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Wirtschaft: Die Kontrahenten duellieren sich mit Worten

George Soros und Mahathir Mohamad prallen aufeinanderVON ROLF OBERTREIS HONGKONG.Soviel Aufmerksamkeit widerfährt nicht einmal Weltbank-Präsident James Wolfensohn oder Michel Camdessus, dem Chef des IWF.

George Soros und Mahathir Mohamad prallen aufeinanderVON ROLF OBERTREIS

HONGKONG.Soviel Aufmerksamkeit widerfährt nicht einmal Weltbank-Präsident James Wolfensohn oder Michel Camdessus, dem Chef des IWF.Zwei Herren, die mit der Jahrestagung der beiden Institutionen unmittelbar nichts zu tun haben, stehlen ihnen die Schau und blasen quasi zum "High Noon" in Hongkong: Malaysias Premierminister Mahathir Mohamad und der amerikanische Multi-Milliardär George Soros.Seit dem Ausbruch der asiatischen Finanzkrise im Sommer sind sich die beiden Herren spinnefeind.Mohamad macht den US-Spekulanten für die zwanzigprozentige Abwertung der malaysischen Landeswährung Ringgit verantwortlich, weil er mit Milliarden gegen die Währung spekuliert habe.Soros kontert: "Mahathir ist eine Gefahr für sein eigenes Land." Doch während der Malaysier, ohnehin für seinen rigiden, autokratischen Regierungsstil bekannt, vom Leder zieht, agiert Soros gelassen, aber sehr bestimmt und souverän.Der 71jährige Mahathir klagt über die Abwertung der Landeswährung und darüber, daß die Armen in seinem Land noch ärmer geworden seien."Die Spekulanten dagegen sind reich, sehr reich geworden, indem sie andere Leute ärmer gemacht haben." Allein Soros, dessen Quantum-Fonds Billionen von Dollar verwaltet, sei für die Krise in Malaysia verantwortlich.Die Devisenspekulation müsse gestoppt werden, sagt Mahathir, Spekulanten sollten bestraft werden, Soros sähe er offenbar am liebsten hinter Gittern.Daß auch seine Regierung Fehler gemacht, daß zudem der Bauboom in seinem Land und der asiatische Drang, die höchsten Hochhäuser, die protzigsten Hotels und die größten Flughäfen zu bauen, etwas mit der Krise zu tun hat, bestreitet Mahathir. George Soros, der in seiner ruhigen Art so gar nicht dem Bild des bösen Spekulanten entspricht, bügelt seinen Kontrahenten mit deutlichen Worten ab."Mahathirs Vorschlag, den Devisenhandel zu verbieten, ist so unangebracht, daß er keiner ernsthaften Erörterung bedarf." Vielmehr sei Mahathir verantwortlich für die Krise in seinem Land."Ich habe Sympathie für die Armen, aber nicht für den Ministerpräsidenten", sagt Soros.Das sitzt."Im übrigen sind wir in Malaysia kein großer Spieler.Wir waren Käufer, aber unsere Position war nicht groß genug, um den Markt zu beeinflussen". Soros hat eine einfache Erklärung für die Attacken des asiatischen Politikers.Er habe einen Sündenbock gesucht.Und da bietet sich Soros an.Offenbar prallen aber auch zwei Philosophien aufeinander.Mahathir vertritt das asiatische Konzept stark geregelter Gesellschaften, Soros steht für Offenheit.Er verweist auf die von Mahathir kontrollierte Presse in Malaysia.Zudem setzt sich der Amerikaner für die unterdrückte Opposition in Burma ein.Seine Stiftung engagiert sich auch stark für Frauen in Bosnien, die im Krieg ihre Männer und Söhne verloren haben, und greift vielen Menschen in Osteuropa unter die Arme.Dabei ist Soros durchaus nicht für das freie Spiel der Kräfte auf den Finanzmärkten.Ein Rezept für die Lösung der Finanzkrise hat aber auch er nicht.Noch weniger allerdings weiß Mohathir einen Ausweg.In Hongkong jedenfalls hat der Regierungschef aus Malaysia seinem Land eher geschadet.Im Gegensatz zum "bösen Spekulanten" George Soros.Der mag zwar viele Milliarden verdienen - und auch gelegentlich verlieren -, ein rücksichtsloser Kapitalist ist Soros aber nicht.

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