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Wirtschaft: Die Deutschen haben keine Lust auf Einkaufen Der Konsumklima-Index ist im Mai gesunken

Nürnberg/Berlin - Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und die schwache Konjunktur haben den Deutschen die Konsumlust gründlich verdorben. So ist der Index für das private Konsumklima für Mai erstmals seit sieben Monaten gesunken.

Nürnberg/Berlin - Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und die schwache Konjunktur haben den Deutschen die Konsumlust gründlich verdorben. So ist der Index für das private Konsumklima für Mai erstmals seit sieben Monaten gesunken. Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) rechnet daher auch für das Gesamtjahr 2005 mit einem deutlich schwächeren Wachstum des privaten Konsums als zunächst angenommen. „Wir haben unsere Prognose halbiert und gehen nun nur von 0,4 Prozent Wachstum aus“, hieß es bei der GfK. Branchenbeobachter und Händler hatte mit einer solchen Entwicklung offenbar gerechnet.

„Beim Konsumklima-Index, der ja nichts anderes als Erwartungen wiedergibt, hat jetzt eine Korrektur auf die Realität stattgefunden“, sagte Helmut Merkel, Chef der Karstadt Warenhaus AG und Präsident des Handelsverbands BAG, dem Tagesspiegel. Eine Realität, auf die sich der Handel bereits eingestellt habe. „Denn unsere Erkenntnisse aus der bisherigen Umsatzentwicklung in diesem Jahr sind, dass es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum keine Verbesserung bei der Konjunktur gegeben hat – der private Verbrauch stagniert“, so Merkel. Wachstum im Handel könne nur durch die Übernahme von Marktanteilen anderer erzeugt werden. „Auch bei Karstadt haben wir in unseren Berechnungen eine stagnierende Entwicklung des Einzelhandels bereits miteinbezogen.“ Als Konzern, der auf das Geschäft in Deutschland angewiesen sei, „haben wir uns darauf eingestellt, dass sich in diesem Jahr die Konjunktur kaum beleben wird“, sagte Merkel. Wachstum könne Karstadt nur aus eigener Kraft schaffen, etwa durch bessere Sortimente und natürlich Kosteneinsparungen. „Da sind wir mit unserem Sanierungsprogramm auf dem richtigen Weg.“

Sparen wollen jetzt auch die Verbraucher. Hatten sie in den vergangenen Monaten noch bekundet, wieder größere Anschaffungen tätigen zu wollen, hat sich das im April grundlegend geändert. So sei die Anschaffungsneigung der Konsumenten im April um 14,8 Punkte auf minus 27,1 Punkte und damit auf das Niveau vom Oktober 2004 abgesackt, teilte die GfK mit. „Die Verbraucher sind wieder stark verunsichert“, so GfK-Chef Klaus Wübbenhorst. Auch wenn die Deutschen die konjunkturelle und auch die Entwicklung ihres Einkommens etwas zuversichtlicher einschätzen, ist der Konsumklima-Index insgesamt von 5,1 Punkten im April auf 4,9 Punkte für den Mai gefallen.

Fred Otto, Handelsexperte beim Marktforscher AC Nielsen, glaubt nicht, dass der Handel selbst die Verbraucher zu mehr Konsum animieren kann. „Um den privaten Konsum anzukurbeln, kann der Handel nicht allzu viel tun“, sagte er dem Tagesspiegel. Die Unternehmen könnten lediglich versuchen, die Kommunikation mit dem Kunden zu intensivieren. Das heißt, auf Werbung setzen. „Das preisliche Instrument ist ausgereizt“, sagt Otto. Denn niedrige Preise seien für den Kunden längst eine Selbstverständlichkeit. Und wie der GfK-Index zeigt, bringen sie die Verbraucher offenbar nicht dazu, mehr zu kaufen.

Dagmar Rosenfeld

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