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Wirtschaft: Die Preise bleiben stabil

Inflation bei 0,9 Prozent Industrie setzt mehr um

Berlin - Trotz des Aufschwungs steigen die Lebenshaltungskosten in Deutschland nur langsam. Im Juni erhöhten sich die Verbraucherpreise nur noch um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit und bestätigte damit seine frühere Schätzung. Im Mai hatte es mit 1,2 Prozent noch den stärksten Anstieg seit anderthalb Jahren gegeben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht stabile Preise bei Werten bis knapp unter zwei Prozent gewährleistet. Experten erwarten, dass diese Marke weder in diesem noch im kommenden Jahr erreicht wird. „Die Konjunktur erholt sich zwar schneller als erwartet, doch die Wirtschaft hat ihr Vorkrisenniveau noch lange nicht erreicht“, sagte Commerzbank-Experte Ralph Solveen. „Die Nachfrage ist noch zu schwach, weshalb wir in den nächsten ein, zwei Jahren keinen starken Preisdruck sehen werden.“ Auch die niedrigen Lohnerhöhungen sprechen dagegen, dass die Unternehmen etwa höhere Energie- und Rohstoffkosten auf ihre Kunden abwälzen. „In einem solchen Umfeld können die Unternehmen kaum Preiserhöhungen durchsetzen“, sagte Unicredit-Experte Andreas Rees. „Sie nehmen lieber sinkende Gewinnmargen in Kauf.“

Auf längere Sicht befürchten einige Experten aber schneller steigende Preise, weil die EZB die Märkte wegen der Finanzkrise mit billigem Geld geflutet hat. „Langfristig drohen höhere Inflationsraten als früher“, sagte Solveen. Das Ifo-Institut sagt für 2010 eine Rate von 1,1 Prozent und für 2011 von 1,5 Prozent voraus.“

Preistreiber Nummer eins ist Energie. „Die Inflationsrate wird nach wie vor von den Preisentwicklungen der Energieprodukte geprägt“, schrieben die Statistiker. Diesel und Benzin kosteten 8,5 Prozent und leichtes Heizöl sogar 23,5 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Ohne Mineralölprodukte hätte die Teuerungsrate lediglich 0,4 Prozent betragen. Entlastet wurden die Portemonnaies der Verbraucher durch die Gaspreise, die um 8,9 Prozent fielen. Lebensmittel verteuerten sich dagegen um 1,2 Prozent.

Die Serie guter Nachrichten aus der Industrie setzt sich unterdessen fort: Nach Produktion und Exporten zog im Mai auch der Umsatz deutlich an. Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes nahmen 3,7 Prozent mehr ein als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. „Das war der stärkste Zuwachs seit einem Jahr“, hieß es. Das Auslandsgeschäft zog mit 5,1 Prozent fast doppelt so schnell an wie der Umsatz auf dem Heimatmarkt. Die Autoindustrie meldete mit 8,8 Prozent den größten Zuwachs.

Auch die Zahl der Firmenpleiten ist im Aufschwung rückläufig: im April sank sie erstmals seit mehr als einem Jahr. 2 794 Unternehmen mussten den Gang zum Insolvenzrichter antreten – 6,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der Verbraucherpleiten nahm hingegen wieder zu: Mit 8 779 Fällen lag sie im April um 6,4 Prozent höher als 2009. rtr/dpa

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