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Wirtschaft: Die französischen Flugkapitäne heben jetzt wieder ab

PARIS (ebo).Die französische Fluggesellschaft Air France kann wieder durchstarten.

PARIS (ebo).Die französische Fluggesellschaft Air France kann wieder durchstarten.Acht Stunden vor Anpfiff der Fußball-WM in Frankreich einigten sich Geschäftsführung und die führende Pilotengewerkschaft SNPL gestern überraschend auf eine neue Gehaltsstruktur.Damit ging ein zehntägiger Arbeitskampf zu Ende, der dem Staatscarrier Umsatzeinbußen von bis zu 1,5 Mrd.Franc (450 Mill.DM) bescherte - und einen unschätzbaren Imageverlust.

Noch gestern fielen 80 Prozent der Air France-Flüge aus.Viele Fußballfans, die pünktlich zum WM-Start in Frankreich sein wollten, wichen auf andere Fluggesellschaften wie Lufthansa oder British Airways aus.Trotz des Endes des Streiks dürfte es noch bis Montag dauern, bis Air France den Flugbetrieb wieder voll aufgenommen hat.Die für die WM wichtigen innerfranzösischen Verbindungen dürften allerdings schon am heutigen Donnerstag weitgehend wiederhergestellt sein.

Der in 14stündigen Geheimverhandlungen gefundene Kompromiß sieht Einsparungen bei den Pilotengehältern in Höhe von annähernd 500 Mill.Franc (150 Mill.DM) jährlich vor.Erreicht werden sie vor allem durch das Einfrieren der Pilotengehälter für die nächsten sieben Jahre.Damit konnte sich Air France-Chef Jean-Cyril Spinetta mit seinem Sparziel durchsetzen.Die Piloten akzeptierten auch den Tausch von Gehaltsanteilen gegen Air France-Aktien.

Im Gegenzug hat die Geschäftsführung auf die besonders umstrittene doppelte Gehaltstabelle mit niedrigeren Löhnen für alle neueingestellten Piloten verzichtet.Nachwuchspiloten sollen künftig genauso bezahlt werden wie ihre älteren Kollegen, allerdings erst nach fünf Jahren.Bis dahin sollen sie Air France die Kosten ihrer Ausbildung zurückerstatten, was auf eine niedrigere Vergütung der "Kadetten" hinausläuft.

Die Verhandlungsergebnisse müssen vom Air France-Aufsichtsrat bestätigt werden.Probleme könnte der Verzicht auf die doppelte Gehaltstabelle bringen, da Stewardessen und Bodenpersonal diese bereits akzeptiert haben und Nachverhandlungen fordern könnten.Dennoch begrüßten Geschäftsführung und Piloten den Abschluß."Wir haben nicht nachgegeben", sagte SNPL-Sprecher Christian Paris.Die Piloten würden durch den Tausch von Gehalt gegen Aktien zu "Investoren".

Air France-Chef Spinetta sprach von einer "exzellenten Nachricht für alle Kunden und das gesamte Personal".Die Fluggesellschaft könne nun ihre Sanierung wie geplant fortsetzen.Air France hatte Ende Mai einen Reingewinn von 1,87 Mrd.Franc (550 Mio.DM) im Geschäftsjahr 1997/98 gemeldet.Im Vorjahr war noch ein Verlust von 268 Mill.Franc ausgewiesen worden.Voraussichtlich im Herbst sollen 20 Prozent des Air France-Kapitals an der Börse plaziert werden.Eine vollständige Privatisierung lehnt der kommunistische Transportminister Jean-Claude Gayssot weiterhin ab.Experten gehen allerdings davon aus, daß sie sich langfristig nicht umgehen lassen wird.

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