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Wirtschaft: Die Familie gibt Herlitz nicht auf

BERLIN (dw).Die Gründerfamilie des angeschlagenen Berliner Büroartikel-Konzerns Herlitz hat Gerüchte zurückgewiesen, sie selbst stoße bereits ihre Aktien ab.

BERLIN (dw).Die Gründerfamilie des angeschlagenen Berliner Büroartikel-Konzerns Herlitz hat Gerüchte zurückgewiesen, sie selbst stoße bereits ihre Aktien ab."Da ist nichts dran", versicherte Hauptaktionär Günter Herlitz gegenüber dem Tagesspiegel.Tags zuvor war der Kurs der Aktie fast auf Nennwert-Niveau gefallen.Branchenkreise halten unterdessen eine Allianz mit dem französischen Büroartikel-Konzern Guilbert für wahrscheinlich.

Neue Spekulationen über die Zukunft des deutschen Marktführers für Papier-, Büro- und Schreibwaren waren aufgetaucht, nachdem der Kurs der Herlitz-Aktie (Vorzüge) in den vergangenen Tagen nahezu auf das Niveau des Nennwertes von 50 DM herabgesunken war.Die "Welt" hatte berichtet, selbst die Herlitz-Familie, die rund 50 Prozent des Aktienkapitals besitzt, stoße mehr und mehr Anteile ab.Gespäche über eine mögliche Beteiligung von Handelsriesen wie Acco (USA) oder der Metro stünden zudem "schlecht", berichtete die Zeitung weiter.

Gründerfamilie und Geschäftsführung der Herlitz AG wiesen den Bericht am Donnerstag zurück."Herlitz hat überhaupt keine Verhandlungen mit Acco oder Metro geführt", stellte Vorstandsvorsitzender Karel de Vries gegenüber dem Tagesspiegel klar.Er bestätigte jedoch, daß Herlitz zur Zeit intensiv auf Partnersuche sei: "Wir sprechen ansonsten mit jedem." Ziel sei eine strategische Allianz im Kerngeschäft Papier-, Büro-, Schreibwaren, die auf dem Weg eines Aktientauschs verwirklicht werden solle.Namen von möglichen Partnern wollte de Vries noch nicht nennen.Allerdings liege das Hauptinteresse auf Unternehmen aus Südwest-Europa, wo Herlitz noch relativ wenig vertreten sei.Vor allem Frankreich als zweitgrößter Büroartikel-Markt Europas sei interessant.Branchen-Gerüchte, wonach der größte französische Büroartikel-Händler Guilbert (Umsatz: 882 Mill.DM) starkes Interesse an einer Allianz mit Herlitz habe, wollte de Vries nicht direkt bestätigen.

Darüber hinaus stellte de Vries fest, daß sich die Situation nach den Verlusten im ersten Halbjahr "im dritten Quartal stabilisiert hat", die Umstrukturierung sei "auf gutem Wege".Eine Ergebnis-Prognose für das Gesamtjahr wolle er jedoch nicht geben: "Wir haben ein Glaubwürdigkeitsproblem mit den Bankanalysten - und das können wir nur lösen, indem wir Fakten schaffen."

Günter Herlitz, langjähriger Vorstandschef und Sohn des Unternehmensgründers, betonte am Donnerstag, die Familie "denkt gar nicht daran, Aktien zu verkaufen".Der mit 6,36 Prozent größte bekannte Einzelaktionär der Herlitz AG sagte, er könne in dieser Frage "durchaus auch für die übrigen Familienmitglieder sprechen".Er zeigte sich überzeugt, daß sich das Unternehmen "ohne Partner wieder aus dem Sumpf ziehen" könne.Etwa 50 Prozent der Herlitz-Aktien sind in der Hand der 28 Mitglieder der Familie Herlitz.Die andere Hälfte ist an der Börse breit gestreut.

Auch Klaus Herlitz, ehemaliges Vorstandsmitglied und mit 5,12 Prozent zweitgrößter Anteilseigner, ist überzeugt, daß das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt von Medien und Bank-Analysten "viel zu schlecht beurteilt wird".Klaus Herlitz, verwies auf die Vorteile des Marktführers: "Andere Unternehmen verkaufen Schreibwaren nach Preis mal Menge - nur Herlitz kann in Deutschland ein Vollsortiment, Logistik und Service aus einer Hand bieten." Aus demselben Grund sprach sich Klaus Herlitz gegen eine weitere Veräußerung einzelner Konzern-Sparten aus.Branchen-Gerüchte, wonach weitere Bereiche nun "Stück für Stück den Besitzer wechseln", wies er zurück: "Genau das würde uns ja den Marktvorteil als Komplettanbieter nehmen." Außer der Handelstochter HIT und der Immobiliensparte stehe kein weiterer Bereich zur Disposition.Der Kurs des neuen Vorstandschefs Karel de Vries sei darüber hinaus im Aufsichtsrat "völlig unumstritten".

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