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Wirtschaft: "Die Pionierzeit ist vorbei"

BERLIN .Der deutsche Informations- und Kommunikationsmarkt hat nach Ansicht von Fachleuten beste Voraussetzungen, zu einem der größten und attraktivsten, aber auch wettbewerbsintensivsten Märkte der Zukunft zu werden.

BERLIN .Der deutsche Informations- und Kommunikationsmarkt hat nach Ansicht von Fachleuten beste Voraussetzungen, zu einem der größten und attraktivsten, aber auch wettbewerbsintensivsten Märkte der Zukunft zu werden.Engpaß der Entwicklung könnte dabei weniger das technologische Know-how und die nötige Infrastruktur sein, sondern die verbreitete Zögerlichkeit und zuweilen auch Angst von Unternehmen, Verwaltungen und Privatleuten, neue Medien kennenzulernen und anzuwenden.Die Teilnehmer der 6.Berliner Gespräche, zu denen der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen am Sonnabend ins Rote Rathaus eingeladen hatte und die unter der Überschrift "Informationsgesellschaft Berlin 2000" standen, betonten eindringlich, daß die Chancen und Wechselwirkungen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK) weitaus stärker ins öffentliche Bewußtsein gerückt werden müssen.

"Die Fähigkeit, den Wandel aktiv zu managen, Change Management zu betreiben, wird das herausragende Unterscheidungskriterium in der global vernetzten Welt", formulierte mit Blick auf die Veränderungen in den Unternehmen Hermann-Josef Lamberti, Chef der IBM Deutschland GmbH.Hoffnungen setzt Lamberti dabei auf die "Nintendo-Generation der ersten Stunde", die jetzt Verantwortung in den Unternehmen übernehme und keine Berührungsängste mehr im Umgang etwa mit Inter- oder Intranet habe.Wer im Wettbewerb mithalten wolle, müsse den Wandel der Wertschöpfungsketten aktiv begleiten, Wissensmanagement als zentrales Element des Wandels begreifen, Hierarchien aufbrechen und neue Arbeitsmodelle zulassen.Das Internet-Geschäft dürfe nicht den "Freaks" überlassen werden, warnte Lamberti, dazu sei der durchschnittliche Internet-Nutzer als Konsument viel zu attraktiv: Zwischen 24 und 44 Jahre alt und gut ausgebildet, verdiene er im Schnitt über 70 000 DM im Jahr.

"Die Pionier- und Abenteuerzeit im Netz ist längst vorbei", beschrieb Klaus Eierhoff, Vorstandsmitglied der Bertelsmann AG, den Entwicklungsstand.Nun komme es auf die Verknüpfung von Technologie und Inhalt an, in der neuen digitalen Medienwelt "wächst zusammen, was bislang nicht zusammen gehörte".Für die klassischen Medienunternehmen bedeute dies branchenübergreifende Kooperation."So schlecht sind wir nicht", assistierte Gerd Tenzer, Technik-Vorstand der Deutschen Telekom.Hinter den USA und Skandinavien nehme Deutschland Platz drei bei der Internet-Verbreitung ein.In anderthalb Jahren, so die Prognosen, werde sich das Volumen für Telekommunikationsleistungen hierzulande um rund 25 Prozent auf über 100 Mrd.DM vergrößern.Voraussetzung dafür sei freilich, daß der Wettbewerb funktioniere und fair bleibe.Gefahr für die Investitionsbereitschaft der IuK-Unternehmen sieht Tenzer in der Politik der Regulierungsbehörde, etwa bei der Festlegung der sogenannten Interconnection-Tarife.Hier seien "historisch gewachsene Alt- und Sonderlasten" der Telekom unberücksichtigt geblieben, der Tarif sei "ganz klar nicht kostendeckend".

Berlin bescheinigten die Teilnehmer des Forums am Sonnabend gute Voraussetzungen, die Herausforderungen des IuK-Zeitalters meistern zu können.Diepgen sagte, die Stadt verfüge über die "Rohstoffe der Informationsgesellschaft": 62 000 Kilometer Glasfasernetz, 1,3 Millionen Teilnehmer, 70 000 Beschäftigte bei Verlagen, Hörfunk-, Film- und Fernsehproduktionen, Datenverarbeitungs- und Softwarefirmen.HENRIK MORTSIEFER

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