zum Hauptinhalt

Die Lehren von Lehman: Jede Bank wird gerettet, mehr Schutz für Anleger

In einem Punkt hat der Lehman-Schock tatsächlich eine Veränderung bewirkt. Banken werden seitdem – notfalls mit dem Geld des Steuerzahlers – vor der Pleite geschützt. Doch das führt zu neuen Problemen.

Es war der Höhepunkt der Finanzkrise: Wie vielen andere Banken hatte auch das US-Investmenthaus Lehman Brothers in großem Stil mit Wertpapieren spekuliert, die auf Hypothekenkrediten basierten. Das Problem: Viele der Immobiliendarlehen waren faul, die Forderungen wertlos. Im September 2008 meldete Lehman Insolvenz an – ein Schritt mit Folgen für das weltweite Finanzsystem. Die Börsen stürzten ab, Banken gaben einander keinen Kredit mehr, Sparer fürchteten um ihr Geld. Die Politik schritt ein. Angela Merkel (CDU) und ihr damaliger Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) versicherten den Sparern in Deutschland, dass ihre Einlagen sicher seien. Die Banken versprachen, ihren Kunden fortan nur noch Produkte zu verkaufen, die für sie günstig sind. Auf globaler Ebene wollte man eine bessere Finanzaufsicht schaffen und dafür sorgen, dass keine Bank mehr so groß werde, dass ihre Pleite das System gefährden kann.

In einem Punkt hat der Lehman-Schock tatsächlich eine Veränderung bewirkt. Banken werden seitdem – notfalls mit dem Geld des Steuerzahlers – vor der Pleite geschützt. Doch das führt zu neuen Problemen: „Die neue Strategie ist sehr teuer“, warnt Hans-Peter Burghof, Bankenprofessor an der Uni Hohenheim. „Wir können uns die Rettung der Banken nicht leisten.“ Hinzu kommt, dass die Geldhäuser immer stärker dabei eingespannt werden, Euro-Schuldenstaaten zu helfen. „Die Banken in Spanien, Italien oder Griechenland werden gezwungen, Staatsanleihen ihrer Länder zu kaufen“, kritisiert Burghof. Banken- und Euro-Problem werden verknüpft, das Rad, das die Politik dreht, wird immer größer.

Änderungen hat es auch beim Anlegerschutz gegeben. EU-weit gilt inzwischen eine gesetzliche Einlagensicherung von 100 000 Euro, in Deutschland gibt es darüber hinaus weitergehende Sicherungssysteme der Kreditwirtschaft. Rechtlich vorgeschrieben sind inzwischen auch Produktinformationsblätter für Finanzanlagen sowie Beratungsprotokolle über das Verkaufsgespräch in der Bank. Was als Schutz des Anlegers vor Falschberatung gedacht war, wird in der Praxis jedoch ins Gegenteil verkehrt, kritisiert Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen: „Viele Kreditinstitute nutzen die Protokolle, um sich aus der Haftung zu stehlen.“ Und auch bei den Beipackzetteln für Geldanlagen gibt es Licht und Schatten. „Einige sind recht brauchbar, andere völlig unverständlich“, sagt Mohn. Doch hier ist Besserung in Sicht: Die Bafin arbeitet an einer stärkeren Regulierung der Infoblätter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false