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Wirtschaft: Die IG Metall feiert sich selbst

Große Zustimmung für die neue Spitze

Leipzig – Mit Erleichterung hat die IG Metall am Dienstag ihre neue Führung und ihre neue Geschlossenheit gefeiert. Mit 92,6 Prozent der Stimmen wählten die 499 Delegierten in der Leipziger Messe Berthold Huber als Nachfolger von Jürgen Peters zum ersten Vorsitzenden; ein ähnlich gutes Ergebnis hatte zuletzt Klaus Zwickel 1995 erzielt. Martin Kannegiesser, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, gratulierte Huber und erwähnte dabei dessen Engagement für eine betriebsnahe, flexible Tarifpolitik in den vergangenen Jahren. Huber bewertete das Wahlergebnis als „Bemühen der IG Metall, einmütig und geschlossen die Arbeitnehmerinteressen zu vertreten“. Auf dem letzten Gewerkschaftstag vor vier Jahren, nach dem verlorenen Arbeitskampf in Ostdeutschland und der folgenden Führungskrise, hatte die damalige Doppelspitze mit Jürgen Peters als erstem und Huber als zweitem Vorsitzenden nur rund 67 Prozent der Stimmen bekommen.

„Die Einheit ist da“, kommentierte Hartmut Meine, Bezirksleiter Niedersachsen, das Wahlergebnis. Noch vor wenigen Wochen hatte das anders ausgesehen. Da hatte Peters versucht, eben jenen Meine als künftigen zweiten Vorsitzenden durchzusetzen, war damit aber am Widerstand Hubers gescheitert, der unbedingt Detlef Wetzel, den bisherigen Bezirksleiter von Nordrhein-Westfalen, in den kommenden vier Jahren an seiner Seite haben wollte. Huber selbst stand nie infrage: 2003 hatten sich Peters und Huber darauf verständigt, dass Peters 2007 den Platz für Huber räumt. Die Personalfragen an der Spitze ergeben sich aus den unterschiedlichen Strömungen der Gewerkschaft mit ihren rund 2,3 Millionen Mitgliedern. Peters und Meine werden dem linken Flügel zugerechnet, Huber und Wetzel eher der Reformfraktion.

Wetzel wurde nach einer kämpferischen Vorstellungsrede mit 87,4 Prozent zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Der 54-jährige Siegerländer, wie Huber gelernter Werkzeugmacher und Mitglied der SPD, betonte die Bedeutung der Betriebe. Er wolle die Strukturen der IG Metall entsprechend basisorientiert ausrichten. In NRW war Wetzel erfolgreich mit Kampagnen wie „Besser statt billiger“, die eine reine Orientierung auf Kostensenkungen in den Betrieben überwinden sollte. „Wir sind Exportweltmeister geworden, weil wir besser sind als die anderen, und nicht, weil wir billiger sind“, rief Wetzel am Dienstag den Delegierten zu. Im Kern seiner Arbeit sieht er die Mitgliederentwicklung. „Die Frage der Mitgliedergewinnung ist die politischste und schwierigste Frage der IG Metall.“

Huber, der am heutigen Mittwoch in einer Grundsatzrede die Schwerpunkte seiner Amtszeit in den kommenden vier Jahren erläutern wird, äußerte sich nach der Wahl kurz über seine Ziele: „Gute Tarifverträge machen, viele Mitglieder gewinnen“, vor allem Junge, Frauen und Angestellte, sowie ein „gutes Verhältnis mit der Politik“ anstreben. Er betonte die „traditionell gute“ Beziehung zur SPD, was die IG Metall aber nicht davon abhalte, Opposition gegen die Rente mit 67 oder die Leiharbeit zu machen. Huber kritisierte explizit das Vorgehen der Lokführergewerkschaft bei der Bahn. Es sei „ein historischer Fehler, wenn Berufsgruppen Tarifpolitik machen, weil die Wertschöpfungskette jeden Tag unterbrochen wird“.

Neben Huber und Wetzel wurden die übrigen fünf Mitglieder des Gewerkschaftsvorstands gewählt. Das beste Ergebnis bekam mit 96,6 Prozent der Hauptkassierer Bertin Eichler, der das Milliardenvermögen der Gewerkschaft verwaltet. Sehr gut schnitt auch Hans-Jürgen Urban ab (90 Prozent), der als Vertreter der Linken in den Vorstand aufrückt. Mit seinem Appell, sich „der vermutlich weiter betriebenen Demontage des Sozialstaats entgegenzustellen“, überzeugte Urban die Delegierten. Das schlechteste Wahlergebnis bekam Regina Görner (62 Prozent), das einzige CDU-Mitglied im Vorstand der IG Metall. Alfons Frese

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