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Wirtschaft: Die Performance der Börsen-Giganten kann sich sehen lassen. Neue Indizes machen den Trend transparenter

Bill Gates hat gut lachen. Zwar hat der Kurs des von ihm gegründeten Softwareunternehmens Microsoft in jüngster Zeit etwas gelitten.

Bill Gates hat gut lachen. Zwar hat der Kurs des von ihm gegründeten Softwareunternehmens Microsoft in jüngster Zeit etwas gelitten. Doch trotz des Streits um einen möglichen Missbrauch der Marktstellung macht sein Paket an Microsoft-Aktien Gates zum reichsten Mann der Welt. Auf rund 100 Milliarden Dollar wird sein Privatvermögen geschätzt. Seine Softwareschmiede ist gemessen an der Marktkapitalisierung von 462 Milliarden Dollar die größte Aktiengesellschaft der Welt.

Microsoft wurde durch das Betriebssystem "Windows" aus eigener Kraft zum unangefochtenen Marktführer bei Betriebssystemen für PC. In anderen Branchen versuchen die Multis, durch Fusionen die Konkurrenz abzuhängen: BP mit Amoco auf dem Energiesektor, MCI mit Worldcom auf dem Markt für Telekommunikation, Daimler und Chrysler in der Autoindustrie. "Die Globalisierungswelle geht weiter, und die international aktiven Konzerne werden zu den Gewinnern zählen", ist sich Olaf John, Direktor für europäische institutionelle Kunden bei Barclays Global Investors in London, sicher. Er hat den Indexanbieter FTSE bei der Schaffung einer neuen Indexfamilie beraten, in der die größten der international aktiven Gesellschaften enthalten sind: die FTSE Multinational Index Series. Zuvor war Konkurrent Dow Jones vorgeprescht und hatte den Dow Jones Global Titans auf den Markt gebracht, der die 50 größten Mega-Konzerne repräsentiert. Vor allem institutionelle Kunden haben nach Angaben von FTSE nach einem "Super-Liga"-Index gefragt. Sie wollen den Anlegern neue Zertifikate und Fonds anbieten, damit diese unkompliziert in die "bluest of the blue chips" investieren können. Die Mega-Konzerne haben Vorteile

Substanz: Die Multis sind in der Lage, konjunkturelle Schwächephasen durchzustehen - haben sie doch einen langen Atem. Sie verfügen über eine hervorragende Basis an Vermögenswerten und haben darüber hinaus oft enorme liquide Reserven. Das macht sie zu vergleichsweise sicheren Investments.

Konsolidierung: Die Globalisierung schreitet voran. Die Giganten werden ihre globale Marktstellung mit weiteren Zukäufen zu stärken versuchen.

Marktführerschaft: In ihren jeweiligen Branchen macht den Titanen kaum jemand etwas vor. Für den Konkurrenzkampf sind sie gut gerüstet.

Diversifikation: Unternehmen wie Intel sind weltweit aktiv. Wer in Unternehmen dieses Kalibers einsteigt, hat sein Portfolio automatisch über alle großen Teilmärkte wie Europa, Asien und den Emerging Markets diversifiziert. Das senkt das Risiko.

Die Performance der Giganten kann sich auf jeden Fall sehen lassen: In den vergangenen Jahren haben die großen Unternehmen im Global-Titan-Index ihre Konkurrenten in marktbreiteren Indizes hinter sich gelassen. Doch Anleger sollten dabei beachten: Viele Multis haben in letzter Zeit eindrucksvolle Kurssteigerungen hinter sich. Im Augenblick sind sie daher recht hoch bewertet und anfällig für Kurskorrekturen. Langfristig orientierten Investoren raten Experten dennoch zum Einstieg. Denn viele Börsen-Jumbos hätten sich einer radikalen Fitnesskur unterzogen. Ein Beispiel dafür ist General Electric. Weitere Kurssteigerungen sind hier möglich. Bei der Auswahl der Werte ist jedoch erhöhte Sorgfalt nötig: Wie stark ist das Unternehmen auf Zukunftstrends ausgerichtet? Ist das Management bereit, neue Geschäftsfelder zu erschließen und sich von alten zu trennen? Anleger sollten sich bei ihrer Auswahl nicht wundern, dass von den 50 Unternehmen im Titan-Index 29 ihren Sitz in den USA haben. Das liegt vor allem am US-Börsenboom, der den Wert der Gesellschaften in die Höhe schnellen ließ. Bei den Börsen-Jumbos ist es ohnehin unwichtig, wo sie ihren formalen Sitz haben - sie sind sozusagen Weltbürger.

Experten rechnen außerdem damit, dass auch andere Regionen boomen werden. "Europäische und asiatische Unternehmen werden aufholen", glaubt etwa Christian Saalfrank, Fondsmanager des BfG Global Players, der sich bei der Anlagepolitik am Global-Titan-Index orientiert. Vor allem die asiatischen Großunternehmen können in puncto Marktkapitalisierung mit den großen US-Konzernen nicht mithalten; durch die Asienkrise schmolzen ihre Kurse wie Schnee in der Sonne. Doch die Region mausert sich. Saalfrank geht davon aus, dass bei einer Indexrevision die Tigerwerte wieder Krallen zeigen werden. Ganz neu ist der Ansatz, auf die großen Werte dieser Welt zu setzen, allerdings nicht. Kritiker monieren, dass mit den neuen Indizes nur zusätzliche Investmentprodukte in den Markt gedrückt werden sollen. "Dahinter steckt oft nur ein Marketinggag", lautet etwa der Kommentar von Oliver Lang, Asset Manager bei Fondskapital, einer Vermögensverwaltungsgesellschaft auf Fondsbasis. Aktienanalysten weisen zudem darauf hin, dass in ein ausgewogenes Depot nicht nur Börsen-Giganten gehören.

Holger Alich, Holger Nacken

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