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Wirtschaft: Die Rabattschlacht der Reiseriesen

Die Kunden profitieren von zahlreichen Sonderangeboten. Aber Last-Minute-Preise sind nicht zu schlagen

Von Flora Wisdorff und

Heike Jahberg

Der Countdown läuft. Mit Rabatten und befristeten Aktionen versuchen die großen Reiseveranstalter, ihr flaues Buchungsgeschäft zu beleben. Die Branchenriesen Tui und Thomas Cook gewähren Kunden, die bis zum 31. März buchen, Frühbucherrabatte, Konkurrent ITS hat den Zeitraum sogar bis zum 30. April verlängert. Bei der Tui können zudem früh gebuchte Reisen bis acht Wochen vor dem Abflug kostenlos umgebucht werden.

Umworben werden vor allem Familien. Diese profitieren zusätzlich von Kinderfestpreisen, die deutlich unter den Sätzen liegen, die Erwachsene zahlen müssen. Denn viele Eltern mit Kindern, die in der Vergangenheit treue Kunden der Reiseveranstalter waren, halten sich mit Buchungen zurück. Zu groß sind die Sorgen um den Arbeitsplatz und die Furcht vor dem Ausbruch des Irak-Kriegs. Die Veranstalter sind unzufrieden. Schon im vergangenen Jahr waren die Buchungen um 12 Prozent zurückgegangen, in den ersten Monaten dieses Jahres gab es nun einen erneuten Einbruch. Verglichen mit dem Vorjahr seien im Januar und Februar noch einmal acht Prozent weniger Flugreisen verkauft worden, berichtet Dorothea Hohn vom Buchungssystem Start Amadeus.

40 Euro gespart

Ob sich das Frühbuchen lohnt, hängt von dem einzelnen Angebot ab. Bei der Tui kostet eine zweiwöchige Reise nach Mallorca im Vier-Sterne-Hotel mit Halbpension 694 Euro. Frühbucher sparen 40 Euro pro Woche und Person. Fährt man auf die Malediven in ein 5,5-Sterne Hotel für zwei Wochen mit Halbpension, kann jeder Frühbucher insgesamt 100 Euro sparen. Der Gesamtpreis beträgt allerdings 2768 Euro. Meist geht der Rabatt für Frühbucher aber nicht weit über fünf Prozent hinaus. Dennoch kann es sich lohnen, diesen Vorteil mitzunehmen, wenn man ohnedies in ein bestimmtes Hotel möchte und an die Schulferien gebunden ist. Auch wer besonders edel verreisen will, sollte früh buchen: „Die Angebote der ganz gehobenen Klasse sind erfahrungsgemäß schnell weg", sagt Bernd Rimele von der Tui. Das liege am knappen Angebot.

Wer flexibel ist, sollte aber abwarten – das gilt auch für Familien. Denn trotz der verschiedenen Rabatte sind Last-Minute-Angebote in jedem Fall günstiger. Bis zu 50 Prozent Preisnachlass bietet Branchenführer Ltur, im Schnitt liegen die Nachlässe zwischen 15 und 20 Prozent. Das Angebot reiche auch in den Schulferienzeiten für Familien aus, meint Günther Buchholz, Geschäftsführer von IT Travel, der in Deutschland die größte veranstalterübergreifende Datenbank von Last-Minute-Reisen betreibt. Obwohl die traditionellen Anbieter ihre Kapazitäten insgesamt zurückgefahren hätten, gebe es nicht weniger Last-Minute-Angebote, sagt Tanja Huber von Ltur, die von Neckermann und der Tui nicht verkaufte Reisen als Last-Minute-Angebote verkaufen. „Wir haben auch unsere eigenen Hotels und sind unabhängig von den Veranstaltern", sagt Huber.

Reisen von Tchibo

Wer günstiger reisen will als bei den traditionellen Veranstaltern, sich aber nicht auf Last-Minute-Angebote verlassen will, kann bei Direktveranstaltern buchen – oder im Kaffeegeschäft. Seit über drei Jahren arbeitet Tchibo mit der Tui-Tochter Berge & Meer zusammen. Gebucht wird übers Internet oder per Telefon. Die Preise liegen deutlich unter den klassischen Angeboten, weil man auf jeden Fall die Reisebüroprovision von zehn Prozent spart. Tui möchte dieses Modell gern auch auf andere Vertriebspartner ausdehnen und führt derzeit Gespräche mit dem Discounter Aldi.

Wer nicht pauschal, sondern auf eigene Faust reisen und denselben Komfort wie bei einer Pauschalreise will, dürfte in den meisten Fällen tiefer in die Tasche greifen. Eine Alternative dazu sind so genannte Baukastenreisen. Hier stellt man Flug, Hotel und Mietwagen getrennt zusammen. Das ist zwar im Schnitt teurer als eine komplette Pauschalreise, aber immer noch billiger, als auf eigene Faust zu reisen.

„Die Pauschalreisen werden immer flexibler", sagt Buchholz. Das so genannte „Dynamic Packaging" sei stark im Kommen. Eine neue Generation von Software erleichtert das eigenhändige Kombinieren von Pauschalreise-Bausteinen – auch bei Billigangeboten. So gibt es etwa bei Ltur seit November das „Flyloco-Portal", auf dem Ltur mit Air Berlin, Hapag-Lloyd-Express und demnächst auch Germanwings zusammenarbeitet. Die Software sucht für das gewünschte Datum die preiswertesten Billigflüge heraus, und das kann man dann mit einem entsprechenden Hotelangebot kombinieren – und zum Beispiel am Wochenende für 111 Euro von Berlin nach London fliegen, zwei Übernachtungen in einem einfachen Hotel inklusive.

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