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Wirtschaft: Die Regierung soll die Wende bringen

Frühestens 1999 gibt es mehr Arbeitsplätze in Berlin / Weiterer Stellenabbau in der IndustrieVon ALFONS FRESE BERLIN. Berlin wird den Ruf als die Hauptstadt der Arbeitslosen auch im kommenden Jahr nicht ablegen können.

Frühestens 1999 gibt es mehr Arbeitsplätze in Berlin / Weiterer Stellenabbau in der IndustrieVon ALFONS FRESE

BERLIN. Berlin wird den Ruf als die Hauptstadt der Arbeitslosen auch im kommenden Jahr nicht ablegen können.Im Gegenteil.In Privatunternehmen wie im öffentlichen Dienst streichen die Personalchefs noch mehr Stellen.Frühestens im übernächsten Jahr wird es mehr Arbeitsplätze geben.Die Wende auf dem Arbeitsmarkt, so die Hoffung allerorten, sollen Beamte und Lobbyisten, Medienleute und Diplomaten im Schlepptau von Regierung und Parlament bringen.Berlin braucht wieder Hilfe von außen.Das sogenannte endogene Potential ist zu schwach: Vor allem aufgrund der Exportschwäche des produzierenden Gewerbes sowie der Investitionen und Wachstum hemmenden desaströsen Finanzlage des Landes.Einerseits der zu schnelle Abbau von Berlinhilfe und -förderung im Westteil und andererseits der Zusammenbruch der Kombinate im Ostteil haben die Zahl der Beschäftigten dramatisch sinken lassen.Ende des letzten Jahres zählten die Statistiker 1,484 Millionen Erwerbstätige in der Stadt, 1989 hatte es in Berlin noch knapp 1,8 Millionen gegeben. Die größten Probleme gibt es nach wie vor in der Industrie.Nachdem seit der Wende rund 200 000 Industriearbeitsplätze abgebaut wurden, hat sich der Trend nach unten endlich abgeschwächt.Gestoppt ist er nicht.Im ersten Halbjahr gingen weitere 2430 Stellen im verarbeitenden Gewerbe verloren, 126 000 Berliner waren im Juni noch in Industriefirmen tätig."Auch künftig fallen mehr Arbeitsplätze weg als neue entstehen", resümiert die IHK ihre jüngste Konjunkturumfrage.Er könne "keine Hinweise" erkennen, daß der Arbeitsmarkt im kommenden Jahr in Bewegung komme, sagte der Präsident des Landesarbeitsamtes, Claus Clausnitzer, bei der Vorlage der letzten Statistik.Die Stadt stehe "vor einem schweren Winter".Ende Oktober zählten die Arbeitsämter 270 300 Arbeitslose, 36 400 mehr als vor einem Jahr.Die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 13,7 Prozent auf 15,9 Prozent.Die meisten arbeitslosen Berliner kommen aus Verwaltungs- und Büroberufe (40 300), sind Warenkaufleuten (21 700) oder Schlossern und Mechanikern (14 800) sowie Bauleute (14 600).Mit Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik (u.a.Weiterbildung und AMB) werden gegenwärtig rund 43 000 Personen aufgefangen. Auf konjunkturelle Impulse können die Arbeitslosen kurzfristig nicht hoffen.Neben der "anhaltenden Reduzierung der Beschäftigung in der Industrie" (Senatsverwaltung für Wirtschaft), sieht es vor allem im Baugewerbe und im Einzelhandel triste aus."Auch die Einsparungen im öffentlichen Dienst werden sich dämpfend auf die Arbeitsplatzentwicklung insgesamt in Berlin auswirken", heißt es im Jahreswirtschaftbericht des Senats.Ins gleichen Horn stößt die Handwerkskammer."Das Berliner Handwerk hat im ersten Halbjahr einen Beschäftigungsrückgang von 11 000 Mitarbeitern zu verkraften; wenn nicht alle Reserven mobilisiert werden, um die bereitgestellten öffentlichen Mittel regionalwirksam umzusetzen, dann stehen Arbeits- und Ausbildungsplätze auf dem Spiel", so Handwerkerpräsident Hans-Dieter Blaese.Bleibt das weite Feld der privaten Dienstleistungen, auf dem Berlin nach wie vor Nachholbedarf hat.In diesem Bereich wird es voraussichtlich ein paar Stellen mehr geben.

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