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Wirtschaft: Die Post steht auf der Bremse (Kommentar)

Noch knapp ein halbes Jahr, dann will die Bundesregierung den ersten Teil ihres Post-Besitzes privatisieren. Soll der Börsengang ein Erfolg werden, muss der Bund den Marktteilnehmern ein modernes und wettbewerbsfähiges Unternehmen präsentieren.

Von Antje Sirleschtov

Noch knapp ein halbes Jahr, dann will die Bundesregierung den ersten Teil ihres Post-Besitzes privatisieren. Soll der Börsengang ein Erfolg werden, muss der Bund den Marktteilnehmern ein modernes und wettbewerbsfähiges Unternehmen präsentieren. Post-Chef Klaus Zumwinckel arbeitet auf dieses Ziel hin, etwa durch den Zukauf von Logistik-Beteiligungen in aller Welt und der Errichtung eines internationalen Netzwerkes. Auch die Erweiterung der Internet-Dienste weist in diese Richtung. Allein, für die Finanzmärkte reicht es nicht anzukündigen, jedem Bundesbürger seinen persönlichen Internet-Briefkasten zur Verfügung zu stellen. Die Modernität eines Unternehmens beurteilen Anleger nach dem Potenzial desselben, im Wettbewerb zu bestehen. Und in dieser Hinsicht sendet der Eigentümer der deutschen Post kurz vor dem Börsengang die falschen Signale aus. Statt die Ertragskraft der Post mit einer - wenn auch nur symbolischen - Senkung des Briefportos zu dokumentieren, brüskierte Bundeswirtschaftsminister Werner Müller erst die Preisaufsichtsbehörden mit der Weisung, das bestehende Briefporto für den Monopolisten aufrecht zu erhalten, um dann auch noch mit der Warnung zu verunsichern, dass die Bundesregierung bereit ist, dieses Briefmonopol über 2003 hinaus aufrecht zu erhalten, wenn die Liberalisierung des Postmarktes europaweit nicht voran kommt. Zugegeben: Auch den künftigen Post-Aktionären kann nicht daran gelegen sein, dass Europa ein Post-Monopol bleibt. Doch die deutsche Bundesregierung täte besser daran, diesen Liberalisierungsprozess offen zu beschleunigen, statt in Bremsmanövern zu verharren und den Finanzmärkten das Gefühl zu geben, die Post sei für den Wettbewerb und den Börsengang nicht reif.

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