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Wirtschaft: Die Post durchkreuzt große Pläne von UPS

Nachdem sich die Grenzen Europas geöffnet haben und der Euro eingeführt ist, sollten goldene Zeiten für den United Parcel Service (UPS) von Amerika anbrechen.Schließlich hat sich der Gigant im Zustellungsdienst jahrelang darauf vorbereitet, gegenüber den lokalen Konkurrenten, die über ganz Europa verstreut sind, abzusahnen.

Nachdem sich die Grenzen Europas geöffnet haben und der Euro eingeführt ist, sollten goldene Zeiten für den United Parcel Service (UPS) von Amerika anbrechen.Schließlich hat sich der Gigant im Zustellungsdienst jahrelang darauf vorbereitet, gegenüber den lokalen Konkurrenten, die über ganz Europa verstreut sind, abzusahnen.UPS hat mehr als eine Mrd.Dollar in den Aufkauf und die Integration europäischer Speditionsfirmen investiert.Er hat einen gewaltigen Fahrzeugpark von 10 000 Lieferwagen geschaffen, um die Straßen der alten Welt am Tag zu befahren, und mehr als 40 Frachtflugzeuge angeschafft, um in der Nacht durch ein riesiges Luftfahrtzentrum die Region zu beliefern.Im Laufe der Zeit wurde die Firma, die ihren Sitz in Atlanta hat, die größte Paketzustellungsfirma in Europa.Sie hat zwei Hauptgeschäftszweige: einen transatlantischen Eilzustellungsdienst und einen großen innereuropäischen Betrieb, der Güter innerhalb und zwischen den europäischen Ländern zustellt.

Aber die Dämmerung des neuen Europas leitet nicht die goldenen Zeiten ein, die sich UPS versprochen hat.Während sein Transatlantikgeschäft sehr gewinnbringend ist, wird sein lokaler Zustellungsdienst durch die einst schmucklosen Postämter der Deutschen Post AG vernichtend geschlagen.Unter dem Druck der Europäischen Kommission, den freien Wettbewerb im Brief- und Paketdienst zuzulassen, haben die nationalen Regierungen in Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden und anderswo die Post privatisiert.Die einst aufgedunsenen Postbehörden haben schnell reagiert, um ihr Geschäft wettbewerbsfähig zu machen.Sie stellten Führungskräfte aus der Privatwirtschaft ein, verkauften Aktien, strichen Kosten zusammen, investierten Unsummen in die Modernisierung ihrer Sortiersysteme und griffen ihre Reserven an, um teure Anschaffungen zu tätigen.Das Ergebnis: Preiskriege machen die einst großen Hoffnungen von UPS zunichte.Der Ertrag des außer-amerikanischen Marktes soll 1998 von etwa 1,1 Mrd.Dollar 1994 auf ungefähr 850 Mill.Dollar gefallen sein.Insgesamt belaufen sich die Verluste von UPS in den 90er Jahren auf nahezu 1,5 Mrd.Dollar.Die meisten Verluste wurden in Europa gemacht.

Die Erneuerung der europäischen Postämter kann den amerikanischen Firmen, die große Ambitionen in Europa haben, als warnendes Beispiel dienen.Denn sogar auf Gebieten, in denen amerikanische Firmen innovativ waren, wie bei dem Zustellungsdienst, könnte sich die europäische Konkurrenz - sogar bei früher staatlich geleiteten Unternehmen - als weit dynamischer erweisen, als ihre amerikanischen Rivalen annehmen.Innerhalb der nächsten fünf Jahre "werden wir ein europaweites Netz aufgebaut haben", sagt der Präsident der Deutschen Post AG, Klaus Zumwinkel, ein frühere Unternehmensberater von McKinsey & Co., der die Umstrukturierung der deutschen Post beaufsichtigt."Wir haben die finanziellen Mittel.Wir sind praktisch schuldenfrei." Er hat vor, dem Markenzeichen der Deutschen Post, der leuchtend gelben Farbe und dem Posthorn, zu internationaler Bedeutung zu verhelfen."Unser Ziel ist es, dem gelben Wagen in Europa die Bedeutung zu verschaffen, die der braune Wagen von UPS in den USA hat", sagt er.

Als UPS 1976 in Deutschland anfing, schien er zahlreiche Möglichkeiten zu haben, die Erwartungen der Kunden zu steigern und aus ihnen Profit zu schlagen.1990 entdeckte aber auch Europa diese Möglichkeiten.Die deutsche Regierung bat Klaus Zumwinkel, einen Absolventen der renommierten Wharton School of Business und früheren Leiter eines Versandhauses, die Deutsche Post zu übernehmen.Seitdem hat Zumwinkel Milliarden von D-Mark in hochtechnologische Systeme und den Aufkauf von Gesellschaften gesteckt.Sein Ziel: Die Deutschen Post AG in eine nahezu unerschütterliche Marktposition zu bringen, bevor das Unternehmen durch eine Reihe öffentlicher Zeichnungsangebote, die 2003 enden, vollständig privatisiert wird.Die Deutsche Post schloß Dutzende ineffizienter Postämter, strich 130 000 von 380 000 Stellen und führte Finanzreformen durch.Das Dienstleistungsniveau verbesserte sich dramatisch: Der Anteil der über Nacht zugestellten Briefpost ist von 60 Prozent auf über 90 Prozent gestiegen, und fast alle Briefe kommem innerhalb von 48 Stunden an, sagt Zumwinkel.Gleichzeitig hat der Post-Chef den Preis für die Briefpost auf einem Niveau gehalten, das eines der höchsten der Welt ist.Diese Preise helfen der Deutschen Post, 1997 zum ersten Mal seit langer Zeit, Gewinn zu erzielen.Zumwinkel erwartet, daß er einen Nettogewinn von über einer Mrd.DM für 1998 melden kann.

UPS behauptet in einer Klage an die Europäische Kommission, daß die Deutsche Post ihren Angriff auf private Anbieter illegal durch hohe Preise bei der Briefpost finanziert.Zumwinkel streitet die Beschuldigungen ab und macht geltend, daß die Deutsche Post sich innerhalb des EU-Rechts bewege.Die Kommission hat über den Fall noch nicht entschieden.Die Entscheidung Zumwinkels, für 4,1 Mrd.DM ein Netz von 33 hochtechnologischen Paketsortier-Zentren in Deutschland aus dem Boden zu stampfen, war für UPS und andere Anbieter niederschmetternd.Um die Zentren zu füllen, begann die deutsche Post, die Frachttarife radikal herabzusetzen.Zumwinkels Aktivitäten haben bereits zu einer Neuorientierung in dem 27 Mrd.Dollar Markt für die Zustellung von Briefen und Paketen in Europa geführt.

Anfang letzten Jahres kaufte die Deutsche Post 25 Prozent der DHL International in Brüssel, der führenden internationalen Kurierfirma außerhalb der USA.Im September übernahm sie die Global Mail, eine kleine, aber prosperierende private Versandfirma in den USA.Im Dezember kaufte sie für 330 Mill.Dollar 50 Prozent der Paketverteilungsstelle der englischen Securicor und noch vor Jahresende unterbreitete sie der Danzas Holding AG, einer großen europäischen Speditionsfirma mit Sitz in der Schweiz, ein Übernahmeangebot.Weitere Übernahmen werden folgen.Unabhängig davon, ob die Deutsche Post Erfolg haben wird, hat ihre Offensive UPS bereits schwer getroffen.Um die Kunden zu halten, hat UPS dramatische Schritte unternommen.Das Unternehmen setzte die Tarife für gute Kunden radikal herab und trennte sich von unrentablen Geschäftszweigen.1996 organisierte es seine Geschäfte in Europa neu, indem es den Betrieb seiner 16 europäischen Lieferfirmen vereinheitlichte.

Innerhalb Deutschlands und anderer europäischer Länder, auf die UPS so große Hoffnungen gesetzt hatte, muß es aber weiterhin darum kämpfen, seinen Anteil am Markt zu halten.Gut unterrichteten Kreisen zufolge soll UPS auch die Möglichkeit in Betracht gezogen haben, mit anderen Firmen ein Bündnis zu schließen, etwa mit La Poste und TNT Post Group.Bisher ist es aber zu keiner Vereinbarung gekommen."Wenn jemand mit einem attraktiven Angebot zu uns käme, würden wir das in Erwägung ziehen", so der Präsident von UPS international."Aber", fügt er hinzu, "wenn wir es alleine schaffen müssen, dann sind wir mehr als bereit, das zu tun."

DOUGLAS A.BLACKMON

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