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Wirtschaft: Die Finanzdienstleister bangen um ihre Existenz

BERLIN .Die unabhängigen Finanzdienstleister sehen sich in ihrer Existenz "massiv bedroht".

BERLIN .Die unabhängigen Finanzdienstleister sehen sich in ihrer Existenz "massiv bedroht".Das sagte der geschäftsführende Vorstand des Bundesverbands Finanzdienstleistungen, Carsten Lucht, am Dienstag in Berlin.Er kündigte eine Offensive für mehr Klarheit auf dem Markt für Geldanlagen an.Der Verband will rigoros gegen "schwarze Schafe" vorgehen, denn sonst, so Lucht, "können wir dicht machen".

Gegen Finanzdienstleister, die sich mit Verstößen gegen Gesetze und Vorschriften beim Verkauf von Anlageprodukten einen finanziellen Vorteil verschaffen, werde der Verband künftig mit einer Abmahnung oder Anzeige vorgehen, sagte Lucht.Dazu kooperiert die Finanzdienstleister-Vereinigung mit dem Verband Sozialer Wettbewerb, der Verkaufsprospekte überprüfe, die Anbieter auf Fehler hinweise und schließlich verklage.Oft könne der Verband eine Einstweilige Verfügung binnen Stunden erwirken, so daß die Vertreiber nicht mehr mit einem mangelhaften Prospekt arbeiten dürften.Von einer Ahndung bei Verfehlungen seien auch Mitglieder nicht ausgenommen.Der Bundesverband Finanzdienstleistungen hat nach eigenen Angaben 5000 Mitglieder, die auf dem Kapitalmarkt einen Anteil von ungefähr 25 Prozent erreichen.

Jetzt werde nicht mehr weggeschaut, wenn ein Mitglied nicht korrekt arbeite."Wir werden Ganoven nicht mehr augenzwinkernd dulden", stellte Lucht klar.Jedes Verbandsmitglied habe die Möglichkeit, seine Produkte auf die Seriösität prüfen zu lassen.Der Organisation zufolge sind die Anbieter auf dem sogenannten grauen Kapitalmarkt überwiegend seriös.Der Verband forderte erneut ein Berufszulassungs-Gesetz für die Branche, um unseriöse Finanzdienstleister vom Markt fern zu halten.Lucht kritisierte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD): Er habe sich als niedersächsischer Ministerpräsident für eine solche Regelung ausgesprochen, den Gedanken aber in seiner Regierungserklärung nicht mehr aufgegriffen.

Der Verbands-Chef wandte sich auch gegen die angekündigte Steuerreform."Berater können damit ihren Kunden keine seriöse Empfehlung mehr geben", sagte er.Populäre Anlageformen wie etwa Flugzeug-Fonds könne man nun guten Gewissens nicht mehr anbieten.Schließlich lohnen sich derartige Anlagen nur, wenn der Sparer beim späteren Verkauf Steuervorteile verwirklicht.Doch momentan wisse niemand, ob dann die heutigen Regelungen überhaupt noch gelten.Ohnehin sei nicht zu erkennen, wie eine Reform der Steuergesetzgebung, der Sozialversicherung und der Altersvorsorge insgesamt für Sparer und Anleger sowie deren Berater eindeutige Zeichen setze.Zwar sei richtig, daß Steuervergünstigungen von Zeit zu Zeit überprüft würden.Aber die Tendenz der Vorschläge der Bundesregierung ziele in die falsche Richtung.

"Der Begriff des Steuerschlupflöcher ist eine Unverschämtheit", sagte Lucht.Immerhin handele es sich um Steuererleichterungen, die per Gesetz beschlossen worden seien, und keinesfalls um dubiose Steuerschlupflöcher.Sie dienten als Anreiz, privates Kapital in eine gewünschte Richtung zu lenken - beispielsweise in den Aufbau Ost.

"Wer jetzt nachträglich daran herumbastelt, beispielsweise durch die Kappung der Grenzen bei den Steuervorteilen, betrügt die gutwilligen Kapitalgeber."

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