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Wirtschaft: Die Konjunkturflaute nützt der Deutschen Telekom

Die Deutsche Telekom leidet bisher nicht unter der schwachen Konjunktur. "Unser Geschäft ist weitgehend unabhängig von konjunkturellen Einflüssen", sagte Telekom-Chef Ron Sommer dem Handelsblatt.

Die Deutsche Telekom leidet bisher nicht unter der schwachen Konjunktur. "Unser Geschäft ist weitgehend unabhängig von konjunkturellen Einflüssen", sagte Telekom-Chef Ron Sommer dem Handelsblatt. Die Angst vor Terroranschlägen bewirke im Gegenteil derzeit eine Stärkung der Telekommunikationsdienstleister. Sie führt laut Sommer dazu, dass die Leute weniger reisen, mehr telefonieren und ihre Post lieber elektronisch versenden als zuvor. Im Festnetzgeschäft der Telekom wirke sich das seit den Anschlägen vom 11. September mit einem zweistelligen Wachstum bei den vermittelten Telefonminuten aus. Auch die Nachfrage nach breitbandigen Internetanschlüssen lege zu. "Das Minutengeschäft macht allerdings nur noch sieben Prozent unseres Umsatzes aus", schränkt Sommer den Effekt auf die Bilanz ein. Die Zahlen für das dritte Quartal, die das Unternehmen am Mittwoch veröffentlicht, liegen nach Äußerungen Sommers im Rahmen der selbst gesteckten Ziele.

Umsatzplus auch bei AT & T

Dass konjunkturbedingt viele Unternehmen bei Reisekosten sparen oder aus Sorge um die Sicherheit Flugzeuge meiden, beschreiben auch andere Telekom-Unternehmen als Umsatz fördernden Trend. Ein AT & T-Sprecher sagte, dass seit dem 11. September die Zahl der Video- und Audiokonferenzen um 25 Prozent gestiegen sei. Bei British Telecom (BT) läuft zur Zeit nach Aussagen eines Sprechers der Festnetztochter BT-Ignite eine Untersuchung, wie stark der Trend tatsächlich ist. Eine Wachstumstendenz sei jedenfalls erkennbar. "Aber es ist ja auch eine Frage des Taktgefühls, was man dazu sagt", so der BT-Ignite-Sprecher. Worldcom und Colt Telecom, die in Deutschland mit auf Unternehmen zugeschnittenen Telekommunikationsdiensten je eine Milliarde Mark jährlich umsetzen, verzeichnen ebenfalls Wachstum. Eine Worldcom-Sprecherin sagte, dass der Effekt bei Videokonferenzen deutlicher sichtbar werde, wenn bei vielen Unternehmen die Technik installiert sei.

Den positiven Effekt auf die Bilanzen von Telekom-Unternehmen bezeichnet jedoch nicht allein Sommer als marginal. So weist der AT & T-Sprecher darauf hin, dass die Verhaltensänderung viel massiver sein müsste, bis bei AT & T wirklich von einer Zunahme des Telefonverkehrs gesprochen werden könne. Und Colt-Deutschland-Chef Horst Enzelmüller befürchtet, dass bei einer länger dauernden Konjunkturflaute die positiven Effekte durch das Zurückstellen von Investitionen mehr als aufgewogen werden. Konjunkturprogramme, wie sie derzeit in der Politik diskutiert werden, beurteilt die Telekom-Branche allerdings skeptisch. "Ich bin absolut gegen verkappte Konjunkturprogramme. Wir haben genügend Erfahrung damit, dass sie nichts bringen", sagt Telekom-Chef Sommer. Er spricht sich dafür aus, gerade in der Flaute in die Modernisierung der wirtschaftlichen Abläufe zu investieren.

Alle Gerüchte über mögliche Unternehmenskäufe der Deutschen Telekom dementierte Sommer. "Wir haben keine Akquisitionen vor", sagte er. Immer neue Akquisitionen könnten ein Unternehmen irgendwann auch überfordern. Die Telekom wird sich daher "definitiv nicht" an der französischen Ausschreibung von zwei weiteren UMTS-Lizenzen beteiligen. Die UMTS-Technik, die in zwei bis drei Jahren zur Verfügung stehen soll, wird den Mobilfunk schneller machen und vor allem viel mehr Anwendungen anbieten. Profitieren können nach Einschätzung von Experten vor allem Lizenzinhaber die bereits große Kundenstämme im Mobilfunk haben. "Warum sollten wir jetzt nach Frankreich gehen?" fragt Sommer. Die Telekom habe kein Interesse daran, in Ländern ohne eigene Mobilfunkkunden ein UMTS-Netz aufzubauen.

dri

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