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Wirtschaft: Die Industrie trägt den Aufschwung

IW: Investitionen sorgen auf Jahre für Wachstum

Berlin - Die Ausgaben der Unternehmen für neue Maschinen und Anlagen stützen die deutsche Konjunktur immer stärker. Jedes zweite Unternehmen im Westen und jedes dritte im Osten plant, in diesem Jahr mehr zu investieren als 2006, wie eine Umfrage des arbeitgeberfinanzierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergab. „Die in Fahrt gekommene Investitionstätigkeit trägt mehr und mehr das Wachstum“, sagte IW-Direktor Michael Hüther am Montag in Berlin. Im März gab es zudem ein überraschendes Auftragsplus – bei den Firmen gingen 2,9 Prozent mehr Bestellungen ein als im Februar, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte.

Auch eine Umfrage des Handelsblatts unter knapp 800 Top-Managern belegt, dass die Firmen noch nie so viel investieren und noch nie so viele zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollten wie derzeit.

Das IW hält nun ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent in diesem Jahr für möglich. Bislang lag die Prognose bei zwei Prozent. Sofern der Aufschwung gleichermaßen vom In- und Ausland getragen werde, könne er ein halbes Jahrzehnt anhalten. „Der Pfad ist angelegt. Es kann gelingen“, sagte Hüther. Erstmals seit Ende der 80er Jahre stünden die Chancen gut dafür. Der derzeitige Aufschwung sei „mehr als eine gewöhnliche zyklische Entwicklung“. Die Wirtschaft sei gerade dabei, einen Investitionsstau abzuarbeiten, der in der Krise seit dem Jahr 2000 entstanden sei. Alte und neue Bundesländer werden sich dem IW zufolge von nun an in gleicher Dynamik entwickeln. „Die neuen Länder sind mit dabei. Es gibt keine Nischen mehr, die sich vom Aufschwung abgekoppelt haben“, urteilte Hüther.

Der IW-Umfrage unter mehr als 2000 Unternehmen zufolge läuft zudem der Export weiter auf Hochtouren. 48 Prozent der West- und 32 Prozent der Ost-Unternehmen rechnen damit, mehr Waren und Dienstleistungen ins Ausland zu verkaufen. In ähnlichen Größenordnungen planen die Firmen auch, mehr Personal einzustellen. Daher rechnet das IW damit, dass die Zahl der Arbeitslosen bis Ende 2008 auf 3,6 Millionen sinken wird – das wäre eine Quote von nur noch 8,3 Prozent. Das werde auch den Konsum stützen, der momentan noch eher mäßig laufe.

Auch die EU-Kommission traut Deutschland ein starkes Wachstum zu. In ihrer gestern vorgelegten Prognose geht sie ebenso von 2,5 Prozent Wachstum aus. Das ist mehr als doppelt so viel wie bislang. Damit liegt die Bundesrepublik wieder im europäischen Durchschnitt. Bis 2008 würden allein in der Eurozone sechs Millionen neue Stellen entstehen, erklärte die Behörde. Dank der sprudelnden Steuereinnahmen werde das Staatsdefizit schon 2007 auf 0,6 Prozent der Wirtschaftsleistung fallen. Währungskommissar Joaquín Almunia kündigte an, kommende Woche das EU-Defizitverfahren gegen Deutschland einzustellen. Wegen der hohen Neuverschuldung hatten der Bundesrepublik lange hohe Strafen aus Brüssel gedroht.

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