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Wirtschaft: Die Opec verliert an Einfluss auf das Öl

Von Bernd Hops Der Ölpreis ist kaum vorhersagbar. Vor dem Irakkrieg wurde ein Horrorszenario nach dem anderen gemalt.

Von Bernd Hops

Der Ölpreis ist kaum vorhersagbar. Vor dem Irakkrieg wurde ein Horrorszenario nach dem anderen gemalt. Öl sollte zu Beginn der Kampfhandlungen auf 40 Dollar pro Barrel (159 Liter) schnellen. Einige Experten gingen sogar von bis zu 100 Dollar aus. Es ist nicht eingetreten. Mit Kriegsende ging es genau in die andere Richtung. Da sah der ein oder andere Ökonom schon den Ölpreis unter 20 Dollar und damit einen großen Wachstumsschub für die Wirtschaft. Beide Szenarien haben sich nicht erfüllt. Anstatt zu fallen, hat sich der Ölpreis seit Kriegsende zu einer Klettertour aufgemacht. Jetzt hat er für OpecÖl einen wichtigen Gipfel erklommen. Schon eine gute Woche liegt er über 28 Dollar. Selbst die Opec hält das für zu hoch. Aber sie reagiert aus guten Gründen nicht.

Der Ölmarkt wird seit Monaten vor allem von Psychologie gelenkt – und gesehen werden nur die schlechten Nachrichten. Der Irak fördert schon so viel Öl, wie es kaum jemand erwartet hätte – und trotzdem steigt der Ölpreis. Weil niemand weiß, wie lange das irakische Öl, das gefördert wird, tatsächlich eingeplant werden kann. Anschläge auf Pipelines im Irak haben die Amerikaner und Briten bisher nicht komplett unterbinden können, wieso sollte irakischen Terroristen nicht irgendwann ein wirklich verheerender Schlag gelingen? Auch die Situation in den beiden Opec-Mitgliedern Venezuela und in Nigeria ist noch lange nicht so stabil, dass es dort nicht in den kommenden Monaten zu erneuten größeren Produktionsausfällen kommen kann – wie schon am Jahresbeginn.

Trotzdem gilt: Das Ölangebot ist weltweit gut gesichert. Die Opec wird es schaffen, ihre geförderte Ölmenge konstant zu halten oder sogar auszuweiten. Während des Irakkrieges hat sie das bewiesen. Außerdem werden viele Konkurrenten der Opec – allen voran Russland – demnächst mehr Öl fördern: Sie haben in den vergangenen Jahren viel Geld in ihre Ölproduktion gesteckt, sie modernisiert und ausgeweitet. Schon heute verliert das noch preisbestimmende Öl-Kartell deutlich Marktanteile an die neuen Exportnationen. Zurzeit hat sie nur noch etwa ein Drittel am Weltölhandel. Deswegen ist auch davon auszugehen, dass es schon bald wieder niedrigere Ölpreise geben wird. Spätestens, wenn die Bereitschaft gestiegen ist, auch die guten Nachrichten zu sehen.

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