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Wirtschaft: Die Kunst, das Passende zu finden

Wein, Blumen und Pralinen – unter Geschenken sind das die Klassiker. Mit etwas Mühe lassen sich auch ausgefallenere Mitbringsel entdecken

Von Melanie Hinter

Auf diese Einladung hat Thorsten M. lange gewartet: Sein Chef bittet ihn und seine Frau zu einem gemütlichen Abendessen. Der Termin ist im Kalender rot angestrichen, der Babysitter bestellt, die Wegbeschreibung liegt bereit, und seine Frau weiß auch schon, was sie anziehen will. Aber was soll er seinem Chef bloß mitbringen? Eine originelle Idee muss her.

„Als Gastgeschenke eignen sich besonders außergewöhnliche Sachen, die man sich selbst eher nicht kauft", sagt Anja Friedenberger vom „La maison de Provence“, einem französischen Geschenk-Laden in den Arkaden am Potsdamer Platz. Pfeffer, Gewürzmischungen, Senf und Gelee finden sich in fast jedem Haushalt. Doch wer würzt sein Essen schon mit Orangen-Pfeffer oder roten Pfefferknospen? Und wer hat Senf mit Basilikum oder schwarzen Oliven im Kühlschrank und süßt seinen Tee mit Veilchengelee?

Überreichte man früher die Klassiker Blumen, Pralinen oder eine Flasche Wein, so sucht der Kunde heute nach etwas Ausgefallenem. Die Auswahl ist groß: Vom Käsemesser mit einer Maus als Griff und Eierbecher auf Beinen über Zahnbürsten mit dem Moses-Körbchen im Griff bis hin zu Schokoladen-Tafeln mit witzigen Sprüchen darauf reicht die Auswahl.

„Man sollte sich aber auch bei kleinen Mitbringseln Gedanken über den Beschenkten machen", rät Liane Mäthe, Regionalleiterin von Eins-Zwei-Drei-Geschenkideen. Ist die Gastgeberin gerade auf Diät, freut sie sich wohl kaum über eine große Packung Pralinen. Ist der Hausherr ein überzeugter Abstinenzler, sollte man besser die Finger von einer Flasche Wein als Gastgeschenk lassen, und selbst ein teures Feuerzeug kommt in einer Nichtraucher-Familie nicht gut an.

Gefragte Koch-Utensilien

Kennt man die Hobbys und kleinen Macken seiner Gastgeber, findet man jedoch leicht etwas Passendes. Passionierten Köchen kann man zum Beispiel mit einem Kochlöffelständer oder einem bunten Topflappen eine Freude machen, für Raucher gibt es lustige Aschenbecher. Wer unter Heuschnupfen leidet, kann Papiertaschentücher mit Schäfchen darauf gebrauchen, und ein Japan-Fan freut sich über eine Küchenuhr im Sushi-Design. Einen Spülmuffel kann man vielleicht durch eine blaue Plastikspülbürste in Form eines kleinen Männchens zum Spülen animieren, und ein CD-Ständer könnte bei einem Chaoten die Lust an der Ordnung wecken. Begeistert sich der Gastgeber für Ausgefallenes, ist sogar schriller Nippes das Richtige. Dann sollte man den Geschmack des Einladenden freilich genau kennen.

„Am gefragtesten sind bei uns die Bar-Artikel“, sagt Liane Mäthe. Gläser, Cocktail-Shaker, Löffel und Dekanter sind bei den Kunden sehr beliebt. Besonders viele Abnehmer fanden bisher so genannte Caipirinha-Sets, die alles enthalten, was man zur Zubereitung des In-Cocktails braucht. „Das flaut jetzt aber ab“, berichtet Mäthe. Dafür steht der neue Trend für sie schon fest: Absinth. Demnächst werden dann wohl die kleinen Gläser, aus denen der Absinth getrunken wird und die dazu passenden Löffel die Caipirinha-Gläser ablösen.

Beim Schenken sollte man aber nicht nur an die Beschenkten denken. Auch die Jahreszeit spielt eine wichtige Rolle. „Jetzt bei diesem schönen Wetter sind Windlichter eine gute Idee“, sagt Shop-Expertin Mäthe. Beliebt sind besonders in der kalten Jahreszeit, wenn man es sich zu Hause gemütlich macht, alle Arten von Duftlampen, Kerzen und Potpourris. Stattet man der Oma oder der Patentante einen Besuch ab, sind auch Bilderrahmen mit dem eigenen Foto darin eine gute Idee. Es gibt sogar Schneekugeln, in die man eigene Bilder einstecken kann.

Wem solche Sachen zu ausgefallen oder zu persönlich sind, kann sich an die Klassiker Wein und Seife halten. Das muss nicht unbedingt langweilig sein. Wer seinen Wein zum Beispiel bei „Vom Fass“ in der Kantstraße kauft, kann ihn in pfiffig gestaltete Flaschen abfüllen lassen oder sich gleich für einen der dort angebotenen Liköre wie zum Beispiel „Erdbeer-Limes“, „Champagner-Sahne-Trüffel“ oder „Holunderblüten-Likör“ entscheiden. Zudem gibt es ein großes Angebot an Ölen und Essigsorten, die in einer der ausgefallenen Flaschen im Küchenregal auf jeden Fall mehr hermachen als eine schnöde Flasche aus dem Supermarkt. Und selbst das gute alte Stück Seife taugt als Mitbringsel. Im Body Shop am Potsdamer Platz greifen die Kunden zumindest gern danach, vor allem die Touristen. Außerdem beliebt: ein Duschgel mit der passenden Bodylotion.

Pflanzen – sogar für Kinder

Wenig falsch machen kann man nach wie vor mit frischen Blumen. Vor allem, wenn man wie der geschenkverlegene Gast Thorsten bisher kaum privaten Kontakt mit den Gastgebern hatte. „Im Moment besonders gefragt sind große Sonnenblumen“, sagt Marion Birghan, Floristin in Berlin-Mitte. Selbst für die Kleinen kann man im Blumenladen das Passende finden. „Kinder sind fasziniert von den Fleisch fressenden Pflanzen“, rät Floristin Birghan. In Büchern zum Thema Umgangsformen findet sich oft die Regel, dass man zu Einladungen nur Schnittblumen und auf gar keinen Fall Topfblumen mitbringt – denn die gibt es nur zum Einzug in die neue Wohnung. In der Praxis gilt diese Regel offensichtlich nicht. „Besonders Minitöpfchen mit Rosen oder Zierpaprika gehen sehr gut", berichtet Birghan. Doch ein wenig vorsichtig sollte man bei Blumen schon sein. Rote Rosen sind nach wie vor die Blumen der Liebe und eignen sich nicht unbedingt als Aufmerksamkeit bei einem Geschäftsessen.

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