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Wirtschaft: Die Größten am Himmel

Delta und Northwest schließen sich zum Marktführer zusammen

Berlin /New York - Das Ziel ist klar. Mit der Fusion zur weltgrößten Fluggesellschaft wollen die beiden US-Fluglinien Delta und Northwest im harten Wettbewerb bestehen. Wie die Unternehmen in der Nacht zum Dienstag bekannt gaben, wird Delta Air Lines den Konkurrenten Northwest Airlines für mehr als drei Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) per Aktientausch schlucken. Mit dem Zusammenschluss soll pro Jahr eine Milliarde Dollar eingespart werden, die unter anderem in die Erneuerung der veralteten und spritfressenden Flotte gesteckt werden könnte. Ob die nach Passagierzahlen bisherige Nummer drei und Nummer fünf der Welt ihre Spitzenposition aber lange verteidigen werden können, ist offen. Denn schon zeichnen sich weitere Großfusionen ab, möglicherweise mit europäischer Beteiligung.

Die Entscheidung zum Zusammengehen von Delta und Northwest hat offenbar die Fusionsgespräche zwischen Continental Airlines und dem Lufthansa-Partner United Airlines beschleunigt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters steht auch hier eine Einigung kurz bevor. Continental (die wie auch Delta Direktflüge von Berlin nach New York anbietet) und United gemeinsam wären noch größer als Delta und Northwest, die jetzt American Airlines als Nummer eins ablösen. Auch viele andere Fluggesellschaften sehen in der Konsolidierung die einzige Überlebensmöglichkeit. Sie stehen wegen der auf Rekordhöhe gestiegenen Kerosinpreise und Überkapazitäten auf dem Heimatmarkt vor erheblichen Finanzierungsschwierigkeiten. Eine geringere Zahl größerer Fluggesellschaften sei besser in der Lage, Preiskriege zu verhindern, unrentable Strecken zu streichen und ihr internationales Streckennetz auszubauen, sagen Branchenkenner.

Delta und Northwest haben seit Monaten und mit mehrfachen Unterbrechungen miteinander verhandelt. Möglich geworden war das im Frühjahr 2007, als beide Firmen den staatlichen Gläubigerschutz verlassen hatten. Wie viele andere US-Fluggesellschaften hatten sie infolge der Terrorattacken des 11. Septembers 2001 Insolvenz nach Kapitel elf des US-Konkursrechts angemeldet. So waren die angeschlagenen Unternehmen vor einem gerichtlichen Eintreiben ihrer Schulden geschützt und konnten an ihrer Restrukturierung arbeiten. Nachdem es die sechs traditionellen US-Anbieter gerade erst wieder in die schwarzen Zahlen geschafft hatten, drückten sie Rekordpreise für Sprit, die Konjunkturkrise und der scharfe Wettbewerb im Schlussquartal 2007 erneut in die Miesen. Auch die US-Billigflieger kämpfen derzeit ums Überleben: Nacheinander meldeten gerade erst vier von ihnen Insolvenz an.

Die Anteilseigner der kleineren Northwest sollen nun für jeden ihrer Anteile 1,25 Aktien der neuen Gesellschaft erhalten, die nur den Namen Delta tragen soll. Neben der Zustimmung der Aktionäre müssen auch die Kartellwächter den Zusammenschluss absegnen. Gelingt dies, würde das fusionierte Unternehmen mit Sitz in Atlanta unter Deltas Chef Richard Anderson (52) weitergeführt, der von 2001 bis 2004 bereits Chef von Northwest war. „Delta und Northwest passen perfekt zusammen“, erklärte Anderson. Außerhalb der USA ist Delta auf den Europa-Strecken und nach Lateinamerika stark, Northwest dagegen über dem Pazifik und besonders nach Japan. Beide sind Partner über das Bündnis Skyteam des europäischen Konzerns Air France-KLM, dem – dank des starken Euro – nach Umsatz weiterhin weltgrößten Anbieter. Skyteam konkurriert mit der Star Alliance der Deutschen Lufthansa. Der Börsenwert der neuen Gesellschaft, die über 75 000 Mitarbeiter und fast 800 Flugzeuge verfügen würde, beliefe sich nach Unternehmensangaben auf 17,7 Milliarden Dollar. Der kombinierte Jahresumsatz liegt bei rund 35 Milliarden Dollar.

Allerdings droht ein Streit der Piloten beider Seiten die Umsetzung der Fusion zu erschweren. Diese hatten sich nicht auf ein gemeinsames Gehaltssystem einigen können. Während die 7000 Delta-Piloten nun bereits vertragliche Zusicherungen erhielten, kündigten die 5000 Kollegen von Northwest Widerstand an.

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