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Wirtschaft: Die Millionen im Blick

Wie die kleineren Bundesliga-Vereine versuchen, von den Mehreinnahmen aus dem neuen TV-Vertrag zu profitieren

Berlin - Ein Punkt ist geklärt: Die Vereine der Ersten und Zweiten Fußball-Bundesliga erhalten durch den neuen Fernsehvertrag, der am Mittwoch beschlossen wurde, von der Saison 2006/07 an für drei Jahre insgesamt 1,26 Milliarden Euro, rund 420 Millionen pro Saison. Das sind 120 Millionen Euro pro Saison mehr als bisher. Jetzt beginnt die Diskussion um die Frage: Wer profitiert am meisten von den zusätzlichen Millionen?

Schon verlangt Walter Hellmich, der Präsident des abstiegsbedrohten Bundesligisten MSV Duisburg, die kleineren Vereine sollten prozentual mehr Geld erhalten als die Topklubs. Schließlich könne nur so das Leistungsgefälle in der Bundesliga verringert werden. Kleinere Klubs könnten sich dann bessere Spieler leisten. Damit würden auch die Partien interessanter, ein Umstand, von dem die gesamte Liga profitieren würde.

Werner L. Born dagegen, Vorsitzender der Geschäftsführung des Bundesligisten Werder Bremen, hält nichts von dieser Idee. Wenn Spitzenklubs wie etwa Werder Bremen oder Bayern München, die in der Champions League spielen, auf Geld verzichten müssten, „könnten wir international nicht mehr mithalten“. Ein offizielles Finanzmodell will die Deutsche Fußball-Liga (DFL), der Dachverband der Profiklubs, im Januar vorstellen. Doch vieles spricht dafür, dass es beim bisherigen Verteilungsschlüssel bleibt. Schon bei früheren Diskussionen sind die kleineren Vereine im Kampf um mehr Geld wenig erfolgreich geblieben.

Nach dem jetzigen Modell werden die gesamten TV-Einnahmen – momentan 300 Millionen Euro pro Saison – zwischen den Ligen aufgeteilt: 80 Prozent, also 240 Millionen Euro, fließen in die Erste Liga, 20 Prozent in die Zweite. Jeweils 50 Prozent dieser Summen werden unter allen Vereinen der entsprechenden Liga gleichmäßig verteilt. Bei der Ersten Liga werden somit pro Saison 120 Millionen Euro auf 18 Klubs aufgeteilt. Damit erhält jeder Klub, auch wenn er als potenzieller Absteiger gehandelt wird, 6,6 Millionen Euro, ohne dass er auch nur einen Torschuss abgegeben hat. Das gleiche System gilt für die Zweite Liga. Die restlichen 120 Millionen für die Erste Liga werden entsprechend der Resultate eines Vereins verteilt. Je erfolgreicher ein Klub abschneidet, umso mehr Geld erhält er. Grundlage ist der Durchschnitts-Tabellenplatz in der Saison. Sollte ein Verein stets auf Platz 18, also am Tabellenende, gestanden haben, erhält er 171 000 Euro. Lag er im Schnitt auf Rang 17, gibt es die doppelte Summe. Nach diesem Muster wird jeder Tabellenplatz bewertet. Ein Verein, der ständig Tabellenführer war, erhält also 18 mal 171 000 Euro. Da so aber nur ein Teil der 120 Millionen Euro an die Vereine geht, wird der Rest aufgrund der Ergebnisse eines Klubs in den vergangenen drei Jahren verteilt. Je besser ein Verein in diesem Zeitraum abgeschnitten hat, umso mehr Geld erhält er.

In einem Punkt zeigt sich Born allerdings aufgeschlossen. Es gibt Überlegungen, einen Bundesliga-Absteiger anders als bisher nicht sofort auf dem finanziell sehr niedrigen Zweitliga-Niveau einzustufen. Er erhielte dann aus dem TV-Vertrag mehr Geld als ihm normalerweise zustünde. Oft muss ein Absteiger an seine Profis noch Erstliga-Gehälter zahlen, weil die Verträge keine Klausel für den Fall eines Abstiegs enthalten, und bekommt dadurch finanzielle Probleme. Das soll nun verhindert werden. „Darüber kann man reden“, sagt der Klubchef von Werder Bremen.

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