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Wirtschaft: Die Gasag bekommt Konkurrenz

Berlin - Die Berliner Verbraucher können ihren Gasversorger möglicherweise schon in diesem Jahr wechseln. Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Gasag- Konkurrenten Natgas, Jörg Bauth, am Mittwoch in Berlin.

Berlin - Die Berliner Verbraucher können ihren Gasversorger möglicherweise schon in diesem Jahr wechseln. Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Gasag- Konkurrenten Natgas, Jörg Bauth, am Mittwoch in Berlin. „Wenn sich das wirtschaftlich machen lässt, werden wir mittelfristig auch Haushaltskunden mit Gas beliefern.“ Für Natgas selbst gelte dies zwar noch nicht 2006. Es gebe aber andere Wettbewerber, die sich schon bald vorwagen würden. „Ich bin mir sehr sicher, dass wir noch in diesem Jahr die ersten Tests sehen werden“, sagte Bauth. Vor allem Großstädte wie Berlin seien für neue Anbieter reizvoll.

Bisher können Privatkunden ihren Gasversorger in Deutschland nicht frei wählen. Stattdessen sind sie an den jeweiligen örtlichen Monopolisten gebunden, in Berlin ist das die Gasag. Nur auf dem Markt für gewerbliche Kunden gibt es bereits Wettbewerb. Daher können Anbieter wie Natgas derzeit nur größere Unternehmen mit Gas beliefern.

In den nächsten Monaten könnte sich das jedoch ändern. Denn die Bundesnetzagentur kontrolliert derzeit die Durchleitungsgebühren, die neue Anbieter für die Nutzung der Netze an die etablierte Gaswirtschaft bezahlen müssen. Sollte die Behörde diese Netzentgelte absenken, könnte sich die Belieferung von Privatverbrauchern auch für ortsfremde Gasunternehmen lohnen – und der Wettbewerb würde deutlich belebt.

Noch ist es allerdings nicht so weit. Anbieter wie Natgas erheben daher schwere Vorwürfe gegen die alteingesessenen Gasunternehmen. „Wir treffen sehr häufig auf Wettbewerbsbehinderungen“, sagte Bauth. Teilweise erhöben die Stadtwerke so hohe Netzentgelte, dass sie allein die Hälfte des Endkundenpreises ausmachten. Daneben kritisierte er Quersubventionen: So seien Gasimporteure wie Eon-Ruhrgas an zahlreichen Stadtwerken beteiligt, denen sie immer wieder unter die Arme griffen. „Hier wird die Macht eines Großkonzerns missbraucht, um neue Anbieter aus dem Markt zu drängen“, sagte Bauth.

Ein weiteres Problem für Natgas sei die Beschaffung von Gas. So gebe es in Deutschland wegen der gängigen Praxis langfristiger Lieferverträge kaum freie Gasmengen. Natgas beziehe sein Gas daher ausschließlich bei internationalen Produzenten und Handelshäusern im Ausland, sagte Bauth. Ändern könnte sich dies allerdings durch das Bundeskartellamt, das langfristige Lieferverträge zwischen Ferngasgesellschaften und Stadtwerken verbieten will.

Natgas versorgt derzeit 60 Unternehmen in ganz Deutschland mit Gas, in diesem Jahr sollen es 80 werden. Der Umsatz des in Potsdam ansässigen Unternehmens belief sich 2005 auf 91 Millionen Euro. Zum Gewinn machte Natgas keine Angaben.

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