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Wirtschaft: Die Krise bei EM.TV ist vorbei

Das Medienunternehmen verdient erstmals seit langem wieder Geld/Börse reagiert mit Kurssprung

München – Nach einem langen Überlebenskampf sieht die Zukunft des Münchner Filmrechtehändlers EM.TV wieder besser aus. Der ehemalige Börsenstar verdiente zum Jahresbeginn erstmals seit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes vor drei Jahren wieder Geld. Auch für das Gesamtjahr stellte Unternehmenschef Werner Klatten ein leicht positives Konzernergebnis in Aussicht. Die Börse reagierte mit einem Kurssprung. Bis zum Handelsschluss gewann die EM.TV-Aktie 4,25 Prozent, zwischenzeitlich waren es sogar zehn Prozent.

Im ersten Quartal sei ein Gewinn vor Steuern von 94,5 Millionen Euro angefallen, teilte die neue EM.TV AG am Donnerstag mit. Das Unternehmen war Ende März aus der Verschmelzung der früheren EM.TV & Merchandising AG auf die EM.TV Vermögensverwaltungs AG entstanden. Die alte EM.TV von Firmengründer Thomas Haffa hatte im ersten Quartal 2003 noch einen Verlust von mehr als 30 Millionen Euro gemacht.

EM.TV hat eine harte Sanierung hinter sich. Die Brüder Haffa hatten die Firma während des New-Economy-Booms zum Börsenstar gemacht und mit Hilfe bühnenreifer Auftritte und spektakulärer Zukäufe – wie die der Jim-Henson-Company, die die Muppet-Show produziert – Anleger in Scharen angezogen. Zeitweise war die EM.TV-Aktie 120 Euro wert und das Unternehmen so hoch bewertet wie die Lufthansa. Mitte 2001 folgte aber der Absturz in die Verlustzone. Die Brüder Haffa wurden im vergangenen Jahr zu hohen Geldstrafen verurteilt.

Haffa-Nachfolger Klatten kämpfte seit seinem Amtsantritt 2001 um das Überleben von EM.TV. Um die Pleite zu vermeiden, mussten die Gläubiger einer Wandelanleihe über 469 Millionen Euro dem Unternehmen im Herbst vergangenen Jahres seine Schulden erlassen. Im Gegenzug erhielten sie dafür die Mehrheit an der neu gegründeten EM.TV.

Ein Erfolgsunternehmen ist die neue EM.TV noch nicht. Der Gewinn im ersten Quartal dieses Jahres steht nämlich auf wackeligen Beinen: Der Filmrechtehändler verdankt ihn dem Ertrag aus der Restrukturierung einer Wandelanleihe in Höhe von 94,4 Millionen Euro. Bereinigt um diesen Sondereffekt hätte das Ergebnis unterm Strich minus 0,9 Millionen Euro betragen. Den größten Teil des Gesamtumsatzes von 47,6 Millionen Euro machte EM.TV mit seiner Sportsparte, die seit zwei Jahren das stärkste Standbein des Unternehmens ist. In der Sparte sind die Plazamedia, die Sportberichte für das Fernsehen produziert, und die 40-prozentigen Beteiligungen am Deutschen Sportfernsehen DSF und am Internet-Portal Sport 1 gebündelt.

Gut drei Millionen Euro Umsatz steuerte im ersten Quartal das Segment Unterhaltung bei. Dazu zählen die Produktion von Kinder- und Jugendprogrammen, der weltweite Handel mit Fernsehrechten und die Vermarktung von Merchandisingrechten, zum Beispiel an der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen in den Bereichen Unterhaltung und Sport im Jahr 2004 schwarze Zahlen schreiben“, sagte Unternehmenschef Werner Klatten. Er hob die Ergebnisprognose für das laufende Jahr an und versprach für 2004 ohne Einbeziehung des Restrukturierungsgewinns ein leicht positives Konzernergebnis nach Steuern. Bisher hatte EM.TV nur angekündigt, in den Sparten Unterhaltung und Sport eine schwarze Null zu schreiben. 2005 soll EM.TV nach Angaben von Klatten seinen Gewinn weiter ausbauen.

Die bessere Prognose für das laufende Jahr begründete Klatten mit positiven Sondereffekten aus einer im zweiten Quartal wirksamen Vereinbarung mit Kirch-Media. Demnach wird EM.TV von dem ehemaligen Kernstück des Kirch-Imperiums die restlichen 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen Junior.TV übernehmen.

Nicole Adolph

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