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Wirtschaft: Die Expo-Rechnung geht immer noch nicht auf

BERLIN (jhw)."Die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover läßt sich nicht allein ökonomisch rechtfertigen.

BERLIN (jhw)."Die Weltausstellung Expo 2000 in Hannover läßt sich nicht allein ökonomisch rechtfertigen." Das sagt einer der Verfasser des Gutachtens über die volkswirtschaftlichen Folgen der Expo, Mario Brandt von der Norddeutschen Landesbank.Er widerspricht damit der organisierenden Expo 2000 GmbH, Hannover.Die Geschäftsführerin der Expo-Gesellschaft, Birgit Breuel, hat wiederholt gesagt, die ökonomischen Effekte der Expo rechtfertigten auch einen Verlust der Expo-GmbH.

Die mit finanziellen Problemen belastete Expo GmbH macht immer wieder darauf aufmerksam, daß sich die Weltausstellung für Deutschland rentieren werde, auch wenn die organisierende GmbH Verlust erwirtschafte.Ein Sprecher der Expo teilte am Dienstag mit, die Weltschau bringe dem Standort Deutschland etwa 17 Mrd.DM Wertschöpfung, rund 4,5 Mrd.DM Steuereinnahmen und etwa 100 000 Arbeitsplätze.Dabei bezog er sich auf ein Gutachten, das die Norddeutsche Landesbank (NordLB) in Hannover gemeinsam mit dem Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung, Hannover, und der Universität Hannover angefertigt hat.Die Autoren der Studie gehen inzwischen - im Unterschied zur Expo - offenbar auf Distanz zu ihrem Zahlenwerk aus dem Jahr 1995.Mario Brandt, Leiter Regionalwirtschaft, Standortanalysen und Expo 2000 bei der NordLB, stellte fest: "Diese Zahlen sind zu dick aufgetragen.Die Expo läßt sich nur schlecht allein ökonomisch begründen, das ist eine politische Entscheidung." Damit bricht eine wichtige Legitimation für die Weltausstellung, die am 1.Juni 2000 eröffnet werden soll, weg.

Noch in der vorigen Woche verwies Aufsichtsrats-Chef Helmut Werner nach der Sitzung des Gremiums auf den "außerordentlichen Gewinn für den Steuerzahler", den die Expo bringe.Damit rechtfertigte Werner den Zuschuß der öffentlichen Hand, der inzwischen notwendig geworden ist.Zwischen Einnahmen und Ausgaben klafft nach dem neuen Finanzplan von Geschäftsführerin Breuel eine Lücke von 400 Mill.DM.Bund und Land Niedersachsen müssen jeweils 200 Mill.DM an die Geschäftsführung überweisen.Werner hatte im Gespräch mit dem Tagesspiegel schon im Sommer behauptet, die Expo lohne sich für den Steuerzahler."Das ist eines der besten Geschäfte, die Deutschland je gemacht hat."

Autor Brandt wies jetzt darauf hin, daß zahlreiche Investitionen sowieso - ohne die Weltausstellung - getätigt worden wären.So wären beispielsweise fast die gesamten Ausgaben für den Verkehr auch ohne die Expo gemacht worden.Dagegen seien die Mittel für das Expo-Gelände und die erwarteten Zahlungen von Touristen in der Expo-Stadt keinesfalls ohne die Weltausstellung geflossen: Sie könnten folglich als Effekt der Veranstaltung gelten.Ökonomisch müßte man allerdings die Verdrängungseffekte berücksichtigen, weil eine D-Mark nun einmal nur ein einziges Mal auszugeben ist.Dann indes bleiben lediglich die Aufwendungen von ausländischen Investoren und Touristen in Hannover übrig, die sonst nicht nach Deutschland gekommen wären."Dann schmilzt der Effekt gewaltig." Das passiert auch, wenn man neue Schätzungen über die Besucherzahlen in die Rechnung einbezieht.Bisher war die Expo von 40 Mill.verkauften Eintrittskarten ausgegangen.Inzwischen hält die Unternehmensberatung Roland Berger, die diese Prognose vor Jahren aufstellte, eher 35 Mill.Tickets für wahrscheinlich.Rainer Ertel, Geschäftsführer des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung, verteidigte die Studie, zu deren Herausgebern auch sein Haus gehört."Unsere Untersuchung ist nach wie vor die einzige, die alle bekannten Zahlen zusammengefaßt hat", sagte Ertel.Expo-Sprecher Andreas Lampersbach sagte, jedem stehe es frei, das Gutachten zu interpretieren.Für ihn stehe nach wie vor fest, daß sich die Ausstellung rechnen werde.

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