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Wirtschaft: Die große Flut trifft Chinas Aufschwung

HAMBURG/HONGKONG/KUALA LUMPUR (mg/HB).Die Flutkatastrophe wird die chinesische Wirtschaft in noch nicht überschaubarem Ausmaße in Mitleidenschaft ziehen.

HAMBURG/HONGKONG/KUALA LUMPUR (mg/HB).Die Flutkatastrophe wird die chinesische Wirtschaft in noch nicht überschaubarem Ausmaße in Mitleidenschaft ziehen.Durch das verheerende Hochwasser werde das Wachstum in diesem Jahr voraussichtlich um mindestens einen Prozentpunkt geringer ausfallen als geplant, sagte Margot Schüller, Expertin für Chinas Wirtschaft am Institut für Asienkunde in Hamburg am Donnerstag.Veranschlagt gewesen sei ein Wachstum von acht Prozent.

Die Überschwemmungen träfen China zu einem ungünstigen Zeitpunkt, betonte Schüller."Die chinesische Wirtschaft befindet sich bereits durch die Asienkrise, die den Außenhandel und den Zustrom von Auslandskapital beeinträchtigt hat, in einer schwierigen Situation." Außerdem stünden noch enorme Reformvorhaben an - so im Bankenwesen und beim Umbau der Staatsbetriebe.

In der Landwirtschaft müsse mit deutlichen Ernteverlusten gerechnet werden, sagte Schüller.Nach offiziellen Angaben seien 21 Mill.Hektar Nutzfläche überschwemmt worden.Das seien rund ein Viertel des Ackerlandes.Wenn außerdem Getreidelager in größerem Ausmaße überschwemmt worden seien, sei damit zu rechnen, daß China auch Getreide importieren müsse.China habe in den vergangenen drei Jahren sehr gute Ernten von jährlich 480 bis 490 Mill.Tonnen Getreide gehabt und verfüge über hohe Lagerbestände, sagte Schüller.Es sei daher nicht unbedingt auf Importe angewiesen."Sind die Getreidelager aber überschwemmt, könnte sich diese Lage ändern." Die Ernteausfälle würden sich dann sofort in der Inflationsrate auswirken, da Nahrungsmittelpreise etwa die Hälfte des Einzelhandelspreis-Indexes ausmachten.

Auch im Industriesektor werde es Produktionsausfälle geben, sagte die China-Expertin.Betroffen sei vor allem die ländliche Industrie.Zudem sei die Infrastruktur mit Transport- und Energie- Anlagen geschädigt worden.In der Erdölproduktion sei ebenfalls mit Ausfällen zu rechnen, wenn die großen Felder in Daqing im Nordosten des Landes nicht geschützt werden könnten."Dort kommt ungefähr 40 Prozent der chinesischen Erzeugung her", erläuterte Schüller.Je höher dort die Ausfälle lägen, umso mehr müsse China importieren.Bereits 1997 habe China aufgrund einer stagnierenden Inlandsproduktion 140 Prozent mehr Rohöl und Erdölprodukte importieren müssen.Bisher gebe es keine verläßlichen Daten über das Ausmaß der Schäden, sagte Schüller.

Unterdessen hat der Regierungschef von Hongkong, Tung Chee-hwa, erstmals eingeräumt, daß die chinesische Wirtschaftsmetropole in der Rezession stecke.Die ehemalige britische Kronkolonie verzeichne ein zweites Quartal mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung, sagte Tung am Donnerstag vor Vertretern der australischen Handelskammer in Hongkong.Die wirtschaftlichen Probleme reichten bis ins nächste Jahr.Auch Japan war erstmals seit Jahren in die Rezession gerutscht.

Tung verwies darauf, daß die Glaubwürdigkeit des Finanzmarktes geschützt werden müsse.Der Chef der Hongkonger Währungsbehörde, Joseph Yam, hatte zuvor gesagt, die Regierung richte sich auf eine langfristige Auseinandersetzung mit den Spekulanten ein.

Die Währungen in Fernost zogen am Donnerstag im Konzert mit Japans Yen überwiegend weiter an.Dem Hongkong-Dollar und Chinas Renminbi hat die Erholung des Yen die heiß ersehnte Atempause verschafft.Dollar-Verkäufe kamen auch den regionalen Währungen zwischen Korea und Indonesien zugute.Am stärksten profitieren konnten Thailands Baht, Malaysias Ringgit, der Taiwan-Dollar und der philippinische Peso.Doch kaum ein Devisenhändler hält die jüngste Entwicklung für eine Trendumkehr.

Südkoreas Won wollte dem Yen nicht ganz so weit folgen.Er schloß bei 1300 zum Dollar.Dollarkäufe verschuldeter Firmen, die ihre Auslandsschulden abbauen müssen, sowie Eindeckungen von Importeuren, die die US-Devise zum Begleichen ihrer Einfuhrrechnungen brauchen, begrenzten den Auftrieb.

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