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Wirtschaft: Die gängigen Geldanlagen werden den spezifischen Anforderungen von Frauen nicht gerecht

Trotz der vielen Produkte, die von Banken und Versicherungen für die Altersvorsorge angeboten werden, fühlen sich insbesondere die Frauen in Deutschland benachteiligt. Nach den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge und der Beraterfirma "psychonomics" in Köln werden die gängigen Geldanlagen zur privaten Vorsorge im Alter den spezifischen Anforderungen von Frauen nicht gerecht.

Trotz der vielen Produkte, die von Banken und Versicherungen für die Altersvorsorge angeboten werden, fühlen sich insbesondere die Frauen in Deutschland benachteiligt. Nach den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge und der Beraterfirma "psychonomics" in Köln werden die gängigen Geldanlagen zur privaten Vorsorge im Alter den spezifischen Anforderungen von Frauen nicht gerecht. Diplompsychologin Heike Dehm, eine der Verantwortlichen für die am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie, brachte die Kritik auf den Punkt. Die große Mehrheit der Frauen fordert Geldanlagen, die unkompliziert, sicher und jederzeit verfügbar sind.

Dahinter steht die Erfahrung, dass die Frauen in Deutschland Anlageformen mit langen Laufzeiten für ungeeignet halten, da sie immer damit rechnen müssen, nicht durchgängig zu arbeiten. Mit großem Abstand zu anderen Formen wird die Kapital-Lebensversicherung als wichtigste Ergänzung zur Rente genutzt. Danach folgen die eigengenutzte Immobilie, Sparbuch/Sparbrief, die private Rentenversicherung und ganz am Schluss der Investment-Fonds. Deutliche Unterschiede in der Bewertung der Geldanlage gibt es zwischen alten und neuen Bundesländern. So hatten die Frauen im Osten weniger Zeit, durch Kapitalversicherungen oder Immobilien entsprechende Werte aufzubauen. Dabei geben immerhin 26 Prozent der angesprochenen 1024 Frauen an, dass es sich nicht lohnt, Geld für das Alter zurückzulegen. Schließlich wisse man nicht, was die Zukunft bringe. Grundsätzlich stellten die Befrager fest: Im Umgang mit Geld haben Frauen deutlich weniger Spaß als die Männer. Dabei kümmern sich die meisten Frauen nur so viel wie nötig um ihre Geldanlagen, kennen sich weniger gut aus und treffen ihre Entscheidung zögerlicher, dafür aber gründlich. Erschreckend sei, so Heike Dehm, dass 84 Prozent der Befragten zwischen 30 und 59 Jahren nicht wissen, wie hoch ihre gesetzliche Rente einmal sein wird. Eine ähnliche Befragung im Sommer hatte ergeben, dass bei Männern wie Frauen die Hälfte der zukünftigen Rentner bis zu 50 Prozent überhöhte Vorstellungen von den zu erwartenden Bezügen haben.

Insgesamt 42 Prozent der Frauen geben an, dass Altersvorsorge ein Thema ist, das ihnen Angst macht. Verbunden damit ist die Schwierigkeit vieler, die Angebote der privaten Vorsorge überhaupt zu verstehen. Rund 45 Prozent der Frauen zwischen 50 und 59 Jahren verlässt sich darum auch lieber auf die Altersvorsorge durch den Ehemann oder den Partner. Dass die selbständige Frau, Heike Dehm nennt sie die "ehrgeizige Strategin", ihren Ruhestand sorgfältiger und zielgerichteter plant, als eine Frau mit gar keinem oder nur geringem Einkommen, liegt nahe. Für besorgniserregend aber hält es die Psychologin, dass fast die Hälfte der Frauen - ob "unbeschwerte Lebenskünstlerin", die "verzagte Überforderte" oder die "tapfere Malocherin" - das Thema verdrängen oder kein Geld für entsprechende Rücklagen haben. Kein Wunder also, dass sich rund ein Drittel der Frauen in Deutschland auf die gesetzliche Rente verlässt.

Peter Bolm

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