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Wirtschaft: Die Gewerkschaften bleiben draußen

Ausbildungspakt nur mit Politik und Arbeitgebern

Berlin - Ohne die Gewerkschaften haben Regierung und Wirtschaft den Ausbildungspakt für mehr Lehrstellen bis zum Jahr 2014 verlängert. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) scheiterten trotz wochenlanger Verhandlungen damit, die Gewerkschaften erstmals mit ins Boot zu holen. „Letztlich waren die inhaltlichen Differenzen nicht zu überbrücken“, sagte Brüderle am Dienstag nach der Unterzeichnung des Pakts in Berlin. Arbeitgeber und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schoben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. „Einmal mehr lässt sich die Regierung von der Wirtschaft ihre Politik ins Blatt diktieren“, sagte DGB-Vize Ingrid Sehrbrock.

Die Arbeitgeber hätten mit Forderungen, den Jugendarbeitsschutz aufzuweichen, die Verhandlungen torpediert. Auch liefere der Pakt nur schöngerechnete Zahlen. „Bundesregierung und Arbeitgeber sehen auch im Jahr 2010 mehr als 72 000 Jugendliche schon als versorgt an, auch wenn sie in berufsvorbereitenden Maßnahmen, Praktika und Einstiegsqualifizierungen stecken.“ In diesem Jahr stieg die Zahl der Lehrstellen um 1,7 Prozent auf 483 500. Rund 12 000 junge Leute bekamen bis Ende September keinen Platz – im Vorjahr waren es 15 700. Indes befinden sich zehntausende Altbewerber in der Warteschleife.

Die Spitzenverbände der Wirtschaft bedauerten die Haltung des DGB und wiesen die Vorwürfe zurück. Die Wirtschaft hat nun zwar 60 000 Lehrstellen und 30 000 neue Lehrbetriebe pro Jahr zugesagt – dieses Angebot steht aber unter Vorbehalt. Die Arbeitgeber wollen abwarten, ob Schüler- und Bewerberzahlen weiter sinken. Auch sehen sie eine Bringschuld bei Bewerbern und Schulen, weil viele Jugendliche zu schlecht für eine Ausbildung seien. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt forderte die Regierung auf, den Jugendarbeitsschutz zu lockern, weil das Gastgewerbe früh morgens oder spät abends seine Lehrlinge nicht einsetzen dürfe. Brüderle wies das zurück: „Das steht nicht auf der Agenda.“ dpa

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