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Wirtschaft: Die Gewinne steigen wieder

Im vergangenen Quartal verdienten die 30 größten deutschen Konzerne 150 Prozent mehr

Düsseldorf - Die Unternehmen in den großen Industriestaaten wachsen wieder. Das signalisieren ein starkes viertes Quartal und zuversichtliche Ausblicke auf das laufende Geschäftsjahr. So spricht etwa der Vorstandschef des weltgrößten Netzwerkausrüsters Cisco, John Chambers, bereits von einer „neuen Phase der Erholung“. Das Wachstum falle inzwischen sehr gleichmäßig aus. Neben einem florierenden Geschäft in Asien liegt bei Cisco auch der lange angeschlagene Heimatmarkt Nordamerika wieder kräftig im Plus.

Diesen Trend untermauert auch der jüngste Konjunkturbericht des US-Handelsministeriums. Demnach haben US-Firmen im Schlussquartal 2009 ihre Investitionen in Betriebsmittel und Software aufs Jahr gerechnet um 13,3 Prozent erhöht – so stark wie seit 2006 nicht mehr.

Nach Einbrüchen in den vergangenen zwei Jahren im Zuge der Finanzkrise brachte das Schlussquartal 2009 eine Wende. Bereinigt um den Finanzsektor, der die Statistik wegen schlechter Vergleichszahlen aus dem Jahr 2008 schönen würde, liegen die Nettoergebnisse der 500 größten amerikanischen Konzerne 45 Prozent im Plus. Vor allem die Technologiebranche überzeugt mit hohen Gewinnen, Umsätzen und Investitionen. Doch selbst großen Supermarktketten oder Modefirmen geht es wieder besser. Im Januar stiegen die Verkaufszahlen im US-Handel um drei Prozent.

Die deutsche Wirtschaft profitiert von der weltweiten Erholung. Zumindest die 30 größten börsennotierten Konzerne steigerten im vierten Quartal ihre operativen Gewinne gegenüber dem Vorjahr nach Berechnungen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) um gut 150 Prozent. Netto dürften die Konzerne knapp neun Milliarden Euro verdienen. Im Vorjahr hatten sie neun Milliarden Euro Verlust gemeldet. Verantwortlich für die Gewinne sind vor allem Kostensenkungen. Doch fast alle Konzerne berichten auch von höheren Auftragseingängen.

Im verarbeitenden Gewerbe, das den Takt der deutschen Wirtschaft vorgibt, gingen die Orders am Jahresende 2009 allerdings zurück. Das lässt laut Bundeswirtschaftsministerium auch geringere Produktionsimpulse erwarten. Bereits im Dezember sank die Erzeugung im produzierenden Gewerbe um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Diese negativen Überraschungen sind für die Volkswirte von Barclays Capital mit dafür verantwortlich, dass das deutsche Wachstum zum Jahreswechsel nur noch wenig Fahrt hatte. Der „Handelsblatt“-Barclays-Indikator, den die Bank monatlich berechnet, sagt für das vierte Quartal 2009 wie auch für das erste Quartal 2010 lediglich einen Zuwachs von je 0,2 Prozent im Vorquartalsvergleich voraus. Gestoppt ist der Aufholprozess damit aber nicht. Alle nach vorn gerichteten Konjunkturindikatoren gäben Anlass „zu vorsichtigem Optimismus“ für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft.

Diesen Trend bestätigen auch die Berechnungen der LBBW: Die Umsätze der 30 größten börsennotierten Konzerne dürften im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um mehr als fünf Prozent steigen. Der Technologiekonzern Siemens, der Softwareanbieter SAP und der Chiphersteller Infineon überraschten mit starken Ergebnissen. Nachhaltig genesen ist die Wirtschaft Ökonomen zufolge aber noch nicht. Auch wenn das Wachstum inzwischen anziehe, befinde sich etwa die US-Wirtschaft „in einem schlimmen Zustand“, warnt der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz.M. Eberle/D. Heß/ U. Sommer (HB)

M. Eberle, D. Heß, U. Sommer (HB)

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