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Wirtschaft: Die Personen und Probleme der IG Metall

MANNHEIM .Mit dem niedersächsischen Bezirksleiter Jürgen Peters ist ein Mann Zweiter Vorsitzender der IG Metall geworden, der nicht der Wunschkandidat Klaus Zwickels gewesen ist.

MANNHEIM .Mit dem niedersächsischen Bezirksleiter Jürgen Peters ist ein Mann Zweiter Vorsitzender der IG Metall geworden, der nicht der Wunschkandidat Klaus Zwickels gewesen ist.Der nämlich hatte Bertin Eichler bevorzugt, den 46jährigen Hauptkassierer der Gewerkschaft.Doch Zwickel mußte eine schwere Schlappe hinnehmen: Der Bundesvorstand hob wenige Wochen vor dem Gewerkschaftstag in Mannheim den niedersächsischen Bezirksleiter Jürgen Peters auf den Schild.Mit fast 90prozentiger Zustimmung bestätigten die Delegierten am Montag seine Nominierung.

Mit Eichler wollte Zwickel (59) eigentlich den Verjüngungsprozeß im Vorstand einleiten und ihn gleichzeitig zu seinem Nachfolger aufbauen.Zwar wird mit einer Wiederwahl Zwickels beim ordentlichen Gewerkschaftstag 1999 in Hamburg gerechnet.Aber spätestens 2003 will er altersbedingt abtreten.Eichler zog seine Kandidatur zurück, nachdem es bei der Abstimmung im Bundesvorstand nur eine Mehrheit von 17 zu 15 Stimmen gegeben hatte.Peters, gewiefter Taktiker, blieb im Rennen, und für ihn votierte anschließend eine deutliche Mehrheit.

Welchen Aufgabenbereich Peters im Vorstand übernehmen wird, muß formell noch festgelegt werden.Aber in seiner Antrittsrede ließ Peters keinen Zweifel daran aufkommen, daß er die bisherige Zuständigkeit seines Vorgängers Walter Riester für die Tarifpolitik übernehmen wird.Auch dies hatte sich Zwickel anders vorgestellt.Ursprünglich hätte sich der Zweite Vorsitzende vor allem um die Zukunftsfragen der IG Metall kümmern sollen.Wichtiges Ziel ist dabei vor allem das Werben um neue Mitglieder: Von 3,4 Millionen Mitgliedern im Oktober 1992 sei die Zahl auf 2,7 Millionen im Oktober 1998 gesunken, sagte Eichler vor den Delegierten.Eine Umkehr dieses negativen Trends sei bislang nicht absehbar, heißt es in der IG-Metall-Verwaltung.

Peters machte sich als Bezirksleiter in Niedersachsen bundesweit einen Namen bei der Einführung der Vier-Tage-Woche bei VW und setzte mit weiteren Pilotabschlüssen Signale.Er gilt als eher konfliktbereit und steht damit durchaus im Gegensatz zu seinem Vorgänger Riester.Peters Handschrift soll schon die bevorstehende Tarifrunde tragen."Die IG Metall kann brauchbare Kompromisse erreichen, wenn den anderen klar ist, daß wir keine Leichtgewichte sind", sagte er in seiner mit viel Beifall bedachten Vorstellungsrede.Die Gewerkschaft sei kompromißfähig, wenn sie konfliktfähig bleibe.

Auf den Gängen im Mannheimer Congress Centrum interessierte währenddessen auch die Frage, wer für Zwickels Nachfolge im Jahre 2003 in Frage kommt.Peters, dann 59 Jahre alt, werden allenfalls als Übergangskandidat Chancen eingeräumt.Ein Name, der recht häufig genannt wird, ist der nordrhein-westfälische Bezirksleiter Harald Schartau.Der 45jährige gilt als innovativer und pragmatischer Gewerkschafter.Mit gutem Standing im mitgliederstärksten Bezirk habe er gute Chancen, meinen viele.Obgleich aus den eigenen Reihen zur Kandidatur gedrängt, hatte er sich frühzeitig aus der Debatte um die Riester-Nachfolge ausgeklinkt - so als ob er die Querelen vorausgeahnt hat.

Am Abend vor der Kür des neuen Zweiten Vorsitzenden hatte Schartau Peters gebeten, sich den NRW-Delegierten vorzustellen.Dabei überzeugte der Niedersachse offensichtlich.Die Männer von Rhein und Ruhr spendeten dem Niedersachsen reichlich Beifall, die Abstimmung am Montag geriet damit zur Formsache.

ULF SCHLÜTER

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