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Wirtschaft: „Die Preise bleiben stabil“ Die Elektronikbranche erwartet ein Rekordjahr

Herr Kamp, die Nachfrage nach Flachbildschirmen, Digitalkameras und MP3-Playern ist riesig. Wie gut wird 2006 für die Unterhaltungselektronik-Branche?

Herr Kamp, die Nachfrage nach Flachbildschirmen, Digitalkameras und MP3-Playern ist riesig. Wie gut wird 2006 für die Unterhaltungselektronik-Branche?

Schon 2005 ist der Markt unerwartet stark um knapp acht Prozent auf 21,7 Milliarden Euro gewachsen. 2006 hält dieser Trend an. Die klassische Unterhaltungselektronik entwickelt sich neben den Bereichen Information, Telekommunikation und Computer dabei am dynamischsten. Wir rechnen mit einem Volumen von deutlich mehr als 22 Milliarden Euro.

Und 2007 droht der Branche wegen der Mehrwertsteuererhöhung die Flaute?

Das glaube ich nicht. Sicherlich werden viele Konsumenten vor dem Jahreswechsel noch einkaufen gehen und vor der WM wurden schon sehr viele Fernseher gekauft. Aber der Ersatzbedarf bleibt groß. Bei klassischen Fernsehern liegt er bei 70 Prozent. 45 Millionen TV-Geräte in Deutschland haben noch eine alte Bildröhre. Plasma- oder LCD-Fernseher stehen ganz oben auf den Wunschlisten.

Werden Fernseher 2007 nicht teurer?

Der Preisverfall bei Flachbildschirmen lag in der Vergangenheit bei mehr als zehn Prozent. Das wird die Steuererhöhung mehr als ausgleichen. Die Hersteller versuchen, bei neuen Modellen die Preise stabil zu halten, dafür aber Technik und Ausstattung zu verbessern.

Bedauern Sie, dass Philips keine Fernseher mehr auf dem boomenden deutschen Markt baut?

Dem Konsumenten ist egal, wo ein Fernseher gebaut wird. Er will ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, einen guten Service, Zuverlässigkeit. Wir produzieren für den Weltmarkt und wären mit der Fertigung in Deutschland nicht wettbewerbsfähig. Ich habe aber großen Respekt vor Firmen wie Metz oder Loewe, die noch in Deutschland produzieren – für den Premiumbereich.

Luxus als letzte Chance für den Standort Deutschland?

Vergessen Sie nicht die vielen mittelständischen Zulieferer, den Handel, die Logistik, den Service. Sie schaffen mittelbar Hunderttausende von Arbeitsplätzen in der Unterhaltungselektronik.

Sind wir vom Land der Ingenieure zum Land der Anwender geworden?

In der klassischen Unterhaltungselektronik ganz sicher. Es sind ein paar Nischen geblieben, bei Lautsprechern, auf dem Spielemarkt, im Softwarebereich. Im IT- und Computerbereich gibt es hingegen noch gefragte Entwicklungsingenieure. Die Produktion findet aber häufig in anderen Ländern statt.

Das Interview führte Henrik Mortsiefer

Hans-Joachim Kamp ist Deutschland-Chef von Philips. Er ist zugleich Vorstandsvorsitzender der Ifa und Vorsitzender des Fachverbandes Consumer Electronics im Branchenverband ZVEI.

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