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Wirtschaft: „Die Menschheit reagiert nur auf Krisen“

Herr Möller, wo liegen die Grenzen des Wachstums? Wir haben bereits vor 30 Jahren darauf hingewiesen, dass den Menschen mit ihren materiellen Bedürfnissen nur begrenzte Ressourcen bei den Rohstoffen und der Energie gegenüberstehen.

Herr Möller, wo liegen die Grenzen des Wachstums?

Wir haben bereits vor 30 Jahren darauf hingewiesen, dass den Menschen mit ihren materiellen Bedürfnissen nur begrenzte Ressourcen bei den Rohstoffen und der Energie gegenüberstehen. Zwei Drittel dessen, was wir heute an Wachstum schaffen, wird erkauft durch die Zerstörung der Natur. Wenn auch Chinesen und Inder immer mehr Ressourcen beanspruchen, brauchen wir bald eine zweite Erde. Wir nagen an unserer Zukunft.

Sehen Sie schon Spuren?

Wir haben bereits einen Klimawandel, merken, dass die Energiereserven begrenzt sind, Wüsten breiten sich aus, das Wasser wird knapper. Und die Reichen, also wir, bekommen langsam Angst, was in 20 oder 30 Jahren sein wird. Dabei vergessen wir, dass bereits Millionen Menschen in Not leben. Die Boat-People, die jetzt an den Mittelmeerküsten landen, sind diejenigen, die schon jetzt keine Existenzgrundlagen mehr haben.

Gibt es noch Rettung?

Wenn man die Weltbilanz ansieht und davon ausgeht, dass hier bald zehn Milliarden Menschen leben werden, dann müssen wir die Wirtschaft um den Faktor zehn dematerialisieren.

Was meinen Sie damit?

Es ist eine Mischung aus besserer Technologie, mit der man Rohstoffe besser nutzen kann, und einer Änderung des Lebensstils. Warum gibt jemand für ein Auto 100 000 Euro aus, ist aber nicht bereit, in Kindergärten und Bildung zu investieren? Nur bei immateriellen Werten gibt es unbegrenztes Wachstum. Ich fürchte aber, die Menschheit reagiert nur auf Krisen. Wir werden die Lebensstile erst ändern, wenn der Liter Benzin vier Euro kostet. Dann werden nicht mehr 400 PS Autos gebaut, sondern Drei-Liter-Autos. Wir müssen uns heute anders verhalten, damit wir morgen besser leben können.

Horst Möller

ist Präsident des Club of Rome in Deutschland. Die Mitglieder der 1968 gegründeten Gesellschaft vereint die Sorge um die Zukunft. Das Gespräch führte Maren Peters.

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