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Wirtschaft: Die halbe Wahrheit

Bernd Hops

In diesem Jahr steckt die Bahn fast so viel Geld in ihr Netz und in neue Fahrzeuge wie im vergangenen Jahr. Das verspricht Bahnchef Hartmut Mehdorn. Worüber Mehdorn und sein Finanzvorstand Diethelm Sack aber mit großer Zurückhaltung sprechen, sind die künftigen Investitionen. Und da sieht es gar nicht gut aus. Die Bahn bietet zwar dem Bund an, sich dazu zu verpflichten, das Schienennetz in einer bestimmten Qualität zu erhalten. Doch wie soll diese Qualität aussehen? Wie der interne Schriftwechsel zwischen Vorstandsmitgliedern der Bahn beweist, ist selbst die Führung des Konzerns in dieser Frage gespalten. Personenverkehrsvorstand KarlFriedrich Rausch warnt angesichts der bestehenden Planungen, es seien „gravierende Fahrgastrückgänge“ zu erwarten. Außerdem fielen dem herrschenden Sparzwang „in zunehmendem Maße auch dringend erforderliche Instandhaltungsmaßnahmen zum Opfer“.

Die simple Wahrheit ist: Der Bahn geht angesichts überlasteter öffentlicher Haushalte und eines riesigen Schuldenbergs die finanzielle Puste aus. Das würde sich auch mit einem Börsengang – die Erlöse, da sind sich alle Parteien im Bundestag einig, sollen der Bahn zugute kommen – nicht dauerhaft ändern. So groß sind die zu erwartenden Einnahmen nicht. Die Bahn muss deshalb endlich selber Geld verdienen. Aber die nötigen Milliarden sind auch hier nicht schnell zu erwarten. Mehdorn spielt offenbar auf Zeit und hofft, dass sich doch noch Geldquellen auftun. Die Chancen darauf sind gering. Er sollte deshalb lieber schon heute die ganze Wahrheit sagen.

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