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Wirtschaft: Die Märkte warten auf Alan Greenspan

Nur wenige rechnen mit einer Zinssenkung in den USA/Deutsche Börse überprüft Dax-Zusammensetzung

New York/Frankfurt (pot/HB/ro/pf). Die internationalen Finanzmärkte stehen zurzeit ganz im Banne der US-Notenbank (Fed). Seit einigen Tagen kursieren Gerüchte, die Fed könnte am Dienstag die Zinsen senken, um die Börsen zu stabilisieren und ein erneutes Absacken der Konjunktur zu verhindern. Vertreten wird diese These seit Freitag auch von der US-Bank Morgan Stanley, nachdem zuvor schon Goldman Sachs eine Zinssenkung prognostiziert hatte.

Die Mehrheit der Akteure an den Finanzmärkten glaubt allerdings, dass die Fed stillhält. Die Volkswirte der DZ Bank verweisen darauf, dass die realwirtschaftliche Entwicklung in den USA relativ stabil verlaufe und keine Zinssenkung nahe lege. Sollte die Fed dennoch handeln, könnte dies sogar „eine Panikreaktion an den Aktienmärkten mit noch stärkeren Kursrutschen auslösen“, warnen die DZ-Experten. Denn ein Zinsschritt würde an den Märkten wohl als Fingerzeig dafür interpretiert werden, dass die Fed die konjunkturelle Lage für bedrohlich hält.

In der vergangenen Woche haben die Spekulationen über eine Zinssenkung den Aktienmärkten allerdings Auftrieb verliehen. Vor allem aber waren technische Faktoren wie die stark überverkaufte Lage für die Kurserholung in den USA und Europa verantwortlich und der Internationale Währungsfonds. Der IWF eilte Brasilien, das in einer Finanzkrise steckt, mit 30 Milliarden US-Dollar zu Hilfe. Ein drohender Flächenbrand in Lateirika schien gelöscht, die Anleger waren beruhigt. Finanztitel legten kräftig zu und zogen den Gesamtmarkt mit nach oben.

Die wichtigsten Indizes legten im Wochenvergleich um drei bis fünf Prozent zu. Damit gewannen sie nur das zuvor verlorene Terrain zurück. Dass es sich um eine Trendwende handelt, wird von den meisten Analysten bezweifelt. Am Freitag verloren die US-Börsen schon wieder deutlich an Fahrt.

Das Auf und Ab geht weiter

Ein Ende der heftigen Kursausschläge an den Börsen ist nicht in Sicht. Die Commerzbank beispielsweise geht davon aus, dass der Dax in einer Handelsspanne zwischen 3300 und 3900 Punkten schwanken dürfte. Die Marke von 3300 Punkten ist für viele technische Analysten mittlerweile von einiger Bedeutung, da das Börsenbarometer zweimal binnen kurzer Zeit an dieser Schwelle seine Talfahrt stoppte. Sollte diese Marke auch künftig nicht unterschritten werden, könnte dies dafür sprechen, das der Markt hier seinen Boden gefunden hat. Wie ein Damoklesschwert schwebt über den Börsen allerdings weiterhin die Angst vor einem Krieg im Irak. Dagegen könnte die Furcht vor weiteren Bilanzskandalen bald abebben, denn bis Mittwoch müssen die US-Firmen der Wertpapieraufsicht SEC gegenüber beeiden, dass ihre Buchführung ohne Makel ist. „Anschließend verliert das Thema Bilanzmanipulation an Bedeutung“, schätzen die Analysten von Vontobel Asset Management.

An den Börsen in Deutschland werden diese Woche die beiden Stromkonzerne RWE und Eon im Blickfeld stehen, die Montag und Mittwoch Halbjahreszahlen vorlegen. Am Dienstag sind außerdem MAN und Degussa an der Reihe, am Donnerstag folgt MLP. Am Mittwoch berichtet die Allianz über den Geschäftsverlauf, doch ist hier nach der kürzlichen Gewinnwarnung die Luft raus. Auf europäischer Ebene könnten die Quartalszahlen der beiden schweizerischen Großbanken UBS und Credit Suisse am Dienstag und Mittwoch die Aktienmärkte in Bewegung setzten.

Altana vor dem Dax-Aufstieg

Am kommenden Dienstag tagt außerdem der Arbeitskreis Aktienindizes, in dem Wertpapier-Experten, Analysten und Börsenhändler aus Banken sitzen. Dabei geht es um die künftige Zusammensetzung des Deutschen Aktienindex’ Dax (siehe Lexikon). Gewinner dürfte dabei der Pharmakonzern Altana sein. Die Siemens-Tochter Epcos oder der Finanzdienstleister MLP dürften verlieren. Entscheidungskriterien für die Aufnahme in die Indizes sind der durchschnittliche Börsenumsatz im jeweiligen Papier in den letzten 12 Monaten und der Börsenwert der frei handelbaren Papiere. Papiere können in die Indizes aufgenommen werden, wenn sie sowohl beim Umsatz als auch beim Börsenwert des Streubesitzes unter den ersten 35 Aktien rangieren. Die Aufnahme des Pharmaherstellers Altana in den Dax gilt als sicher. Gemessen am Umsatz rangiert das Bad Homburger Unternehmen auf Rang 30, beim Börsenwert des Streubesitzes auf Position 23.

Wenn Altana aufrutscht, muss ein Wert herausgenommen werden. Nachdem es bis vor wenigen Tagen noch mit Epcos und MLP zwei heiße Ausschluss-Kandidaten gab, konzentrieren sich die Spekulationen seit kurzem mehr und mehr auf Epcos. Sie erfüllt mit Rang 22 beim Börsenumsatz nur eine Vorgabe. Beim Börsenwert des Streubesitzes ist es nur Position 39. Dagegen hält MLP die Ränge 21 und 35. Unsicherheit mit Blick auf die Heidelberger war durch den Kurssturz bis Ende der vergangenen Woche aufgekommen. In den letzten Tagen allerdings hat sich die Entwicklung gedreht, die MLP-Aktie hat rasant zugelegt.

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