderfaktoren aus dem Vorjahr zusammen.

Darauf weist auch das Statische Bundesamt hin. Bei der Berurteilung der Wachstumsrate sei zu berücksichtigen, "daß das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 1998 wegen vergleichsweiser milder Witterung und vorgezogener Käufe aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung zum 1. April 1998 besonders hoch gewesen war". Im Gesamtjahr 1998 war mit einem BIP-Zuwachs von 2,3 Prozent das beste Ergebnis seit der deutschen Einheit erzielt worden.

Gegenüber dem Schlußquartal 1998 erhöhte sich die gesamtwirtschaftliche Leistung in den ersten drei Monaten 1999 zwar saison- und kalenderbereinigt um 0,4 Prozent. Vom dritten zum vierten Quartal war das BIP noch um 0,1 Prozent geschrumpft. Nach Einschätzung von Experten beruht die leichte Verbesserung aber überwiegend auf vorgezogenen Käufen wegen der zum 1. April eingeführten Energiesteuer. Der entscheidende Bremsfaktor war die Außenwirtschaft: Der Außenbeitrag - Export von Waren und Dienstleistungen abzüglich entsprechender Importe - ging um 7,4 Prozent zurück. Erstmals seit 1993 stand dabei einer Abnahme der Exporte eine Zunahme der Importe (plus 2,2 Prozent) gegenüber. Stärkste Konjunktursäule war demgegenüber der private Konsum. Die Verbraucher kauften im Zeitraum Januar bis März real 2,2 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Die Ausrüstungsinvestitionen verbesserten sich sogar um 7,9 Prozent. Dagegen bildete der krisengeschüttelte Bau mit minus 3,6 Prozent weiterhin eine entscheidende Schwachstelle.

Keine Angaben machte das Statistische Bundesamt zur Entwicklung des BIP in Ost- und Westdeutschland. Diese Aufgabe wurde vom Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder übernommen. Mit ersten Ergebnissen ist aber - auch wegen der Umstellung auf das neue europäische System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, das für alle EU-Länder verbindlich ist - vorerst nicht zu rechnen. In einer Stellungnahme des Bundesfinanzministeriums hieß es, die weltwirtschaftlichen Einflüsse hätten sich zwar auch im ersten Quartal 1999 noch leicht wachstumsdämpfend niedergeschlagen, aber bei weitem nicht mehr so stark wie zum Jahresende 1998. Die Opposition warf der Regierung schwere Versäumnisse in der Wirtschafts- und Finanzpolitik vor. Eine Belebung des Arbeitsmarktes sei nicht zu erwarten.

Im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft liegen die Exporte der deutschen Autoindustrie nach wie vor auf hohem Niveau. "Der ausländische Auftragseingang befindet sich unverändert im grünen Bereich", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Kunibert Schmidt, der Deutschen Presse-Agentur. Sowohl auf den wichtigen Märkten in Europa als auch in den USA hätten die deutschen Autofirmen Marktanteile gewinnen können. Insbesondere auf dem wachsenden US-Markt legten die deutschen Marken nach Darstellung des VDA-Geschäftsführers überproportional zu. Der Marktanteil habe bis April 7,6 Prozent erreicht; das sei ein Prozentpunkt mehr als im Durchschnitt 1998. Davon stammten zwei Drittel aus deutschen und ein Drittel aus ausländischen Werken."Der Euro ist dabei eine willkommene Stütze", sagte Schmidt zum derzeit niedrigen Kurs des Euro. Aber auch in Westeuropa hätten die attraktive Modellpolitik und das Preis-Leistungs-Verhältnis geholfen, Boden gutzumachen. Während die Gesamtnachfrage im ersten Quartal um neun Prozent zulegte, zogen die deutschen Pkw-Ausfuhren nach Westeuropa um 18 Prozent an, sagte Schmidt.

Im Inland fahre die Branche dagegen weiter mit gedrosseltem Tempo. Dies führt der VDA auf die Verunsicherung der privaten Kundschaft zurück. Die Einführung der Ökosteuer, die Debatte über eine Mehrwertsteuererhöhung und die Einführung einer neuen Ozonverordnung seien nicht gerade stimulierend für die Auftragseingänge. Darüber hinaus seien die Steuererleichterungen "nur Kleckerbeträge" gewesen und nicht bei den wesentlichen Zielgruppen der Autohersteller angekommen. Die deutschen Automobilhersteller setzen für das Inlandgeschäft nun auf die im Herbst stattfindende Frankfurter Automobilausstellung mit dem erhofften IAA-Effekt.

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