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Wirtschaft: Die Dollar-Schwäche trifft Schering hart

Berliner Pharmakonzern steigert Umsatz im vierten Quartal 2002 nur noch um ein Prozent

Berlin (pet). Der starke Euro hat dem Berliner Pharmakonzern Schering im vierten Quartal 2002 zugesetzt und könnte auch den Gewinn im laufenden Geschäftsjahr 2003 belasten. Das Gewinnwachstum werde im laufenden Jahr im Gegensatz zum Vorjahr nur noch einstellig ausfallen, sagte Vorstandschef Hubertus Erlen am Donnerstag auf einer Telefonkonferenz. Endgültigen Zahlen für das abgelaufene Jahr will Schering am 28. Februar veröffentlichen. Die Aktie geriet am Donnerstag deutlich unter Druck.

Der im Verhältnis zum Dollar stark gestiegene Euro macht sich deshalb empfindlich bemerkbar, weil Schering rund die Hälfte seiner Produkte in DollarRegionen verkauft, ein Viertel davon in den USA. Da das Berliner Unternehmen in Euro bilanziert, müssen die Dollar-Umsätze immer in Euro umgerechnet werden. Dabei entstehen Währungsverluste (siehe Lexikon, Seite 18).

So hat Schering den Umsatz im vierten Quartal 2002 – in Landeswährung gerechnet – zwar um vier Prozent gesteigert, umgerechnet in Euro wuchs der Umsatz aber nur um ein Prozent auf 1,271 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr steigerte der Pharmakonzern den Umsatz nach eigenen Angaben in Landeswährung um zehn Prozent, umgerechnet in Euro aber nur noch um vier Prozent auf 5,023 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Schering-Finanzchef Klaus Pohle hatte vor wenigen Tagen in einem Interview gesagt, dass das Unternehmen im laufenden Jahr mit einem noch schwächeren Dollar rechne und entsprechende Vorkehrungen getroffen habe, um trotzdem das Gewinnziel zu erreichen. Das Unternehmen habe bei der Währungsabsicherung einen Kurs von 1,05 Dollar für einen Euro unterstellt. Ein Schering-Sprecher ließ am Donnerstag offen, welche Konsequenzen es haben wird, wenn der Euro, der am Donnerstag bei 1,0748 Dollar notierte, infolge des drohenden Irak-Krieges auf längere Zeit noch stärker steigt. Üblicherweise müssen Unternehmen dann die Kosten anpassen oder mehr Kosten in den Dollar-Raum verlagern. Das könnte Folgen für den Pharma-Standort Berlin haben.

Die Schering-Aktie verlor am Donnerstag 5,32 Prozent ihres Wertes und war damit größter Verlierer im Deutschen Aktienindex. Vor einem Jahr war das Papier noch knapp 70 Euro wert gewesen. Als einen Grund für den Abschlag nannten Marktbeobachter das schwache Umsatzwachstum im vierten Quartal. „Das war eine kleine Enttäuschung“, sagte Isabella Zinck, Pharma-Analystin der Hypo-Vereinsbank in München. Da die am Donnerstag präsentierten Zahlen zwar den Erwartungen entsprochen, aber keine zusätzliche positive Überraschung enthalten hätten, habe der Kurs übertrieben reagiert, sagte Analystin Zinck. Wenn der Euro auf dem jetzigen Niveau bleibe, werde sich das beim Gewinn auswirken, warnte ein Frankfurter Analyst.

Dabei sind die Produktumsätze gut. Scherings wichtigstes Medikament Betaferon, das etwa ein Drittel zum Umsatz beiträgt, erzielte im vierten Quartal ein unverändert starkes Wachstum von 15 Prozent – obwohl das Schweizer Unternehmen Serono seit dem vergangenen Jahr ein Konkurrenzprodukt auf dem wichtigen US-Markt verkauft. Auch der Umsatz mit der Anti-Baby-Pille Yasmin, einem der Hoffnungsträger von Schering, stieg in den USA deutlich an. Damit sei Schering auf bestem Wege, die US-Einnahmen bis 2005 auf mehr als zwei Milliarden Dollar zu verdoppeln, sagte Schering-Chef Erlen. Der Vorstand will den Aktionären auf der Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividende für 2002 auf 0,93 Euro je Aktie vorschlagen, nach 0,83Euro im Vorjahr.

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