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Wirtschaft: Die Dividende ist die letzte Hoffnung

Gewinnausschüttungen werden in der Baisse wieder interessant

Von Jürgen Gaulke

Düsseldorf. Im dritten Jahr der Börsenflaute erlebt die Dividende ihre Renaissance: Viele Profis hoffen nicht mehr auf steigende Aktienkurse, sondern konzentrieren sich stattdessen auf die Gewinnausschüttungen. Denn hohe Dividendenrenditen (das Verhältnis der Dividendenzahlung zum Kurs der Aktie) gelten zur Zeit als beste Absicherung gegen unerwartete Kursverluste. Noch sind solche Titel relativ billig zu haben.

Dividenden standen schon einmal im Mittelpunkt: In den Siebzigerjahren herrschte auf den Aktienmärkten eine Dürrephase, die uns – wie Pessimisten glauben – auch heute bevorstehen könnte. Durchschnittlich 70 Prozent aller Gewinne aus den Aktien im amerikanischen Aktienindex Standard & Poor’s 500, der die wichtigsten 500 US-Unternehmen umfasst, waren damals auf Dividenden zurückzuführen. In den Achtzigerjahren fiel der Anteil dann auf 44 Prozent, in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre sogar auf nur noch zehn Prozent.

Diese Folgen des Börsenbooms sind heute immer noch spürbar. Ein Blick auf die Dividendenrendite zeigt, dass die Aktienmärkte im historischen Vergleich noch überbewertet sind: Derzeit liegt die durchschnittliche Dividendenrendite an der Wall Street nur bei 1,6 Prozent. An den europäischen Börsen sind es knapp drei Prozent, bei den 30 größten Dax-Unternehmen erst zwei Prozent. In den vergangenen 20 Jahren lag die Dividendenrendite in Europa bei durchschnittlich rund vier Prozent. Auf diesem Niveau dürfte sie sich wieder einpendeln – nicht nur durch fallende Kurse, sondern auch durch steigende Dividenden.

Für steigende Ausschüttungen wird alleine schon sorgen, dass die Unternehmen ihre Papiere für die Anleger interessanter machen müssen. Möglichst hohe Dividendenzahlungen sind zudem das beste Mittel gegen den Verdacht der Bilanzmanipulation, da sie mit richtigem Geld bezahlt werden müssen. Das machen nur Firmen, die es sich wirklich leisten können.

Allerdings sollte der Anleger seine Entscheidung nicht alleine darauf stützen. Der Blick in den Kursteil zeigt nur die in der Vergangenheit gezahlte Dividende und erlaubt keine Vorhersagen. Allein in diesem Jahr sanken aber die Ausschüttungen der Dax-Unternehmen gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent. Die spektakulärsten Fälle: Daimler-Chrysler senkte die Gewinnbeteiligung um 1,35 Milliarden Euro, die Deutsche Telekom um eine Milliarde Euro und die Lufthansa ließ die Zahlung ganz ausfallen.

Daher sollte der Anleger stets auf die Kombination von soliden Unternehmensaussichten und hoher Dividendenrendite achten. Ob die Telekom mit einer Dividendenrendite von derzeit rund drei Prozent ein guter Kauf ist, scheint beispielsweise mehr als fraglich. Besser abgesichert sind Banken oder Versorger, die auf eine Dividendenrendite von knapp unter drei Prozent kommen – und diese Dividendenzahlung durch einen stabilen Gewinn absichern.

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